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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Domänen isoliert waren, wie man ihnen mit Argwohn und Misstrauen begegnete, und er war entschlossen gewesen, diese Einstellung zu ändern. Weniger als ein Jahr in der Legislative hatte ihn von seinem Idealismus größtenteils befreit und die zynische Selbstbedienungsmentalität vieler Kollegen im Abgeordnetenhaus ließ ihn gering von der Menschheit denken. Doch nun war seine idealistische Sicht von damals wieder da, wärmte und ermutigte ihn, und die Angst, er könnte scheitern, begann an seinem Selbstvertrauen zu nagen. Das hier war seine Chance, die Domäne Aldaran zu erlösen, dem Rat der Comyn zu beweisen, dass nicht alle Mitglieder seiner Familie Verräter waren.
Die Sache war sehr gefährlich, und Domenic wurde womöglich verletzt oder sogar getötet. Unbarmherzig schätzte er die Lage ab, ohne etwas auszulassen. Er wusste in seinem Herzen, dass er sterben würde für Darkover, für Mikhail Hastur und den Comyn. Falls das Mordkomplott gelang, wären Katherine und die Kinder schließlich in noch größerer Gefahr.
Und was war mit Domenic? Sollte er den Jungen in die Stadt zurückschicken? Er war hin- und hergerissen. Er konnte dessen Alton-Gabe eventuell gut gebrauchen, kein Zweifel. Aber rechtfertigte das, den Jungen solcher Gefahr auszusetzen?
Herm war sich seit Jahrzehnten nicht so unsicher gewesen.
Er spürte den Geschmack von Essig im Mund, und sein Magen schäumte um den schweren Haferbrei herum. Er musste verrückt sein, wenn er glaubte, die Föderation mit nur einem jungen Mann und einer Gruppe Entsagender als Bundesgenossen herausfordern zu können. Aber er war nicht allein, und die Entscheidung lag nicht ausschließlich bei ihm. Allein die Tatsache, dass die Entsagenden gekommen waren und dass Domenic nach dieser Nacht nicht den Befehl erhalten hatte, auf Burg Comyn zurückzukehren, legte den Schluss nahe, dass etwas im Gange war, von dem Herm nichts wusste. Was hatte Danilo Syrtis-Ardais gesagt – dass es vielleicht keine schlechte Idee sei, wenn Domenic ein paar Tage weg wäre? Herm hatte kaum auf die Bemerkung geachtet, aber nun bekam sie einen düsteren Klang. Domenic war hier vielleicht sicherer als in seinem Bett – ein Gedanke, der Herm bis ins Mark erschütterte.
Er überlegte fieberhaft. Was ging da vor? Hatte der Junge einen Feind in der Burg, von dem er nichts wusste? Er dachte daran, was er über Javannes Gegnerschaft sowohl zu ihrem Sohn als auch ihrem Enkel gehört hatte, und dass Mikhail zwar der designierte Erbe von Regis Hastur war, manche Leute aber die Ansicht vertraten, er sollte es nicht sein. Zufrieden, weil er eine logische Erklärung für alles gefunden hatte, beruhigte er sich ein wenig. Er musste nichts weiter tun, als Domenic beschützen und die Pläne der Föderation vereiteln.
Bei diesem Gedanken meldete sich Herms sarkastischer Humor zu Wort. Demnächst würde er sich noch einbilden, ohne die Hilfe terranischer Technik fliegen zu können! „Wir müssen herausfinden, wohin das Fahrende Volk von hier aus zieht“, sagte er.
„Das ist leicht. Ich habe den Namen Carcosa bei mehreren von ihnen aufgeschnappt. Dort wollen sie anscheinend heute Abend eine Vorstellung geben.“ Domenic lächelte selbstzufrieden, weil er diese Information liefern konnte.
„Das liegt weniger als einen halben Tagesritt entfernt, aber mit den Wagen werden sie länger brauchen“, ergänzte Rafaela. „Wie es aussieht, bereiten sie sich gerade auf die Abreise vor.“ Sie nickte, dass die wilden Locken unter der Strickmütze in Bewegung gerieten.
Herm sah über die Straße, wo die Maultiere soeben in die Zugriemen der Wagen gespannt wurden. Es herrschte ein großes Geschrei und eine hübsch anzusehende Betriebsamkeit.
„Dann sollten wir vor ihnen aufbrechen, würde ich meinen.“ „Gut.“ Rafaella drehte sich um und ging zu ihren Schwestern hinüber, sichtlich zufrieden mit diesem Plan. Gleichzeitig machte sich der Fremde. der sich mit Vancof getroffen hatte, auf den Weg in Richtung Stadttor. Offenbar war seine Aufgabe erfüllt.
Domenic sah sic h das Gesicht des Mannes genau an, als dieser an ihm vorüberkam, dann bestieg er mit einem verächtlichen Schnauben die Stute, die Herm für ihn mitgebracht hatte. Er warf einen Blick auf den gescheckten Wallach und schüttelte den Kopf. „Musstest du unbedingt die elendesten Klepper im ganzen Stall aussuchen?“ „Ich wollte keine Aufmerksamkeit auf uns lenken, was zweifellos der Fall gewesen wäre, wenn ich ein prächtiges Pferd genommen hätte”,

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