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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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übrigen Männer das Grab mit der losen Erde des Aushubs zu füllen. Sie beendeten die Aufgabe schweigend, und dieses Schweigen hielt auch noch an, als sie ihre Pferde einsammelten und den Rückweg nach Thendara antraten.
    Epilog
    Tage und Wochen waren vergangen. Der Herbst war verblasst, und der Winter hatte Darkover in seinen eisigen Griff genommen. An einem kalten Morgen standen Marguerida und Mikhail zusammen mit ihrem Sohn Rhodri auf der Brustwehr von Burg Comyn, an einer Stelle, die man vom Schnee geräumt hatte. Die Kälte von den blank gefegten Steinen kroch in Margueridas Stiefel und unter die vielen Flanellunterröcke, die sie trug. Sie achtete jedoch kaum auf die Unannehmlichkeit und zog nur den schweren Umhang fester um ihren Körper. Thendara lag in eine weiße Decke gehüllt zu ihren Füßen und glitzerte im trüben Sonnenlicht, das durch die Wolken drang, aber sie hatte keine Augen für die Stadt.
    Marguerida blickte angestrengt zu dem Gebäudekomplex, den sie gerade noch mit bloßem Auge erkennen konnte. Undeutlich machte sie die hässlichen, rechteckigen Bauten des Hauptquartiers aus, in dem die Föderation hundert Jahre lang ihre Präsenz auf Darkover aufrechterhalten hatte. Die ausgedehnten Flächen des Rollfelds neben den Gebäuden waren mit Schnee bedeckt, und falls sich dort Leute bewegten, waren sie zu weit entfernt, als dass man sie ohne Fernglas sehen konnte.
    Das eine, das sie besaßen, wurde rücksichtslos von Rhodri mit Beschlag belegt, der so aufgeregt war, als handelte es sich hier um eine wundervolle Veranstaltung und nicht um ein schwieriges und kompliziertes Ereignis. Der Junge war einfach unbezähmbar.
    Noch tat sich nichts, und Marguerida ließ ihre Konzentration sinken. Sie dachte daran, was seit ihrer Rückkehr nach Thendara vor vierzig Tagen geschehen war. Damals war sie erleichtert gewesen, dass alles vorbei war, und voller Trauer über den Tribut an Menschenleben, sie war durch und durch erschöpft und niedergeschlagen gewesen. Essen und Schlaf hatten sie körperlich wiederhergestellt, aber wie Mikhail war sie in einer mutlosen Stimmung verharrt. Marguerida konnte nur hoffen, dass sie nach dem endgültigen Abzug der Föderation wieder anfingen, sie selbst zu werden. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie nie mehr zu denen werden konnten, die sie vorher gewesen waren. Was sie gemeinsam an der alten Nordstraße getan hatten, würde sie immer verfolgen, so Unvermeidlich wie der Tod, den sie verursacht hatten.
    Es hatte beiden alle im Lauf der Zeit erworbene Disziplin abverlangt, die Tage nach ihrer Rückkehr in die Stadt zu überstehen. Anstelle einer triumphalen Siegesfeier hatte sie eine Unzahl von Problemen erwartet, denen sie sich stellen mussten. Dom Francisco erholte sich langsam von seinen Verletzungen, und der Rat der Comyn hatte noch zu entscheiden, wie genau er für seinen Verrat an Mikhail büßen sollte, Allgemein unstrittig war, dass er seinen Sitz im Rat zu Gunsten seines Sohnes aufgeben musste, aber ob er hingerichtet wurde oder nicht, blieb ein Thema für turbulente künftige Auseinandersetzungen.
    Mit den wenigen Überlebenden der Schlacht an der Straße – zehn Techniker und ein halbes Dutzend Soldaten – waren sie so freundlich wie möglich verfahren. Marguerida zitterte nicht nur vor Kälte, als sie daran dachte, denn es hatte ihre ethischen Maßstäbe nicht wenig verletzt. Sie und ihr Vater hatten die Alton-Gabe in einer abstoßenden Weise benutzt und sich am Gedächtnis der Techniker und Soldaten zu schaffen gemacht, so dass sie sich zwar an die Schlacht an der alten Nordstraße als solche erinnerten, aber nichts mehr von irgendwelchen außergewöhnlichen Vorfällen wussten. Als sie mit ihrer schändlichen Aufgabe fertig waren, blieb den Männern keine Erinnerung an die Lichtkugel, die ihre Kameraden so unbarmherzig dahingerafft hatte. „Was ich alles für Darkover getan habe“, hatte Lew kopfschüttelnd gemurmelt und sich zum ersten Mal seit Jahren wieder fürchterlich betrunken.
    Emmet Grayson, der glücklose planetarische Verwalter, hatte die Lücke gefüllt, die durch die Gefangennahme von Lyle Belfontaine entstanden war, Er hatte seine Empörung über den Angriff auf Burg Comyn zum Ausdruck gebracht und sich bemüht, das Beste aus der üblen Lage zu machen.
    Von ihm hatten sie erfahren, dass Dirck Vancofs Fluchtversuch missglückt war. Als er den Flieger auf der Landebahn aufgesetzt hatte und ihn in seiner einheimischen Tracht verließ, wurde er

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