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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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im Laufe eines Jahres abzahlen und mich, wenn ich es wünschte, auf die Fährte nach einem großen Reichtum setzen. Hatte es nie gesehen, wußte aber, daß es großer Reichtum war.
    Und da! Ja, als er mich draußen hatte, weinte er fast. Bat und flehte. Warf sich vor mir in den Schnee, bis ich ihn wieder hochzog. Schwatzte dummes Zeug wie ein Verrückter. Schwor, es sei ein Ziel, auf das er seit Jahren lossteuerte, und er könne es nicht ertragen, wenn es jetzt schiefginge. Ich fragte ihn, was für ein Ziel das sei, aber er wollte es nicht sagen. Er fürchtete, sie könnten den Einfall haben, ihn auf dem zweiten Teil der Reise abzusetzen, und dann bekäme er Dawson zwei Jahre lang nicht zu sehen, und es wäre zu spät. Nie in meinem Leben habe ich einen Menschen gesehen, der so auf etwas versessen war. Und als ich ihm sagte, daß ich ihm das Geld geben wollte, mußte ich ihn wieder aus dem Schnee ziehen. Ich sagte ihm, er könnte es als meinen Anteil an dem Unternehmen ansehen. Aber glaubst du, daß er darauf einging! Nein. Er schwor, er wolle mir alles geben, was er fände, mich reich machen wie einen Geizhals in seinen Träumen, und lauter solches Zeugs. Ein Mann, der sein Leben und seine Zeit wagt, wo ein anderer nur sein Geld wagt, findet es gewöhnlich hart genug, wenn er die Hälfte von dem, was er findet, abgeben soll. Aber hier steckt etwas anderes dahinter, Prince; merk dir, was ich sage. Wir werden noch von ihm zu hören bekommen im Lande – «
    »Und wenn nicht?«
    »Dann wird mein besseres Ich einen tüchtigen Stoß bekommen, und ich werde um einige sechzig Unzen ärmer sein.«
     
     
    Die kalte Jahreszeit mit den langen Nächten war gekommen, und die Sonne begann ihr altes Spiel an der südlichen Schneelinie, ehe man etwas von Malemute Kids Anteil hörte. Da hielt an einem rauhen Morgen Anfang Januar ein Zug schwerbeladener Hundeschlitten vor seiner Hütte am Stuart. Der Mann mit den Otternfellen war da, und mit ihm kam ein Mann, wie die Götter ihn jetzt fast zu erschaffen vergessen haben. Wo immer von Draufgängertum die Rede war, wo immer man Geld für nichts rechnete, da wurde der Name Axel Gundersons genannt, und wenn die Leute abends am Lagerfeuer saßen und von Kraft und Entschlossenheit redeten, da fiel sicher auch sein Name. Und wenn die Unterhaltung einschlief, so flammte sie wieder auf, sobald die Frau erwähnt wurde, die sein Geschick teilte.
    Wie gesagt: als die Götter Axel Gunderson erschufen, hatten sie sich erinnert, was sie in alten Zeiten vermocht, und ihn so erschaffen, wie die Männer waren, als die Erde jung war. Volle sieben Fuß ragte er empor in seiner malerischen Kleidung, die ihn als einen Eldorado-König bezeichnete. Brust, Hals und Kleider waren die eines Riesen, und um diese dreihundert Pfund Knochen und Muskeln tragen zu können, waren seine Schneeschuhe auch reichlich drei Fuß länger als die anderer Männer. Großzügig, mit buschigen Brauen, gewaltigen Kiefern und scharfen Augen vom blassesten Blau war sein Gesicht, das von einem Manne erzählte, der kein Gebot als das eigene kannte. Wie gelbe Seide von der Farbe reifen Korns umgab das bereifte Haar sein Gesicht und fiel ihm bis auf den Bärenpelz. Wie er jetzt an der Spitze der Hunde auf den schmalen Weg zur Hütte einbog, erinnerte etwas an ihm an die See; und er schlug mit dem dicken Ende der Hundepeitsche an Malemute Kids Tür wie ein nordischer Seeräuber auf einem Zuge nach Süden an das Burgtor gedonnert haben mag, um eingelassen zu werden.
    Prince entblößte seine frauenhaften Arme und begann den Schwarzbrotteig zu kneten, wobei er manchen Seitenblick auf die drei Gäste warf – aber es waren auch Gäste, wie sie vielleicht nur einmal in einem Menschenalter unter einem Dache zusammenkommen.
    Der merkwürdige Mensch, dem Malemute Kid den Namen Odysseus gegeben hatte, hielt ihn immer noch in seinem Bann.
    Aber sein Hauptinteresse galt doch Axel Gunderson und dessen Frau. Sie war von der Reise etwas mitgenommen, denn sie hatte seit der Zeit, als ihr Mann zu Reichtum gekommen war, ein verwöhntes Leben in warmen behaglichen Wohnungen gelebt, und sie war müde. Sie ruhte an seiner breiten Brust, wie eine zarte Blume sich an eine Mauer lehnt, während sie zögernd Malemute Kid auf seine gutmütigen Scherze antwortete und Princes Blut seltsam pochen ließ, wenn ein Blick aus ihren tiefen, schwarzen Augen ihn zufällig streifte. Denn Prince war ein Mann, und ein gesunder und kräftiger dazu, und er hatte seit vielen

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