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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Mischlinge oder Bois brules. Der Kerl mit der Schärpe um den Leib – beachte seine Augenbrauen und die Form seiner Kiefer – zeigt klar und deutlich, daß sich ein Schotte in das verräucherte Zelt seiner Mutter verirrt hat. Und der hübsche Bursche dort, der sich den Mantel unter den Kopf legt, ist französisches Halbblut – du hast ihn sprechen hören; er kann die beiden Indianer, die sich neben ihn gelegt haben, nicht leiden. Du weißt: als die Mischlinge sich unter Riel erhoben, hielten die Vollindianer Frieden, und seitdem können sie sich nicht mehr ausstehen.«
    »Aber was ist der mürrische Bursche am Ofen für einer? Ich möchte drauf schwören, daß er kein Englisch kann. Er hat den ganzen Abend nicht den Mund aufgemacht.«
    »Da irrst du dich. Er spricht gut genug Englisch. Hast du seine Augen nicht gesehen, als er zuhörte? Ich sah sie. Aber er hat nicht das geringste mit den andern gemein. Als sie ihren Jargon sprachen, konntest du merken, daß er nichts verstand. Ich möchte selbst gern wissen, was für einer er ist. Laß uns sehen, es herauszubekommen!«
    »Leg ein paar Stücke Holz auf!« befahl Malemute Kid, indem er die Stimme hob und den Mann, von dem die Rede war, anblickte.
    Er gehorchte augenblicklich.
    »Hat irgendwo Disziplin gelernt«, meinte Prince leise.
    Malemute Kid nickte, zog sich die Strümpfe aus und begab sich vorsichtig zwischen den Schlafenden hindurch zum Ofen. Dort hängte er seine nassen Strümpfe zwischen zwei Dutzend andere.
    »Wann gedenkt ihr in Dawson zu sein?« fragte er prüfend.
    Der Mann blickte ihn forschend an, ehe er antwortete. »Fünfundsiebzig Meilen, nicht wahr? In zwei Tagen vielleicht.«
    Ein ganz leichter Akzent war eben zu spüren, aber er sprach glatt und ohne nach Worten zu suchen.
    »Schon früher im Land gewesen?«
    »Nein.«
    »Nordwest-Territorium?«
    »Ja.«
    »Da geboren?«
    »Nein.«
    »Na, wo bist du denn her, zum Donnerwetter? Du bist keiner von denen da.« Malemute Kid zeigte auf die Hundekutscher mit einer Handbewegung, die sich auch auf die beiden Polizisten, die sich in Princes Koje gelegt hatten, erstreckte. »Wo bist du her? Ich habe früher schon mal Gesichter wie das deine gesehen, weiß nur nicht, wo.«
    »Ich kenne dich«, antwortete der Mann gleichgültig und lenkte damit plötzlich den Strom von Malemute Kids Fragen ab.
    »Woher? Mich je gesehen?«
    »Nein; aber deinen Genossen, den Priester, Pastilik. Schon lange her. Ihn geben mich Proviant. Ich nicht bleiben lange. Du hören ihn reden über mich.«
    »Ach, du bist der, der die Otternfelle für die Hunde verkaufte!«
    Der Mann nickte, klopfte seine Pfeife aus, rollte sich in den Schlafsack und gab damit zu erkennen, daß er keine Lust zu weiterer Unterhaltung hatte. Malemute Kid blies die Tranlampe aus und kroch unter die Decke.
    »Also, was ist er?«
    »Weiß nicht – hat abgewinkt – schließt die Schale wie eine Auster. Aber er ist ein Bursche, der einen schon neugierig machen kann. Ich hab’ von ihm gehört. Die ganze Küste redete vor acht Jahren über ihn. Eine Art Mysterium, weißt du. Er kam mitten im Winter vom Norden viele tausend Meilen weit irgendwoher an der Küste der Beringsee und hatte eine Eile, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Keiner hat je erfahren, wo er herkam; aber es muß weit gewesen sein. Es ging ihm dreckig, als er von den schwedischen Missionaren in der Golovin-Bucht Proviant kriegte und sich nach dem Weg nach Süden erkundigte. Das hörten wir später. Dann verließ er den Weg an der Küste und fuhr quer über den Norton-Sund. Schreckliches Wetter, Schneesturm und Gegenwind – aber er kam durch, wo Tausende ihr Leben gelassen hätten, verfehlte St. Michael und kam schließlich in Pastilik an. Hatte alle Hunde bis auf zwei verloren und war mehr tot als lebendig.
    Er hatte solche Eile, daß Vater Roubeau ihn verproviantieren mußte, aber Hunde konnte er ihm nicht verschaffen, denn er wartete selbst auf meine Rückkehr, um wegkommen zu können. Unser Odysseus war indessen zu klug, um ohne Hunde zu reisen, und so lungerte er mehrere Tage mißmutig herum. Auf seinem Schlitten hatte er ein Bündel der schönsten Otternfelle, Seeottern, weißt du, die ihr Gewicht in Gold wert sind. In Pastilik wohnte ein alter Shylock von einem russischen Händler, der so viele Hunde hatte, daß er sie am liebsten ersäuft hätte. Na, sie schacherten nicht lange, als aber der merkwürdige Mensch weiter nach Süden jagte, hatte er ein Gespann, das sich sehen lassen

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