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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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dazwischenlag, von allem, was mir auf den fremden Meeren begegnet war, und was ich in fremden Ländern getan hatte; von meiner mühseligen Suche, von den Jahren des Hungers und dem Versprechen, das von Anfang an mein gewesen war. Ja, ich erzählte ihr alles von dem, was an jenem Tage zwischen dem Mann und mir vorgefallen war, bis zu den noch jungen Tagen. Und wie ich so sprach, sah ich das Versprechen in ihren Augen wachsen, voll und groß, wie der Anbruch der Morgenröte. Und ich las in ihnen Mitleid, die Zärtlichkeit und Liebe eines Weibes und Ungas Herz und Seele. Und ich wurde wieder zum Jüngling, denn der Blick war der Blick Ungas, wie sie damals lachend über den Strand nach dem Hause ihrer Mutter gelaufen war. Die quälende Unruhe, Hunger und Warten waren fort. Die Stunde war gekommen. Ich fühlte den Ruf ihrer Brust, und mir war, als sollte ich mein Haupt dort bergen und vergessen. Sie öffnete mir ihre Arme, und ich näherte mich ihr. Da flammte plötzlich der Haß in ihren Augen auf, ihre Hand suchte meinen Gürtel. Und einmal, zweimal stach sie mich mit dem Messer.
    ›Hund!‹ fauchte sie und schleuderte mich in den Schnee.
    ›Schwein!‹ und dann lachte sie, daß das Schweigen brach, und ging zu ihrem Toten zurück.
    Wie gesagt, einmal und zweimal stach sie mich; aber sie war vom Hunger geschwächt, und es war nicht bestimmt, daß ich sterben sollte. Aber ich wäre doch am liebsten dort geblieben und hätte meine Augen zum letzten langen Schlaf geschlossen bei denen, deren Leben das meine gekreuzt und meine Füße auf unbekannte Pfade gelenkt hatte. Aber es lag noch eine Schuld auf mir, die mir keine Ruhe ließ.
    Und der Weg war lang, die Kälte bitter, und es gab nur wenig Nahrung. Die Pellys hatten keinen Elch gefunden und mein Depot geraubt. Und ebenso hatten die drei weißen Männer getan; aber sie lagen, als ich vorbeikam, dürr und tot in ihren Hütten. Dann weiß ich nichts mehr, bis ich hierher kam und Essen und Feuer – viel Feuer fand.«
    Als er geendet hatte, kroch er mit einem gierigen Ausdruck am Herd zusammen. Lange spielten die flackernden Schatten der Tranlampe seltsam und unheimlich auf der Wand.
    »Aber Unga!« rief Prince, dem die Szene deutlich vor Augen stand.
    »Unga? Sie wollte nicht von den Schneehühnern essen. Sie lag über ihm, die Arme um seinen Hals geschlungen und das Gesicht tief in seinem gelben Haar verborgen. Ich zog sie näher zum Feuer, daß sie die Kälte nicht fühlte, aber sie kroch auf die andere Seite. Und ich errichtete dort ein Feuer. Das nutzte jedoch sehr wenig, denn sie wollte nichts essen. Und so liegen sie noch dort im Schnee.«
    »Und du?« fragte Malemute Kid.
    »Ich weiß nicht. Aber Akatan ist klein, und ich habe nicht viel Lust, wieder dorthin zu gehen und am Rande der Welt zu leben. Das Leben bietet nur wenig Freude. Ich kann nach Constantine gehen, und man wird mich in Eisen legen, und eines Tages werden sie ein Seil strammen, ich werde einen guten Schlaf tun. Und doch – nein; ich weiß nicht.«
    »Aber Kid«, wandte Prince ein, »das ist ja Mord.«
    »Still!« befahl Malemute Kid. »Es gibt Dinge, die größer als unsere Weisheit sind und jenseits unserer Gerechtigkeit liegen. Wir können nicht sagen, was recht und unrecht dabei ist, und es kommt uns nicht zu, zu richten.«
    Naass kroch noch näher ans Feuer. Es war ein großes Schweigen, und jeder der drei Männer sah viele Bilder kommen und gehen.
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    * Neulinge

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