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Der Sokrates-Club

Der Sokrates-Club

Titel: Der Sokrates-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Weidenfeld , Julian Nida-Ruemelin
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und des Gehirns bis zu Repertoires von Verhaltensweisen, zum Beispiel bedrohliches Aufrichten oder ängstliches Wegducken, und Signalen der Kommunikation reichen.
    Stufen der Entwicklung bei Tieren
    Es kann kaum bezweifelt werden, dass höhere Säugetiere, in jedem Fall Primaten, Meeressäuger, Hunde und Katzen, zumindest innerhalb ihrer Spezies, Fremdpsychisches wahrnehmen und bei intensiver Interaktion mit Individuen anderer Spezies auch die Speziesgrenzen überwinden, man denke etwa an die Aufmerksamkeit, die insbesondere Hunde, aber in abgeschwächter Form auch Katzen der Stimmungslage ihrer menschlichen Hausgenossen entgegenbringen, und daher wäre es verwunderlich, wenn die geistig am höchsten entwickelte Spezies dazu nicht in der Lage wäre.
    Schwieriger wird die Beurteilung, je weiter wir uns im Sinne genetischer Verwandtschaft vom Menschen entfernen. So legt das komplexe Sozialverhalten einiger staatenbildender Insekten die Vermutung komplexen intentionalen Verhaltens nahe. Andererseits spricht das winzige Gehirnvolumen dagegen, dass derart komplexe Handlungsstrukturen Folge kognitiver Prozesse des jeweiligen Insekts sein können. Das oben angesprochene extensionistische Verfahren kann jedoch auch hier, gestützt auf neurobiologische Forschungsergebnisse, eine gewisse Hilfe sein. Die Flexibilität tierlichen Verhaltens nimmt, zumindest im Bereich der Wirbeltiere, in dem Maße zu, in dem einzelne Hirnregionen keine motorische oder sensorische Spezifikation mehr aufweisen.
    Es liegt die Vermutung nahe, dass ohne Vorliegen einer entsprechend differenzierten Hirnstruktur kognitive Prozesse einer gewissen Komplexität nicht möglich sind. Die natürlich erst zu einem geringen Teil entschlüsselte Verhaltenskoordination unter Insekten würde ein hohes Maß an Verständigung und Planung voraussetzen, das auf dieser Ebene der Hirnentwicklung unplausibel erscheint. Dagegen spricht aber auch die Rigidität der Verhaltensmuster von Insekten. Nicht nur die vertraute Tendenz, bis zum Tod hundertfach gegen dieselbe Glühlampe zu fliegen, sondern auch die einfache Reproduzierbarkeit bestimmter Verhaltensweisen unter Bedingungen, die die Erreichung des Ziels dieses Verhaltens ausschließen, sprechen gegen eine Zuschreibung intentionaler Handlungsstrukturierung bei Insekten.
    Vor allem aber ist folgende Asymmetrie zu beachten: Wer versucht, das komplexe Sozialverhalten einzelner Insekten intentional zu erklären, der müsste zu dem Schluss kommen, dass das weit primitivere Sozialverhalten der meisten höher entwickelten Lebewesen auf eine geringere kognitive Fähigkeit schließen lässt. Dies ist wenig plausibel. Damit ist selbstverständlich nicht ausgesagt, dass Insekten bloße Roboter seien, deren Verhalten bis ins letzte Detail genetisch vorgeprägt ist. Es mag Anpassungsmöglichkeiten an Umweltbedingungen geben, und diese Lernprozesse sind möglicherweise nur erklärlich, wenn gewisse mentale Eigenschaften angenommen werden, etwa die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden.
    Letzteres steht dann nicht im Widerspruch zur wiederholten Selbstverletzung und Verstümmelung, wenn die kognitiven Fähigkeiten nicht ausreichen, um den Zusammenhang zwischen Schmerzempfindung und Verhaltensweise rasch genug zu erfassen. Insekten, die sich ohne erkennbares Vermeidungsverhalten verletzen oder gar fressen lassen, könnten allerdings auch diese Minimalzuschreibung mentaler Eigenschaften erschüttern. Das sonst auftretende Vermeidungsverhalten könnte dann als genetisch verankertes, starres Reaktionsverhalten gedeutet werden, das der Vermittlung über Schmerzempfindung nicht bedarf.
    »Ich glaube, die Elefanten sind am intelligentesten, die wissen sogar, dass sie sterben, also zumindest, dass andere sterben. Sie haben sogar Friedhöfe, wo sie um ihre Verwandten trauern.«
    Bewusstsein und Selbstbewusstsein bei Tieren
    Wenn wir einem Wesen Bewusstsein zuschreiben, dann setzen wir minimale kognitive Fähigkeiten voraus, was bei Empfindungsfähigkeit noch nicht zwingend ist. Es macht einen Unterschied aus, ob man sagt, dieses Tier hat Schmerzen, oder ob man sagt, dieses Tier ist sich seiner Schmerzen bewusst, es ist sich bewusst, dass es Schmerzen hat. Bewusstsein setzt eine bestimmte Relation, nicht nur bezüglich der eigenen mentalen Zustände, sondern auch bezüglich der Beziehung zur Umwelt voraus. Ein bewusstes Wesen lebt in der Welt und orientiert sich in einer kohärent wahrgenommenen Umwelt. Daher ist ein schlafwandelnder Mensch nicht

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