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Der Sokrates-Club

Der Sokrates-Club

Titel: Der Sokrates-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Weidenfeld , Julian Nida-Ruemelin
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Rastalocken und einen Ring in der Nase.
    » Also, ich bin selber auf dem Bauernhof groß geworden, ich weiß, wie die Tiere da gehalten werden. Und so schön, wie das immer auf den Milchpackungen aussieht, mit den glücklichen Kühen auf den Wiesen mit den Blumen und so, so ist das längst nicht. In Wirklichkeit sind die meisten Kühe nämlich in ganz engen Stallungen, sie können oft nicht einmal den Kopf bewegen, weil der so eingezwängt wird, dass sie immer den Trog vor sich haben, damit sie schnell dick werden. Sie sehen nie die Sonne, und die Kälbchen nimmt man der Mutter gleich nach der Geburt weg und gibt ihnen Milch aus der Kunstflasche. Das ist nicht schön!«
    » Ja, aber auch nicht schön ist, wenn die Leute ihre Hunde aussetzen. Wenn sie in den Urlaub fahren und dann die Hunde an den Raststätten aussetzen. Dann werden sie überfahren oder verhungern!«, sagt das Mädchen, das bei ihrer Mutter auf dem Schoß sitzt. (Mehr wissen)
    Das ältere Mädchen mit den Rastalocken mischt sich erneut in die Diskussion.
    » Das Schlimme ist, dass Tiere ja nicht reden können. Die können sich nicht beschweren. Die brauchen Menschen, die sich für sie einsetzen. Und das will ich auch tun, wenn ich mit der Schule fertig bin.« (Mehr wissen)
    Die Kinder schweigen.
    Leider ist in der Tat die Tierhaltung bei uns meist eine sogenannte Massentierhaltung. Auch bei Hühnern ist das so, da sind dann Hunderttausende in einer Halle zusammengepfercht. Das ist keine artgerechte Haltung, also eine Haltung von Tieren, die zu ihrem natürlichen Leben passt. Das müsste nicht so sein. Man könnte sie auch besser halten, und manche Bauern tun das auch. Das Problem dabei ist dann, dass das Fleisch teurer wird. Aber den Tieren geht es besser. Wer von euch ist dafür, dass man die Massentierhaltung abschafft?
    Fast alle Hände gehen in die Höhe.
    Und wer ist bereit, dann weniger Fleisch zu essen?
    Die Kinder zögern, nur etwa die Hälfte der Hände geht in die Luft, doch nach und nach werden es mehr.
    » Also, mein Vater, der grillt im Sommer immer am Wochenende, aber vielleicht könnte er mal weniger grillen«, sagt ein kleiner Junge.
    » Wenn ich Lust auf Fleisch hab, dann denk ich eben dran, dass es den Tieren besser geht, wenn ich nicht so viel esse!«, sagt das kleine Mädchen in der ersten Reihe.
    Etwa eine halbe Stunde ist vergangen. Da die Kinder diesmal insgesamt jünger sind und sich nicht so lange Zeit konzentrieren können, wird die Sitzung nun mit der Frage beendet, welches Tier die Kinder gerne einmal treffen würden.
    Sie überlegen kurz, dann schnellen die Hände in die Höhe.
    » Ich will mal einen Elch sehen!«
    Und warum?
    » Weil der so ein schönes Geweih hat!«
    Die Kinder lachen.
    » Und ich will ein Schaf streicheln!«, sagt das Mädchen mit den runden Brillengläsern. » Weil die so freundlich sind!«
    Weißt du, was man mit Schafen macht?
    » Ja, man nimmt ihnen die Wolle weg. Also, man schneidet ihnen das Fell, und dann haben wir Wolle für Winterpullis und so.«
    Tut denen das weh?
    » Nein!«, schreien die Kinder.
    Und wisst ihr auch, warum der Schäfer immer einen Hund dabeihat?
    Ein paar Hände gehen hoch.
    » Ja, weil die Schafe immer zusammenbleiben müssen, und vielleicht muss der Hund sie auch vor dem Wolf beschützen!«
    » Ich würde gerne einen Delphin treffen«, sagt das ältere Mädchen mit den Rastalocken. Die spielen ständig und haben diese tolle Sprache mit den hohen Tönen, ich finde das spannend!«
    Das ist wahr. Ihr Gehirn funktioniert nicht wie unseres, aber manche Forscher behaupten, dass sie sehr intelligent sind.
    » Ich würde auch lieber mehr spielen, als für die Schule zu lernen«, sagt der Junge in der zweiten Reihe. Ein paar Kinder kichern.
    » Ich glaube, die intelligentesten Tiere sind die Gorillas. Oder vielleicht die Orang-Utans«, sagt ein anderes Mädchen.
    » Ich glaube, die Elefanten sind am intelligentesten«, sagt das Mädchen mit den Rastalocken, » die wissen sogar, dass sie sterben, also zumindest, dass andere sterben. Sie haben sogar Friedhöfe, wo sie um ihre Verwandten trauern.« (Mehr wissen)
    Die Sitzung ist um. Wir bedanken uns bei den Kindern fürs Mitmachen, und sie klatschen. Es ist fast wie im Zirkus, auch wenn es keine magischen Tricks gab, außer dem, gemeinsam nachzudenken.

Moral im Umgang mit Tieren
    Bis in die 1960er Jahre wurde vonseiten der Wissenschaft die Unterstellung, Tiere hätten Interessen und Wünsche, auf die man Rücksicht nehmen müsse, als

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