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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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hier.«
    »Ach ja? Und, schon etwas gefunden?«
    »Die Wurzel da.« Sie deutete auf die knorrige Skulptur, die die Natur geschaffen hatte. »Der Eingang zur Räuberhöhle.«
    Er sah von ihr zu der Wurzel und wieder zu ihr. »Sie nehmen mich auf den Arm!« Ganz sicher schien er sich dessen nicht zu sein, er drehte sich um und war mit zwei Schritten an dem sonderbaren Gebilde.
    »Nicht umkippen!«, rief sie. Tollpatschig wie er war, brachte er es fertig, ihr das Motiv zu verderben.
    »Ich sehe nichts«, meinte er kopfschüttelnd.
    »Das soll der Titel des Bildes werden: Eingang zur Räuberhöhle. Ist zumindest eine Idee. Finden Sie nicht, das könnte die Markierung zu Störtebekers unterirdischem Gang sein?«
    »Die Markierung lasse ich gelten, aber wo soll hier bitte schön ein Eingang sein?« Wieder sah er sich um. »Ich suche eher nach einer Kuhle, über die jemand Bretter gelegt hat oder die von Sträuchern überwuchert ist.«
    »Im Ernst?«
    »Klar! Wo soll denn hier im weichen Sand der Eingang zu einem unterirdischen Labyrinth sein?«
    »Nein, ich meine, Sie suchen tatsächlich danach?«
    »Wieso nicht? Könnte doch ziemlich interessant sein, finden Sie nicht?«
    »Der Störtebeker-Unterschlupf ist eine Sage. Der ganze Mann ist vermutlich ebenfalls nur eine Sage.«
    »Sagen Sie!« Er lachte, als er das Wortspiel bemerkte. »Das heißt, alle denken das. Aber ich habe jemanden getroffen, der das Gegenteil behauptet. Und der, von dem ich spreche, ist immerhin hier aufgewachsen. Er hat beteuert, dass er schon als Kind in den Gängen gespielt hat. Natürlich hat er sich nicht weit hineingetraut und ist schon gar nicht einmal ganz hindurchgelaufen. Aber er hat behauptet, er sei vor nicht allzu langer Zeit wieder hier gewesen und habe den Eingang noch immer nahezu unversehrt vorgefunden.«
    Jasmin wusste nicht, was sie von dieser Geschichte halten sollte. Wenn es aber wirklich Spuren einer Höhle oder Ähnliches gäbe, dann wäre das bestimmt ein wunderbares Motiv.
    »Warum lassen Sie sich von diesem Mann den Eingang nicht einfach zeigen?« Sie tupfte sich den Schweiß von der Stirn und holte ihre Wasserflasche hervor.
    »Das geht leider nicht mehr, er ist tot.«
    »Oh, das tut mir leid«, sagte sie leise. »Sie sagten, er wäre vor nicht allzu langer Zeit hier gewesen.« Sie zuckte hilflos mit den Schultern, wusste nicht, was sie noch sagen sollte.
    »Ja, und bald darauf ist er gestorben.« Wieder dieser durchdringende konzentrierte Blick. »Dumm, nicht wahr? Er hätte mir wirklich helfen können.«
    Sie nickte, trank Wasser und betrachtete ihn von der Seite, wie er dastand und auf das Meer blickte. Er hatte etwas Geheimnisvolles an sich, fand sie.
    »Warum müssen Sie dieses sagenhafte Labyrinth eigentlich finden?«
    Er sah sie an, als hätte sie ihn gerade in bedeutenden Gedanken unterbrochen.
    »Wie? Ach so, nein, ich muss das nicht finden. Hat mich bloßinteressiert.« Er lächelte. Gerade eben hatte es noch den Anschein gehabt, es hinge etwas davon ab, ob der mysteriöse Höhlengang entdeckt wurde oder nicht, doch jetzt wirkte der Fremde so lässig, als sei das Ganze nur ein unwichtiges Spiel.
    »Dann will ich Sie mal nicht länger stören, Sie wollten doch malen. Kommt es da nicht auf das Licht an? Ich möchte auf keinen Fall schuld sein, wenn Sie unverrichteter Dinge wieder abziehen, weil das Licht nicht mehr passt. Dann denken Sie am Ende doch noch, ich hätte etwas gegen Kunst, was aber nicht stimmt. Überhaupt nicht stimmt«, bekräftigte er. Er wischte sich die Hände an den ausgeblichenen Jeans ab, als wolle er ihr zum Abschied die Hand reichen, befürchtete aber, die wäre noch voller Sand. Dann hob er doch nur zwei Finger zum Gruß. »Also dann«, sagte er und ging einige Schritte seitwärts, ohne darauf zu achten, ob etwas in seinem Weg lag. Die Worte der Grauhaarigen kamen Jasmin in den Sinn: Guckt der denn nicht, wohin er tritt? – Offenbar nicht.
    »Vorsicht«, rief sie. Gerade noch rechtzeitig.
    Er blieb abrupt stehen und sah sie fragend an. Jasmin deutete auf den Baumstumpf, über den er schon bei seinem Erscheinen geflogen war. Müsste er ihn nicht allmählich kennen? Sein Blick folgte ihrem ausgestreckten Finger.
    »Oh. Danke«, sagte er und lächelte wieder sein jungenhaftes Grübchenlächeln. »Wir sind uns zweimal zufällig über den Weg gelaufen, Jasmin. Wenn wir uns noch mal begegnen, müssen wir etwas zusammen trinken.«
    »Müssen wir das?« Wie charmant, ein kleiner Flirt im Urlaub

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