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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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nachdrücklich.
    »Ich fürchte, da gehöre ich nicht zur Zielgruppe. Für Schmuck habe ich nicht viel übrig.«
    »Es handelt sich um handwerklich exzellente Stücke, die zum Teil einige hundert Jahre alt sind. Man sagt, sie stammen aus der versunkenen Stadt Vineta. Würde doch gut zu deinem Bilderzyklus passen, oder nicht?« Er hatte das Wort »Bilderzyklus« höchst eigenartig betont, als zweifelte er an, dass sie überhaupt malen konnte. Oder hatte sie sich das nur eingebildet?
    »Hast du dir den Schmuck schon angesehen?«, fragte sie ausweichend. Ihr fiel nicht ein, was sie sonst hätte entgegnen sollen.
    »Natürlich.«
    Ja, natürlich, dachte sie. Wenn man einige Stücke stehlen oder zunächst beurteilen wollte, ob sich ein Überfall lohnt, musste man die Ausstellung zwangsläufig besuchen. Ein Gewicht drückte immer schwerer auf ihr Gemüt.
    »Was machst du gerade?«
    »Ich unterhalte mich mit dir.«
    »Sehr witzig. Ich meine, arbeitest du heute nicht, oder hast du hier in der Gegend etwas zu tun?« Jasmin wurde sich plötzlich der Hitze bewusst. Schweiß perlte ihr von den Schläfen.
    »Vielleicht arbeite ich nie. Schon mal darüber nachgedacht? Vielleicht schlage ich mich als Heiratsschwindler durch. Wärst du eine lohnende Partie?« Zum ersten Mal bei dieser Begegnungwurde sein Blick sanft, und ein Lächeln spielte um seinen Mund.
    Sie lachte auf. »Du meine Güte, nein. Tut mir leid, da muss ich passen. Ich kann mir nicht einmal ein Hotel leisten, sondern muss bei meiner Freundin wohnen.« Sie setzte eine zerknirschte Miene auf.
    »Schade. Warum sind die hübschen Frauen, die mir gefallen, nur immer bettelarm?«
    »Ein grausames Schicksal! Tja, dann wird wohl nichts aus uns beiden, was?« Sie sah ihn an und beobachtete seine Reaktion.
    »Nein, dann wird nichts aus uns. Schade.« Er trat wieder einen Schritt auf sie zu.
    »Sehr schade«, sagte sie leise und hielt seinem Blick stand. Ob er sie jetzt küssen würde? Sie vergaß die Menschen, die aus ihren Autos stiegen und sich auf den Weg zur Mühle machten. Und sie vergaß, dass er eben etwas schroff zu ihr gewesen war. Vielleicht hatte er einfach einen schlechten Tag. Ihr Herz klopfte, so deutlich spürte sie seine körperliche Nähe.
    »Also, willst du noch hin?«, fragte er unvermittelt.
    »Wohin?« Jasmin hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
    »In die Ausstellung. Das Schloss ist sehenswert. Und auf der Terrasse kann man sehr nett sitzen und Kaffee trinken.«
    »Klingt doch nicht so schlecht. Du hättest nicht zufällig Zeit, mich zu begleiten?« Sie strahlte ihn voller Vorfreude an.
    Seine Miene verfinsterte sich. »Nein, tut mir leid«, antwortete er knapp. »Ich habe noch etwas zu erledigen.«
    Jasmin war irritiert und ärgerlich. Was war das für ein Spielchen, das er mit ihr trieb?
    »Macht nichts«, gab sie möglichst unbekümmert zurück. »Vielleicht habe ich Glück und lerne einen netten Millionär kennen. Die Idee mit der Heiratsschwindelei ist nicht übel.« Sie hatte beleidigt geklungen, stellte sie fest und hätte sich ohrfeigen können deswegen. »Na dann«, sagte sie und hoffte, er würde sie aufhalten, würde sie doch begleiten oder versuchen, sich noch einmal mit ihr zu verabreden. Doch er machte keine Anstalten,sondern stand nur da. Jasmin hantierte mit dem Autoschlüssel. Sie überlegte fieberhaft, wie sie ihn auf das vermeintliche Beutelager ansprechen sollte. Sollte sie überhaupt? Wenn sie nicht mit ihm darüber redete, musste sie zur Polizei gehen, das hatte sie Gabi versprochen.
    Sie schlug die Autotür, die sie eben geöffnet hatte, mit Schwung zu und drehte sich zu ihm um. »Du bist Fischer. Habe ich recht?«
    Er kniff die Augen zu und fixierte sie misstrauisch. »Wie kommst du darauf?«
    »Ich dachte, ich hätte dich in Zecherin gesehen.« Nicht sehr geschickt, dachte sie bei sich. Nun kam es nicht mehr darauf an. »Ich war unten am Ufer der Peene und habe gemalt. Ich hätte schwören können, ich hätte dich in eine der Hütten gehen sehen. Das sind doch Fischerhütten, oder?«
    »Keine Ahnung. Usedom ist nicht so klein, dass jeder jede Hütte kennt.«
    »Klar.« Sie dachte nach. »Dann warst du wohl nicht dort. Sonst wüsstest du ja, welche Hütte ich meine.«
    »Nein, war ich nicht. Ich wüsste nicht, was ich in der Ecke zu suchen hätte.« Er klang schroff. Jasmin fühlte sich unwohl. Noch immer mochte sie sein jungenhaftes offenes Gesicht, aber inzwischen konnte sie sich auch vorstellen, Angst vor ihm zu bekommen.

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