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Der Sommer auf Usedom

Der Sommer auf Usedom

Titel: Der Sommer auf Usedom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
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zusammen. Mit Einnahmen und Ausgaben, mit Bilanzen und Bescheiden, sogar mit dem Steuervergünstigungsabbaugesetz wusste sie umzugehen, aber das hier war eine harte Nuss. Sie seufzte. Da hörte sie einen spitzen Aufschrei und gleich darauf ein Klirren und Scheppern. Sie blickte auf und sah André, der einer jungen Kellnerin half, Scherben auf ein Tablett zu sammeln. Nicht genug,dass er anscheinend mal wieder komplett tollpatschig gewesen war, was sie allmählich nicht mehr sympathisch, sondern nur noch schrecklich peinlich fand, hatte er sie ganz offenbar auch noch angelogen. Von wegen er habe etwas zu erledigen. Er hatte Zeit genug, hinter ihr her zu spionieren, das lag auf der Hand. Sie würde ihn augenblicklich zur Rede stellen.
    Wütend knallte Jasmin das Geld für den Eisbecher auf den Tisch und stand auf. André kam ihr entgegen.
    »Du bist also doch hier?«, sagten beide wie aus einem Mund. Jasmin musste lächeln, ihrem Zorn ging auf der Stelle die Luft aus.
    »Ich dachte, du hast etwas zu erledigen«, brachte sie weniger angriffslustig hervor, als sie es sich gewünscht hätte.
    »Schon passiert. Und du? Hast du dir alles gründlich angesehen? Die Ausstellung, meine ich.«
    »Ausstellung ist gut, die paar Vitrinen sind wohl kaum der Rede wert.«
    Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Und? Hast du Interesse an einem bestimmten Stück?«
    »Wie hört sich das denn an? Das war doch keine Verkaufsveranstaltung.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, hier und heute kaufen kannst du nichts.« Er sah sie eindringlich an. »Aber wenn es eine Möglichkeit gäbe, wenn du etwas davon haben könntest …«
    »Ich sagte doch schon, ich habe nicht viel für Schmuck übrig«, fiel sie ihm ins Wort. Sie wollte einfach nicht, dass er deutlicher wurde und ihr anbot, etwas für sie zu beschaffen. »Außerdem bin ich vielleicht nicht gerade bettelarm, aber ich schwimme auch nicht im Geld. Ich könnte mir nie irgendwelche teuren Kunstobjekte kaufen«, erklärte sie entschieden.
    Er nickte langsam und nachdenklich. »Kommst du morgen zur Ausstellungseröffnung nach Heringsdorf?«
    Jetzt wurde es ihr wirklich zu bunt. »Es mag ja sein, dass ich sehr kunstinteressiert bin. Das heißt aber nicht, dass ich sämtliche Termine auswendig weiß. In erster Linie bin ich hier, ummeine Freundin zu besuchen und selbst zu malen. In Ordnung? Ich habe keine Ahnung, von welcher Eröffnung in Heringsdorf du sprichst.«
    »Tatsächlich?« Er sprach leise und sah sie an, als überlegte er, ob er ihr glauben konnte. Womöglich war er enttäuscht, weil er sie für eine finanzkräftige potentielle Kundin gehalten hatte. »Entschuldige, ich bin fest davon ausgegangen, dass du die Plakate gesehen hast. Heringsdorf ist geradezu damit gepflastert.« Er machte eine Pause, doch sie sagte nichts. Sollte er sich ruhig ein bisschen bemühen, sie wieder friedlicher zu stimmen. »Es ist die Attraktion, über die die ganze Insel spricht. Ein unbekannter Kunstliebhaber hat dafür gesorgt, dass die kostbarsten Produkte der Staatlichen Bernstein-Manufaktur Königsberg in einer Ausstellung gezeigt werden. Es handelt sich um Einzelstücke, die als Leihgabe aus Museen geholt wurden, und um Stücke, die der ehemalige Mutterkonzern aufbewahrt hat. Die Sicherheitsvorkehrungen werden alles in den Schatten stellen, was wir in den letzten Jahren auf Usedom aufzubieten hatten.«
    »Wo genau soll die Ausstellung denn gezeigt werden?«
    »Ausgerechnet im Kunstpavillon.«
    »Ist das nicht dieser gläserne Kasten von diesem Stararchitekten?«
    »Genau der.«
    Jasmin mochte Bernstein sehr. Sie war fasziniert von diesem Material, vor allem dann, wenn daraus kein Schmuck, sondern kunstvoll verzierte Gebrauchsgegenstände gemacht wurden. Sie würde Gabi gern vorschlagen, zur Eröffnung zu gehen. Immerhin war es ihr vorletzter Abend.
    »Braucht man eine Einladung, um an der Eröffnung teilzunehmen?«, wollte sie von ihm wissen.
    »Nein, frühes Kommen sichert die besten Plätze, wie es so schön heißt.« Schnell fügte er hinzu: »Aber ich würde mir das nicht antun.«
    »Warum nicht?«
    »Es wird mit einem ziemlichen Ansturm gerechnet. Wahrscheinlichmuss man sich wirklich sehr rechtzeitig anstellen, um eine der begehrten Karten zu ergattern.«
    »Ist doch nicht schlimm. Es ist schönes Wetter. Ich werde mir ein Buch mitnehmen. Ich kann mir wirklich Schlimmeres vorstellen.«
    »Aber drinnen wird es auch brechend voll sein. Da siehst du doch gar nichts. Ich würde an deiner Stelle

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