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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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man wird Ihre Familie finden. Dieser Mord hat nichts mit ihrem Verschwinden zu tun. Ich kann Ihre Frustration sehr gut nachvollziehen, aber vertrauen Sie mir … alles wird gut.»
    «Wie lautet der Nachname des Mitarbeiters vom Carrefour-Schlüsseldienst?»
    «Piras», antwortet er, ohne zu zögern. «Der Mann, der in Ihrem Haus war, heißt Dante Piras. Ich habe persönlich mit ihm gesprochen. Nach seiner Aussage waren Ihre Freundin und die Kinder wohlauf. Er hat seine Arbeit erledigt und ist wieder weggefahren. Alles ganz normal.» Mit einem Achselzucken deutet Greco an, dass man an Tatsachen nicht rütteln kann.
    «Was halten Sie davon, wenn ich noch mal mit ihm oder mit dem Mann im Carrefour rede, der ihn geschickt hat? Vielleicht erinnert sich einer von beiden, was Mary genau gesagt hat. Je mehr wir wissen, desto eher finden wir sie.»
    «Sie beherrschen unsere Sprache nicht.»
    Sein Einwand bringt mich zum Schweigen.
    «Bitte, Sie müssen mir vertrauen. Wie heißt es immer in amerikanischen Filmen: ‹Wir sind da dran.›» Er reicht mir einen Zettel mit einer Telefonnummer. «Meine private Handynummer. Sie können mich jederzeit anrufen. Jederzeit.»
    Auf dem Weg nach draußen liefere ich die Espressotasse bei der Empfangsdame ab, die mich genauso frostig anlächelt wie ihr Boss. Aus Höflichkeit erwidere ich ihr Lächeln, obgleich mir Enzios Vorgehensweise missfällt und ich den beiden nicht über den Weg traue. Woher mein Argwohn rührt, kann ich nicht genau sagen. Nach dem Aufenthalt in dem klimatisierten Gebäude setzt mir die Hitze noch mehr zu, und ich breche sofort in Schweiß aus. Auf dem Weg nach Cagliari spiele ich mit dem Gedanken, dem Schlüsseldienst im Carrefour doch einen Besuch abzustatten, entscheide mich aber dagegen. Grecos Einwand ist berechtigt: Ich bin nicht in der Lage, mich auf Italienisch zu verständigen. Greco hat versprochen, dass die Polizei
dran ist
, was mich allerdings bestimmt nicht daran hindern kann, auf eigene Faust zu ermitteln.
    Im Hafenbezirk von Cagliari versuche ich in einer von der Via Roma abzweigenden Straße das Auto in einer winzigen schattigen Lücke zu parken. Ein Akkordeonspieler in weiten Jeans und Hosenträgern, der Notiz von mir nimmt, fängt an zu gestikulieren und hilft mir beim Einparken. Endlich mal ein freundlicher Mensch, denke ich und nehme zur Kenntnis, wie meine Stimmung steigt und meine Skepsis nachlässt. Manchmal dauert es eben eine Weile, bis man in der Fremde einem netten Menschen begegnet. Als ich aussteige, beginnt er zu spielen und lässt die geübten Finger über die Tasten gleiten. Während ich mich frage, ob das hier wohl der Stammplatz dieses italienischen Barden ist, krame ich mein Handy heraus, suche das Foto von Mary und den Kindern und gehe lächelnd auf ihn zu.
    Er hört auf zu spielen und verlangt:
«Money, Money.»
    «Wie bitte?»
    «Money, Money.»
    Will er mir damit zu verstehen geben, dass ich einen Parkschein ziehen muss? «Ich weiß», erwidere ich. «Ich erledige das sofort. Danke.»
    Gierig reibt er mit dem Daumen über den Zeigefinger und hält mir fordernd seine ausgestreckte Hand unter die Nase. Sein freundliches Lächeln versiegt, seine Miene verdüstert sich.
    Ungehalten wende ich mich ab, gehe zum Parkautomaten und versuche herauszukriegen, wie lange ich hier parken darf und wie viel Euro ich einwerfen muss. Als ich höre, wie sich der Akkordeonspieler mir von hinten nähert, stecke ich schnell mehrere Münzen in den Schlitz. Ich haste an dem Musiker vorbei zum Auto, deponiere den Parkschein auf dem Armaturenbrett und schließe ab.
    Als ich an einer
Gelateria
vorbeigehe, entdecke ich einen Zeitungskiosk, wo ich eine
L’Unione Sarda
und die
International Herald Tribune
kaufe. Touristen bevölkern die Cafés auf der Via Roma. Auf der Flucht vor Mr. Money-Money gehe ich zuerst in die Via Lepanto und dann in die Via Sardegna. Die Lokale hier sind kleiner und nicht so gut besucht. Ich setze mich an einen Tisch im Freien, bestelle zum Frühstück Spiegeleier, Hackbällchen, Toast und Filterkaffee, der mit Milch und Zucker – entgegen meiner Erwartung – gar nicht schlecht schmeckt. Die Hackbällchen machen mir Appetit, und nach dem Essen fühle ich mich gestärkt und energiegeladen.
    Anschließend klappere ich die Cafés, Geschäfte und Restaurants in den schmalen Kopfsteinpflasterstraßen ab und zeige Fotos von Mary, Dathi, Fremont und Ben. «Famiglia. Perso.» Familie. Verschwunden.
    Alle zwei Stunden kehre ich zum

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