Der Sommer der Frauen
ihnen war es aus und vorbei, und zwar endgültig.
«Außerdem möchte ich dir sagen, dass ich verstehen kann, wie das auf dich wirkt – dass ich mich ausgerechnet in eine Frau mit Kind verliebt habe. Mein Therapeut hat mir erklärt, dass sich das für dich wie ein doppelter Betrug anfühlen muss. Dabei hatte ich wirklich nicht vor, mich in das Leben ihrer Tochter einzumischen – das hatte nichts miteinander zu tun. Für mich zumindest nicht.»
Isabel schüttelte innerlich den Kopf und widerstand dem Drang, ein Ich-wusste-dass-es-keinen-Sinn-hat-Lächeln aufzusetzen. «Aha. Also hat Carolyn wohl inzwischen mitbekommen, dass du nicht vorhattest, den Stiefpapa zu spielen, und die Sache beendet. Dir klargemacht, dass sie nur im Doppelpack zu haben ist.»
Und zwar zu Recht!
«Stimmt’s?»
Kein Wunder, dass er auf einmal in der Stimmung für eine sechsstündige Autofahrt war. Sein Leben brach auseinander.
Er nickte, den Blick gesenkt.
«Tja, Edward, dann ist wohl die Stunde der Wahrheit gekommen. Jetzt kannst du herausfinden, ob du sie wirklich liebst, meine ich. Denn wenn du es tust, lässt du sie jetzt nicht im Stich.»
So wie mich.
Einen Augenblick lang hingen die unausgesprochenen Worte zwischen ihnen in der Luft. Isabel kannte diesen Mann lange genug, um zu wissen, dass er sie trotzdem gehört hatte.
«Außerdem wollte ich dir sagen, wie sehr mir das alles leidtut, Iz. Du warst so lange meine beste Freundin, und es war … schwer, mich an ein Leben ohne dich zu gewöhnen, auch wenn ich mit einer anderen zusammen war. Das klingt wahrscheinlich völlig lächerlich.»
«Ich weiß, was du meinst. Am Anfang war es für mich auch furchtbar schwer, von dir getrennt zu sein, allein zu sein. Aber ich habe ein paar wichtige Dinge über mich selbst gelernt. Sehr gute Dinge. Ich mag mein neues Leben hier. Sehr sogar.»
«Das freut mich. Dass du – na ja, du weißt, was ich meine. Ich bin froh, dass du glücklich bist.»
Ich bin tatsächlich glücklich
, stellte sie fest. Eine sanfte Brise fuhr ihr durchs Haar, und Isabel streckte das Gesicht in den Wind, um sich liebkosen zu lassen.
Edward setzte sich neben sie und verschränkte die Finger. Sie waren genauso nackt wie ihre. Eheringfrei. «Mein Anwalt hat mir gesagt, dass du die Scheidungspapiere unterschrieben hast. Noch ein paar Monate, dann ist es vorbei.» Er warf ihr einen Blick zu. «Fünfzehn Jahre. Mit der Scheidungsvereinbarung könntet ihr euch endlich die verglaste Gartenveranda leisten, von der Lolly schon immer gesprochen hat.»
«Wenn ich jetzt etwas zu trinken in der Hand hätte, würde ich mit dir auf die Zukunft anstoßen, Edward.»
Nicht zu fassen! Noch im August hätte sie ihm das Glas über den Schädel gezogen.
Edward sah sie an. «Hierherzukommen hat dir echt gutgetan, Iz. Mit einer Zen-Isabel hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.»
Es lag ihr auf der Zunge, ihm zu sagen, wohin er sich seine Anerkennung stecken könne. Doch stattdessen lächelte sie betont höflich.
Er stand auf, trat ans Geländer und ließ den Blick über den Hafen schweifen. «Ich vermisse diesen Blick. Ich hatte völlig vergessen, wie gut das tut.» Er drehte sich zu ihr um, die Hände in den Hosentaschen. «Ich werde das Haus verkaufen, Iz. Bitte hol ab, was du haben willst.»
«Ich komme nächste Woche mit June zu dir rauf, wenn sie ihren freien Tag hat. Es gibt ein paar Stücke, die ich gerne für die Pension hätte. Alles, was du nicht willst, kannst du ja dann über eine Haushaltsauflösung verkaufen.»
Er nickte. «Ich habe dieses Haus hier schon immer gemocht. Auch wenn du es eine Zeitlang gehasst hast.» Langsam ging er die Stufen hinunter. An seinem Wagen blieb er stehen, drehte sich zu ihr um, hob den Blick zum Three Captains’ Inn, sah hinauf zu dem hübschen Balkon oben unter dem Dach und zu dem Schild mit den Gesichtern der drei Seefahrer. «Ich bin froh, dass du wieder hier bist.»
Ich auch.
«Alles Gute für dich, Edward.» Sie meinte es ernst.
Er setzte die Sonnenbrille auf und stieg in seinen schwarzen Mercedes. Während sie ihm nachsah, stellte sie plötzlich fest, dass sie nie herausgefunden hatte, wer ihr damals den anonymen Brief geschickt hatte.
Eine Freundin, von der sie nichts ahnte.
*****
Zwei Tage, nachdem die Vergangenheit sie in Person ihres künftigen Exmannes eingeholt und wieder verlassen hatte, stand Isabel zusammen mit Alexa Dean in der Küche der Pension und brachte dem Mädchen bei, wie man Crêpes backte.
Alexa hatte sich
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