Der Sommer der lachenden Kühe
Mohrrüben verteilten sich überall im Gelände, einige landeten sogar am Bach, von wo aus die Bäuerin, auf dem Damm stehend, die Spren gung verfolgte. Die beiden alten Panzersoldaten hockten mit der Zündkabelrolle im Mistsilo. Der Boden bebte, und das verursachte ein lustiges Kribbeln in der Magen grube. Rytkönen erinnerte sich an einen gewissen Mo ment in Lotinapelto im Jahr 1943, als sie das Muniti onsdepot des Feindes in die Luft gesprengt hatten.
16
Es kam der dritte Tag, wolkenlos und schön. Die finni sche Fahne mit ihren klaren Farben wehte über dem zum Untergang verurteilten Hof. Taavetti Rytkönen saß vor dem zerstörten Keller und bastelte an den letzten Sprengladungen. Bauer Mäkitalo stand in der Stalltür und unterhielt sich mit seiner Frau. Die Eheleute be schlossen, einen Tag Pause einzulegen, da es so schönes Wetter war und die Plackerei der vergangenen Tage bei Menschen ihres Alters doch Spuren hinterlassen hatte. Die beiden waren außerdem auf Rytkönens schlechtes Gedächtnis aufmerksam geworden.
»Wir müssen den Taavetti im Auge behalten, damit er sich nicht selbst in die Luft sprengt«, meinte Heikki Mäkitalo.
Es wurde jedoch nicht den ganzen Tag gefaulenzt. Finnische Bauern und ihre Frauen sind an harte Arbeit gewöhnt, zu rackern liegt ihnen im Blut. Mäkitalo stellte am Nachmittag aus Raufutter kleine Ballen her, die er mit Draht zu Bündeln schnürte und anschließend mit Benzin tränkte. So entstanden gut hundert Stück. Der Bauer schaffte einen Teil davon mit dem Traktor in den Wald, den Rest auf das Ödland im Süden des Anwesens. Die Ballen sollten als Zünder dienen, wenn er mit der Brandrodung beginnen würde. Zum selben Zweck brachte er auch gleich die gefüllten Benzinkanister in den Wald.
Taavetti Rytkönen bekam die Aufgabe, die Stämme der dicksten Kiefern im Wald mit der Laubsichel kahl zu schneiden. Mäkitalo fällte mit der Motorsäge einige ausgewählte Exemplare, und Taavetti schälte, was das Zeug hielt. In einer Pause gingen sie an den Bach, um ihren selbst gebauten Damm zu bewundern, hinter dem sich das Wasser in erhoffter Weise staute und immer weiter anstieg. Zum Abschluss des Tages wurde die Scheune angezündet.
Am vierten Tag waren die beiden Alten wieder voll bei Kräften und brannten darauf, ihre Arbeit fortzusetzen. Nach einem zeitigen Frühstück, bei dem sie erst wieder Rytkönen erklären mussten, wo er sich befand und was man bisher vollbracht hatte, ging es ans Abbrennen des Waldes und des Ödlandes. Die mit Benzin getränkten Strohballen wurden auf einer Länge von einem halben Kilometer aufgereiht, und zwar an besonders gut geeig neten Stellen, wie im Gestrüpp und in der leicht brenn baren Heide. Als alles fertig war, zündeten sie die Ballen an. Mäkitalo und Rytkönen begannen an den beiden Enden, die Bäuerin in der Mitte. Bald stand die ganze Reihe in Flammen. Das Feuer erfasste schnell das Un terholz und dann die Bäume. Alles sah bestens aus, der Sommer war bisher sehr trocken gewesen, sodass das Abbrennen des Waldes keine Probleme machte. Dichte Rauchwolken stiegen auf und wurden vom Sommerwind nach Süden getrieben. Es sah ungemein prachtvoll aus, man musste direkt stehen bleiben und das Schauspiel bewundern. Die Bäuerin sagte, sie habe noch nie zuvor einen Waldbrand gesehen und nicht gedacht, dass es so feierlich wirke.
»Man kommt sich so reich vor, wenn man wenigstens einmal im Leben seinen eigenen Wald abbrennen darf«, äußerte sie gerührt.
Am Nachmittag hörten sie über dem Brandgebiet ein Flugzeug brummen. Zwischen den dichten Rauchwolken erschien ein kleiner Doppeldecker. Mäkitalo vermutete, dass es sich um das Spähflugzeug der Feuerwehr han delte. Die Maschine verringerte ihre Höhe und flog einige Runden über dem Brandgebiet. Anscheinend waren der Pilot und der Beobachter mit dem, was sie sahen, zu frieden, denn die Maschine grüßte die Brandstifter, die unten standen und winkten, indem sie fröhlich mit den Tragflächen wackelte. Dann flog sie in Richtung Lestijär vi davon.
Am Abend studierten die Männer die Flurkarte. Heik ki Mäkitalo schätzte, dass sie im Laufe des Tages das gesamte Ödland und dazu noch an die zwanzig Hektar Nutzwald verwüstet hätten. Als die Nacht hereinbrach, legte sich der Brand, aber es war zu erwarten, dass er morgens mit zunehmendem Wind wieder aufflammen würde. Zum Abschluss dieses in jeder Weise gelungenen Tages brannten die Männer den Kuhstall und die
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