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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Saunahäuschen angezündet. Vor den lodernden Flammen ließen sich die von der Tagesarbeit schweiß­ nassen Kleidungsstücke gut trocknen. Man plauderte über vergangene Zeiten. Viele herrliche Schwitzbäder hatten die Bauersleute im Laufe der Jahrzehnte hier genossen. Anna Mäkitalo erzählte, dass sie auf diesen Brettern, über denen jetzt Rauch zum Himmel aufstieg, einen ihrer Jungen geboren hatte. In der Glut wurden dann Kartoffeln und Zwiebeln gebacken und diese an­ schließend mit zerlassener Butter als Nachtmahl ver­ zehrt.
    Bei Einbruch der Nacht wurde noch eine Plane über die Umzugsfuhre gedeckt, und dann legten sich alle nieder, Rytkönen in seinem kleinen Raum in der Scheu­ ne, Bauer und Bäuerin in ihrer Schlafkammer. Die obdachlos gewordene Kuhstallkatze entschied sich ebenfalls für einen Schlafplatz in der Scheune und schmiegte sich dort dicht an den alten Panzersoldaten. Und so brach wieder ein neuer Tag an, es war der sechs­ te und letzte ihrer Zerstörungsaktion. Gott schuf die Welt in sechs Tagen. Mäkitalos Neusiedlerhof wurde in ebenso vielen Tagen zerstört.
    Gleich morgens wurden das Haupthaus und die Scheune angezündet. Es ging problemlos, schließlich wusste man inzwischen, wie man es anstellen musste. Die Bäuerin wollte aus Intimitätsgründen in den Flam­ men der Scheune ihre persönlichen Dinge, ihre Bettwä­ sche, Aussteuerstücke und derlei Dinge verbrennen. Die Männer hatten dafür Verständnis und nahmen sich inzwischen das Hauptgebäude vor. Die Flammen loder­ ten hundert Meter hoch in den Himmel. Seppo Sorjonen regelte in der Woche seine wenigen Angelegenheiten in Helsinki. Er bezahlte die Miete und einige Rechnungen, las seine Post und führte ein paar Telefonate. Ein Junggeselle hat nicht viele laufende Angelegenheiten, und wenn doch, so sind sie nicht übermäßig dringend.
    Gegen Ende der Woche machte er Irmeli Loikkanen einen Heiratsantrag. Sie nahm ihn an, doch wollte die Braut die Trauung auf den späteren Herbst, einen Zeit­ punkt nach ihrer Hüftoperation, verschieben. Sie fand das nur fair – man konnte schließlich nicht wissen, wie die schwierige Operation verlaufen würde. Falls der Eingriff missglückte, würde Sorjonen gleich Witwer werden, und so sollte ihre Ehe nicht beginnen, meinte Irmeli.
    Die Verlobungsfeier fand auf der Klippeninsel Bränn­ vinskobben vor Helsinki statt. Man fuhr mit dem Was­ sertaxi hinüber, das ein ehemaliger Kollege Seppo Sor­ jonens billig hatte mieten können. Aus Irmelis Betrieb, der Speditionsfirma, kamen ein paar Büromädchen mit, die den Kaffee kochten und die von Anna Mäkitalo mit­ geschickten ländlichen Delikatessen anrichteten. Man tanzte und aß geräuchertes Bullenfleisch, röstete Rog­ genbrot über dem Feuer und trank das aus Annas Prei­ selbeeren gewonnene Getränk, dessen zweiter Bestand­ teil Branntwein war. Das Meer war warm, die jungen Leute badeten und genossen den Sommer. Während Sorjonen schwamm, bewunderte er seine Braut, die auf dem abfallenden Felsen im Seewind stand. In dieser Haltung schien es ganz natürlich, dass ihr eines Bein ein wenig kürzer war, denn dort auf der schiefen Fels­ platte war ihre Haltung dadurch gerade und aufrecht. Sorjonen fand, dass sie mit ihren wehenden blonden Haaren aussah wie die finnische Maid auf den farbigen Ansichtskarten, nur dass sie keine Nationaltracht trug.
    Nach der Verlobung ging Irmeli wieder arbeiten. Für Sorjonen gab es in Helsinki nichts mehr zu tun. Er beschloss, nach Österbotten zurückzufahren und nach­ zuschauen, wie es den alten Männern ging.
    Seppo Sorjonen fuhr mit seinem Leihwagen über Jy­ väskylä und Lestijärvi in das Dorf Sykäräinen. Dort war der Himmel mit Rauchschwaden bedeckt. Sorjonen erkundigte sich bei den Dorfbewohnern, ob denn ein Waldbrand ausgebrochen sei.
    Man klärte ihn dahingehend auf, dass Bauer Mäkitalo Wald abbrenne. An den vergangenen Tagen seien aus der Richtung seines Hofes dicke Rauchwolken herüber­ gezogen, und man habe auch starke Detonationen ge­ hört. Sogar im Dorf habe die Erde gebebt.
    Als Sorjonen erzählte, er wolle eben zu den Mäkitalos, warnte man ihn davor, weiterzufahren. Man befürchte, der Bauer sei verrückt geworden.
    »Wir haben wegen der Knallerei sogar die Polizei ange­ rufen, aber dort sagte man uns, Mäkitalo sprengt Stub-ben. Die Polizisten trauen sich selbst auch nicht hin, sie haben Angst, der Kerl könnte schießen, wenn sie dort rumschnüffeln. Der Kommissar von Lestijärvi

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