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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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führte Taavetti Rytkönen zu einem Kartoffelkeller aus Naturstein, der sich zwischen Haupt­ gebäude und Kuhstall in einem kleinen Hügel befand. Die Tür war sorgfältig abgeschlossen. Drinnen lagerten ein paar Behälter mit überjährigen Kartoffeln und ver­ schimmeltem Gemüse. An der Rückwand standen drei Holzkisten, von denen Mäkitalo eine öffnete. Die Kiste war voller Dynamitstangen. Die zweite enthielt Stubben­ bomben, die dritte Trotyl. Im Regal lagen mehrere Rollen Zündkabel, sowohl gewöhnliches als auch explodieren­ des, im Vorraum des Kellers lagerten mehrere Schach­ teln mit Zündkapseln.
    Taavetti Rytkönen wollte wissen, wie es Mäkitalo ge­ lungen sei, so viel und noch dazu so starkes Sprengma­ terial zu beschaffen. Der Bauer erzählte, das Trotyl und die explodierende Zündschnur habe er von einem Ober­ feldwebel bekommen, der im Schießlager von Lohtaja zu tun habe und ein Jagdgefährte von ihm sei, alles andere könne ein Bauer direkt im Laden kaufen, wenn er Baumstümpfe oder Steine zu sprengen habe.
    Taavetti Rytkönen bekam die Aufgabe, ein paar or­ dentliche Sprengladungen vorzubereiten, mit denen die kleinen Unterführungen unter der Straße gesprengt, der Brunnen und der Keller zugeschüttet werden konnten und Ähnliches. Gemeinsam schleppten die Männer die Kisten mit dem Sprengstoff auf den Hof. Rytkönen be­ gann, mit der Zange Zündkabel abzuschneiden und Zündkapseln daran zu befestigen. Die Beschäftigung mit dem lebensgefährlichen Material erinnerte ihn auf ange­ nehme Art und Weise an frühere Zeiten. Es war schon Jahre her, seit er zuletzt mit Sprengstoff zu tun gehabt hatte. Bei der Landvermessung hatten sie manchmal Steine und andere kleine Hindernisse sprengen müssen, aber jetzt handelte es sich um ein weit größeres Vorha­ ben.
    Heikki Mäkitalo trieb zusammen mit seiner Frau die Rinder an den Rand des Oberfeldes und hängte dem Leittier, Eemeli, den Sender um den Hals. Eemeli war nicht begeistert von seinem neuen Halsband, fügte sich
    aber, als ihm die Bäuerin mit dem Sender eins aufs Maul gab. Dann trieben sie die Herde auf die Weide des Unterfeldes, dort war sie vom Wohnhaus aus nicht zu sehen. Heikki Mäkitalo holte einen Empfänger aus der Stube und stellte ihn auf die Wellenlänge des Senders ein. Das war eine knifflige Angelegenheit. Als er das richtige Signal gefunden hatte, bat er seine Frau, wieder aufs Unterfeld hinauszugehen und die Herde ein wenig hin und her zu jagen. Mäkitalo stellte den Empfänger auf den Brunnendeckel und drehte die Antenne. Der Empfänger funktionierte ausgezeichnet, es war gut auszumachen, in welche Richtung die Bäuerin die Herde auf dem Unterfeld jeweils trieb. Der Test war äußerst erfolgreich verlaufen. Die Bäuerin kehrte schwitzend auf den Hof zurück und sagte, es sei das letzte Mal in ihrem Leben gewesen, dass sie diese Viecher getrieben habe. Die Tiere hätten sie fast in den Graben gestoßen.
    Über diesen Vorbereitungen verging der Vormittag. Dann wurde gegessen. Die Hausfrau plünderte ihre Kühltruhe, kochte kiloweise Fleisch und Kartoffeln. Selbst die Katze fraß so viel, dass sie japste. Trotzdem blieb noch jede Menge Fleisch übrig, das sie nach Kälviä mitnehmen wollten.
    Am Nachmittag rollte der Bauer ein Benzinfass mit zweihundert Litern Inhalt aus der Maschinenhalle am hinteren Ende des Kuhstalls. Er hatte im Laufe der Jahre Dutzende leerer Ölkanister für die lang geplante Aktion gesammelt. In diese füllte er jetzt Benzin ab. Die vollen Kanister stellte er hinter dem Kuhstall auf. Das leere Fass rollte er in den Wald und schoss es mit dem Elchgewehr in Brand. Es gab ein imposantes Knallen, als das Fass unter den Fichten explodierte.
    Auch Taavetti Rytkönen war fleißig gewesen. Er hatte mehr als zehn Sprengladungen fertig gestellt. Die Män­ ner präparierten die nahe Straßenbrücke über den Bach. Wenn die Ladungen demnächst gezündet würden, wäre das Haus über Straßen nicht mehr zu erreichen. Die restlichen Sprengladungen wurden auf die insge­ samt sechs Unterführungen unter dem Waldweg und den Feldwegen verteilt. Wegen der eigenen Sicherheit verzichteten die Männer vorerst darauf, den Hof zu verminen.
    Die Bäuerin verbrannte während des Nachmittags Lumpen hinter dem Haus. Alte Flickenteppiche, ausge­ diente Kuhstallkleidung und das mottenzerfressene Hochzeitskleid fanden den Weg ins Feuer. Zum Schluss landeten undichte Melkeimer aus Holz, ramponierte Melkschemel, das uralte

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