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Der Sommer der lachenden Kühe

Titel: Der Sommer der lachenden Kühe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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an­ grenzende Maschinenhalle nieder.
    Am Morgen, als der fünfte Tag der Zerstörung graute, wurden noch einmal fünf Hektar Wald angezündet. Alles lief reibungslos, man hatte inzwischen Erfahrung.
    Heikki Mäkitalo rief die Telefongesellschaft an und teilte mit, dass sein Telefon gesperrt werden sollte, von jetzt an brauchten ihm keine Telefonrechnungen mehr zugeschickt zu werden. Dann rief er die Polizei an und erklärte, er wolle mit Sprengsätzen Steine und Felsen aus dem Weg räumen, um das Fundament seines zu­ künftigen Futtersilos errichten zu können. Falls sich jemand aus dem Dorf wegen der Explosionen Sorgen machen würde, bestünde also kein Anlass zu irgendwel­ chen polizeilichen Maßnahmen.
    Der Diensthabende berichtete, einige Dorfbewohner hätten bereits angerufen und gemeldet, dass bei den Mäkitalos dicker Rauch aufsteige und Explosionen zu hören seien, als ob dort ein Krieg ausgebrochen sei. Wegen dringenderer Notrufe habe man es aber nicht geschafft, hinauszufahren und die Sache zu untersu­ chen. »Also vielen Dank, dass Sie uns informiert haben, und seien Sie vorsichtig bei der Knallerei«, sagte der Beamte.
    Insgeheim wünschte er sich, der alte Mäkitalo möge sich selbst in die Luft sprengen. Er konnte nach wie vor den Verdacht nicht loswerden, dass es dieser Bauer gewesen war, der im vergangenen Winter aus Rache die Jagdhütte der Polizei in die Luft gejagt hatte.
    Nach den beiden Anrufen riss Mäkitalo das Telefon­ kabel aus der Wand und schmiss das Telefon durch die Kellerluke nach unten in die Tiefe. Seine Frau warf noch einige Stücke Geschirr hinterher, und Rytkönen ließ den Wandteppich folgen, auf dem Rehe an einem Waldteich ästen. Der Bauer vervollständigte das zerstörerische Werk, indem er die Zeiger der Wanduhr abriss und das gute Stück ebenfalls durch die Luke nach unten beför­ derte. Aus dem Keller dröhnten dumpf die allerletzten Schläge der Uhr.
    Vormittags wurde wieder Wald niedergebrannt. Nach der Mittagspause fuhr Mäkitalo das Umzugsgut, das seine Frau vorbereitet hatte, über den Bach auf die zum Dorf hin gelegene Seite. Rytkönen hatte die Brücke bereits präpariert, sodass sie nun gesprengt werden konnte. Die dicken Balken flogen mehrere hundert Meter weit. Einer fand sich nachher in den verkohlten Resten des Kuhstalls. Zum Glück war der Kuhstall bereits am Vortag niedergebrannt worden, sonst hätte der Balken garantiert das Dach durchschlagen.
    Die Bäuerin holte das Elchgewehr und bezog damit bei der gesprengten Brücke Posten, um die Umzugsfuh­ re zu bewachen und dafür zu sorgen, dass die beiden Männer in Ruhe und ohne die Einmischung Fremder ihre Zerstörungsaktion fortsetzen konnten. Heikki Mäki­ talo rühmte Rytkönen gegenüber die Treffsicherheit seiner Frau. Sie treffe aus dreihundert Metern Entfer­ nung im Stehen eine Zigarettenschachtel.
    »Ich selber sehe mittlerweile schon so schlecht, dass ich sogar die Elche dem Geruch nach schießen muss.«
    Die Männer sprengten im Laufe des Abends noch sämtliche restliche Brücken und Unterführungen, so­ wohl auf dem Forstweg als auch im Kanal des Unterfel­ des. Mit der Motorsäge kappten sie außerdem ein halbes Dutzend Telefonmasten. Wozu sollten die Drähte im Wind jaulen, wenn es sowieso kein Telefon mehr gab.
    Nachdem die Männer zwei, drei Stunden hart gearbei­ tet hatten, kehrten sie auf den verwüsteten Hof zurück und betrachteten stolz ihr Werk. Alles war eingerissen, die Felder waren überflutet und mit schwarzem Schlamm bedeckt, der Wald stand in Flammen, über der ganzen Gegend hing dichter Rauch.
    »Man muss an die Angriffsphase denken, wenn man diese Landschaft betrachtet«, meinte Taavetti Rytkönen.
    »Kontupohja sah nach der Eroberung so ähnlich aus«, bestätigte Heikki Mäkitalo.
    Am Abend heizten sie die Sauna und holten die Bäue­ rin von ihrem Aufpasserposten ab. Die Fuhre konnte nachts unbewacht bleiben, in solch abgelegenen Gegen­ den brauchte man keine Angst vor Dieben zu haben, nicht wie in den Städten.
    Nachdem die Bäuerin sauniert hatte, wärmte sie eine Suppe auf. Dann kletterten die Männer auf die Schwitz­ bank und machten tüchtige Aufgüsse. Sie waren höchst zufrieden und körperlich entspannt, während sie an diesem schönen Sommerabend saunierten. Sie hatten schwer geschuftet in den letzten Tagen, aber sie hatten auch viel zustande gebracht.
    Nach dem Saunagang saßen sie draußen auf der Treppe und tranken kaltes Malzbier. Zum Schluss wur­ de das

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