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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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werden deine Koffer gepackt«, verkündete Jason. Leise weinte Jane in ihr Taschentuch. »Deine Zofe wird in der Kutsche auf dich warten. Du wirst nach London zurückfahren und von dort aus nach … Italien? Ja, ich glaube, Italien könnte dir gefallen.«
    »Jason, bitte schick mich nicht fort.« Sie schluckte mühsam.
    »Du wirst dich jetzt von Vater verabschieden. Achte bitte darauf, ihn nicht zu sehr aufzuregen«, fuhr Jason fort. »Jane, du kannst nicht hierbleiben. Du selbst hast es gesagt: Niemand in Reston wird dir glauben.«
    »Aber weißt du es denn gar nicht mehr?«, fragte sie. Unter den Tränen war ihre Stimme kaum hörbar. »Du und ich, wir halten doch zusammen. Und zusammen stehen wir das auch durch.«
    Jason sah aus, als wolle er sich noch dazu äußern, irgendetwas Bedeutsames sagen, sie vielleicht sogar in die Arme nehmen. Stattdessen sagte er nur »Es tut mir leid« und verließ das Zimmer.
    Es dauerte eine weitere Stunde, bis Jane zur Abreise bereit war. Ihre Zofe hatte die Koffer gepackt, und sie hatte sich von ihrem Vater verabschiedet, was er vermutlich als den üblichen Gutenachtgruß verstanden hatte. Sie befürchtete, dass er am nächsten Morgen verwirrt aufwachen würde. Sie weigerte sich jedoch abzureisen, bis sie sicher sein konnte, dass Jason fortgegangen war und dafür gesorgt hatte, dass Byrne aus dem kleinen Keller hinter Mr Davies’ Laden freigelassen wurde, der als Dorfgefängnis diente. Erst als Jason zurückkehrte, stieg Jane in die Kutsche – ohne ihren Bruder zu umarmen oder auch nur noch eine Träne zu vergießen. Die vergangene Stunde hatte alles Mitgefühl in ihr ausgelöscht; kalt und beraubt fühlte sie sich. Die Welt außerhalb Restons schien kahl und öde. Aber genau dorthin sollte sie jetzt geschickt werden. Allein.
    Allerdings nicht ganz so allein, wie sie glaubte.
    Nachdem sie etwas mehr als eine Meile über die Straße gerumpelt waren, wandte Jane sich zu ihrer Zofe, die sich die Kapuze über den Kopf gezogen hatte, um die Zugluft abzuwehren.
    »Mary, ich konnte zwar während einer Kutschfahrt noch nie schlafen, aber ich will es wenigstens versuchen. Es war ein schrecklicher Tag«, sagte Jane und lehnte sich zurück.
    »Mary hat einen Schatz in Reston.« Victorias helle Stimme sorgte dafür, dass Jane die Augen aufriss. »Es wäre ihr sehr schwergefallen, ihn zu verlassen.«
    Jason hatte seiner Pflicht Genüge getan, und sein Versprechen Jane gegenüber erfüllt: Er hatte Byrne, sehr zu Sir Wiltons Missfallen, aus dem Gefängnis geholt. Ebenso pflichtbewusst brachte er ihn schließlich auch noch nach Hause.
    Aber darüber hinaus sah er sich zu nichts mehr verpflichtet.
    »Danke«, sagte Byrne und rieb sich die Handgelenke. Er freute sich, die Handschellen los und wieder zu Hause zu sein.
    Das war der Moment, in dem Jason zuschlug. Ein schneller, rechter Haken traf Byrne am Kinn, schneller, als Byrne es dem Jungen zugetraut hätte. Der Schlag ließ ihn rückwärts taumeln und aufs Sofa fallen. Auf seiner linken Wange würde demnächst ein anständiger Bluterguss zu sehen sein; trotzdem war es Jasons Hand, die hörbar knackte.
    »Autsch!«, rief Jason aus und hielt seine Hand umklammert.
    »Da muss ich zustimmen«, stöhnte Byrne und erhob sich vom Sofa.
    »Das war dafür, dass Sie meine Schwester angefasst haben«, knurrte Jason.
    »Ich muss mit ihr sprechen«, sagte Byrne und hielt sich vorsichtig außerhalb Jasons Reichweite. »Sie hätte es nicht sagen dürfen, nur damit ich freikomme. Ich hätte …«
    »Verdammt richtig, dass sie nichts hätte sagen dürfen. Geschweige denn, es tun.« Jason kniff die Augen zusammen. »Sie werden niemals wieder ein Wort mit ihr wechseln.«
    »Sie haben Jane also fortgeschickt?«, vermutete Byrne. »Ich werde sie finden.« Auf dem Weg zur Tür schnappte er sich einen Gehstock und riss die Tür auf, aber nur, um sich zwei bulligen Männern mit Gewehren in den Händen und Pistolen im Gürtel gegenüberzusehen, die offensichtlich Wache standen.
    »Mr Worth, wenn ich Ihnen meine Gärtner vorstellen darf«, sagte Jason grinsend. »Da Ihnen ja lediglich das Haus gehört, nicht aber das Land drumherum, dringen Sie unbefugt in meinen Besitz ein, sobald Sie einen Fuß aus dem Haus setzen.« Er beugte sich vor und fügte genüsslich hinzu: »Und die Männer haben strikten Befehl, sofort auf alle Eindringlinge zu schießen.«
    Byrne wandte sich zu Jason Cummings um, der ihn anlächelte. »Ich weiß, dass Sie mich nie gemocht haben, Mylord.

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