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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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ablenken«, fuhr Dobbs fort. »Ich bin nach Reston gefahren und habe einen Stein in das Fenster der Druckerei geworfen. Dann habe ich den Laden verwüstet und für ein Durcheinander an Hufspuren gesorgt, damit es aussieht, als wären die Diebe zu Pferde gewesen. Damals konnten Sie noch nicht wieder besonders gut reiten.« Dobbs zog sich den Hut vom Kopf und strich nervös die Krempe glatt. »Dabei sind ein paar Steine vielleicht auch in dem einen oder anderen Geschäft gelandet.«
    Im Stall war es still. Nur die Pferde wieherten hin und wieder leise, sie spürten nichts von der Spannung, die in der Luft lag.
    »Und dann …«, Dobbs hüstelte nervös, »… dann hat Big Jim mich erwischt. Er hat mich aber nicht verpfiffen, obwohl ich fast sicher war, er würde das tun.«
    »Der Hufschmied ist Ihr Komplize?« Byrne sah im Geiste Big Jims imposante Gestalt vor sich, muskulös und mit Schwielen an den Händen von der jahrelangen Knochenarbeit. Die ganze Sache könnte sich als schwieriger erweisen, als ursprünglich angenommen.
    »Er sagte, dass er ein bisschen Spaß gut gebrauchen könnte«, erwiderte Dobbs. »Er hätte es satt, noch länger auf das zu warten, was er haben will. Also haben wir beschlossen, Kutschen auszurauben. Nur dass im Januar kaum Kutschen unterwegs sind, weshalb wir zuerst die Postkutsche überfallen haben. Ehrlich gesagt haben wir das ziemlich dämlich angefangen. Ich weiß gar nicht, wie wir es ins Dorf zurückgeschafft haben. Die Beute haben wir in der Schmiede abgeladen. Ja, und während wir gerade dabei sind, die Sachen zu verstecken, da kommt doch tatsächlich Mr Cutler rein und sieht, was wir da tun.«
    »Cutler?« Byrne riss den Kopf hoch. »Der Anwalt?«
    »Aye, genau der.« Dobbs nickte heftig. »Er sah ziemlich zersaust aus und sagte, er wäre unserer Spur ab da gefolgt, wo wir die Kutsche überfallen haben. Big Jim und ich haben ihn um unser Leben angefleht, aber Mr Cutler hat uns nur angeschaut und gesagt, dass wir besser werden müssen, wenn wir nicht geschnappt werden wollen.«
    »Nicht geschnappt werden wollen?«, wiederholte Byrne ungläubig. »Ich verstehe nicht. Er wollte seinen Anteil an der Beute?«
    »Nein! Das ist es ja!« Dobbs fing an, schneller zu reden. Er gestikulierte wild, und der Hut in seiner Hand wippte auf und ab. »Geld wollte er nicht. Nein, Friedensrichter wollte er sein. Er hat vor Kurzem eine Erbschaft gemacht, und er ist der Meinung, dass Sir Wilton seinen Job ziemlich schlecht macht. Er denkt, dass er ein viel besserer Friedensrichter wäre, weil er sich doch in Rechtsdingen viel besser auskennt … aber ihm war klar, dass Sir Wilton niemals zurücktreten würde, also wollte er ihn so richtig schlecht aussehen lassen … und hat sich gedacht, dass ein paar Raubüberfälle genau das Richtige wären.«
    Das war ein ganzer Berg von Informationen, die zu verarbeiten waren, und Byrne brauchte einen Moment, sie zu ordnen. Trotzdem blieb eine Reihe offener Fragen. Und das galt offenbar auch für Dobbs.
    »Seit wann wissen Sie Bescheid?«, fragte Dobbs.
    Byrne rieb sich das Kinn. »Vor gut einer Woche habe ich die Tage der Überfälle mit den Tagen abgeglichen, an denen die Männer von Reston sich im Dorf aufgehalten haben oder außerhalb. Zuerst habe ich mich erinnert, wo ich selbst an den fraglichen Tagen gewesen bin … und dabei ist mir aufgefallen, dass Sie an keinem dieser Tage in Reston gewesen sind. An keinem einzigen. Ich hielt das für ein Verdachtsmoment, also habe ich begonnen, Sie zu überprüfen.«
    »Darum haben Sie mich also gebeten, die Ostseite des Sees mit Ihnen zu erkunden?«, fragte Dobbs. Byrne nickte.
    »Und das hat Ihnen so viel Angst eingejagt, dass Sie Ihr Muster durchbrochen haben. Mit anderen Worten, Sie haben eine Kutsche überfallen und vorgetäuscht, ich hätte etwas damit zu tun.«
    »Aber ich bin es nicht gewesen, der das vortäuschen wollte!«, stritt Dobbs diese Vermutung nachdrücklich ab. »Denn selbst in der Zeit, als Sie nicht ganz bei sich waren, weil Sie so viel von der Medizin geschluckt haben, waren Sie immer anständig zu mir … und haben mich in Ruhe meine Arbeit machen lassen. Ich möchte, dass Sie wissen, wie sehr ich das geschätzt habe.«
    »Also wirklich, Dobbs, durch Schmeichelei werden Sie der Strafe nicht entgehen.«
    »Cutler und Big Jim haben darauf bestanden, dass wir Ihren Umhang und Ihren Stock benutzen. Die beiden dachten, dass Sie uns zu sehr auf den Pelz rücken und dass wir irgendwie aus der Sache

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