Der Sommer der Lady Jane (German Edition)
Schach gespielt habe? Gegen einen ausgezeichneten Gegner.« Er lächelte.
Doch bevor Jane antworten konnte, wurde die Tür geöffnet. Jason trat ein, Nancy folgte ihm auf den Fersen. Auf ein Nicken von Jason wandte Nancy sich ihrem Patienten zu und geleitete ihn freundlich aus der Bibliothek, aber natürlich nicht, bevor der alte Mann seiner Tochter einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte.
Dann waren Jason und Jane allein.
Jane blieb sitzen. Sie hielt die Hände im Schoß gefaltet, während Jason reglos an der Tür verharrte.
»Weißt du, was Vater zu mir gesagt hat, als ich neunzehn war und ihm erklärt habe, dass ich Penelope Wilton heiraten möchte?« Seine Stimme klang sanft.
Jane schaute auf und schüttelte den Kopf.
»Er sagte, ich sei größer als dieser Ort. Und er würde es nicht zulassen, dass ich mich binde, bevor ich nicht die Welt gesehen habe.« In seine Erinnerungen verloren, schwieg er einen Moment, bevor er hinzufügte. »Am nächsten Tag sind wir nach London abgereist.«
Wieder schwiegen sie.
»Nimm es zurück«, forderte Jason sie auf, seine Stimme hatte einen harten Klang angenommen.
»Nein.«
»Sir Wilton ist immer noch hier. Du kannst ihm erklären, dass du einfach nur überreizt warst. Dass du … dass du einen Freund aus London einfach nur mit einem Alibi versorgen wolltest.«
»Nein, Jason.«
»Wie konntest du nur, Jane?« schrie Jason und löste sich von der Tür. »Wie konntest du nur so etwas Dummes tun?«
»Was genau war dumm? Die Sache selbst oder dass ich es erzählt habe?«, gab Jane knapp zurück.
»Komm mir jetzt bloß nicht so«, warnte Jason und fing an, hin und her zu gehen. »Ich hätte dich fortschicken sollen. Gleich als ich mitbekommen habe, dass du … dass du zu freundschaftlich mit ihm umgehst. Aber ich dachte, Vater würde das nicht verkraften. Dass zu viele Leute Fragen stellen würden. Und ich hatte angenommen, dich kontrollieren zu können.«
»Kontrollieren?«, gab Jane beleidigt zurück.
»Beschäftigt halten«, erläuterte Jason.
»Oh, vielen Dank, das ist zu viel der Schmeichelei.« Jane neigte den Kopf zur Seite. »Du redest vom Ball? Du dachtest, dass du mich mit den Planungen für den Ball beschäftigen und am Gängelband halten kannst?«
»Ja. Und ich muss Charles und Nevill vorwerfen, dass sie sich eingemischt haben. Aber trotzdem, Jane, du musst widerrufen. Du musst!«
»Jase, der Schaden ist angerichtet.« Sie schüttelte den Kopf. »Niemand im Dorf würde mir glauben, selbst wenn ich widerriefe. Außerdem ist Byrne nicht der Straßenräuber. Er verdient es, freigelassen zu werden!«
»Er hat es verdient, dass man ihm die Eier abschneidet.«
»Jason!«, schrie sie.
»Gut, ich werde dafür sorgen, dass er freikommt«, versprach er. »Aber du wirst ihn niemals wiedersehen.«
»Das hast du nicht zu bestimmen.«
»Doch, das habe ich. Jane, begreifst du denn nicht, dass ich es verstehe?« Er kam zu ihr und setzte sich neben sie. »Mir ist es wie dir ergangen. Es ist dieser Ort. Die Sommerhitze. Es ist diese in sich geschlossene kleine Welt, die dich vergessen macht, dass das reale Leben anderswo existiert.«
»Das ist nicht vergleichbar.« Jane schüttelte den Kopf. »Mit Byrne und mir ist es nicht wie bei dir und Penelope. Ich werde ihn nicht vergessen, wie du sie vergessen hast.«
Jason erhob sich und marschierte wieder auf und ab.
»Es ist mehr als eine Sommerliebe. Er ist sehr viel mehr. Seit unserer Ankunft ist er meine Kraft. Weißt du, was mir durch den Kopf gegangen ist, als ich Byrne das erste Mal sah?« Unwillkürlich wurde Jane ein wenig wehmütig und die Tränen stiegen ihr in die Augen bei dieser jetzt so kostbaren Erinnerung. »Es war auf dem Fest während der Pferderennen bei den Hampshires. Byrnes Bruder schickte mich zu ihm, um ihn zu holen. Und als ich ihn fand … er war so traurig und versuchte angestrengt, es zu verbergen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du je verstehen wirst, wie hart das vergangene Jahr für mich gewesen ist.«
»Für mich auch«, verteidigte sich Jason. »Glaubst du, dass ich Mutter nicht vermisse?«
»Wirklich?«, sagte Jane.
»Jeden Tag.« Jason hielt inne und räusperte sich hörbar. »Und was glaubst du, würde sie zu deinem Benehmen sagen?«
Endlich flossen die Tränen. Weil Jane wusste, was ihre Mutter denken würde; sie wäre verängstigt gewesen und beschämt und böse. Und Jane spürte, wie all diese Empfindungen sie auf einmal überfluteten.
»Während wir uns hier unterhalten,
Weitere Kostenlose Bücher