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Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Der Sommer der Lady Jane (German Edition)

Titel: Der Sommer der Lady Jane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Ball in diesem Moment ziemlich abrupt endete. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde, dass die Tochter des Dukes mit dem berüchtigten Straßenräuber verkehre und ihm ein Alibi gegeben habe. Während die Leute tanzten und tranken und das aufgetragene Essen verzehrten, wurde Jane sofort in die Bibliothek verfrachtet und dort mit dem strikten Befehl zurückgelassen, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis Jason zu ihr käme. Kurz darauf schloss ihr Vater sich ihr an, denn Nancy wollte ihn vor dem Aufruhr verschonen, der unausweichlich folgen würde.
    Jason wies die Dienerschaft an, keinen Wein und kein Essen mehr zu servieren, sondern die Gäste stattdessen zu bewegen, das Haus zu verlassen und in ihre Kutschen zu steigen. Nachdem Charles und Nevill von einem grimmig dreinblickenden Jason über die Lage unterrichtet worden waren, halfen sie dem Personal, auch den letzten neugierig verharrenden Gast zur Tür hinauszukomplimentieren. Die Musik spielte nicht länger, das Silber wurde abgeräumt, die Sommernacht abgebaut. Und es dauerte nur eine halbe Stunde, bis die Arbeit von zehn Tagen, die vier emsige Geister mitsamt ihrer Helferschar geleistet hatten, unbarmherzig niedergetreten worden war.
    Schweigend fuhren Victoria, Lady Wilton, Penelope und Brandon nach Hause. Sir Wilton war im Cottage geblieben, um Lady Jane eingehender zu befragen. Nun, genauer gesagt schwiegen nur Victoria, Penelope und Brandon, denn Lady Wilton gab auf höchst pathetische Weise beständig ihrer Empörung Ausdruck.
    »Skandalös!«, rief sie, während die Kutsche über die Straße rumpelte und Victoria den Blick stetig aus dem Fenster richtete.
    »Ganz und gar ungezügelt, dieses Mädchen!« Danach seufzte sie. »Und dann noch mit ihm !«
    Anschließend … »Wir hätten wissen müssen, dass es eines Tages ein schlechtes Ende nimmt. Schon als Kind ist sie nackt über den Dorfplatz gerannt!«
    »Mama«, sagte Penelope, aber ein Händedruck ihres Ehemannes gab ihr zu verstehen, dass sie sich aus der Sache heraushalten solle. Penelope war klar, dass er recht hatte. Und außerdem würden sie Gott sei Dank gleich zu Hause sein.
    Nur dass Lady Wiltons Bemerkungen nicht aufhörten, als sie vor dem Haus hielten und der Kutschenschlag geöffnet wurde. Nein, sie holte lediglich Luft, um sich dann weiter über das Geschehene auszulassen.
    »Es wird sich nicht verschweigen lassen«, fuhr sie fort, als sie das dunkle Haus betrat, denn die kleinen Jungen und Mädchen lagen schon längst in ihren Betten. »Jeder weiß es. Einfach jeder. Sie wird sich nie wieder irgendwo sehen lassen können.«
    »Aber, Mama, sie könnte ihn doch heiraten!« Victoria war nicht mehr in der Lage, sich zu beherrschen.
    »Ihn heiraten? Die Tochter eines Dukes? Nein, das glaube ich nicht«, rief Lady Wilton. »Und Straßenräuber hin oder her, er wird sowieso aus dem Dorf gejagt, glaub mir.«
    »Aber warum?«, fragte Victoria entgeistert. Sie spürte, wie die heiße Röte des Zorns in ihre Wangen kroch. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Penelope und Brandon sich diskret zurückzogen und die Treppe hinaufstiegen.
    »Victoria, wie kannst du so etwas nur fragen?«, erwiderte Lady Wilton kopfschüttelnd. »Es war ganz und gar meine Verfehlung, dir zu erlauben, dich mit diesem … diesem liederlichen Mädchen einzulassen. Du empfindest bei Weitem zu viel Mitgefühl mit ihrer Lage. Sie hat sich diese Situation selbst zuzuschreiben.«
    »Mutter, vor nicht einmal sechs Stunden hast du mir noch erklärt, wie stolz du auf unsere Freundschaft bist!«, widersprach sie.
    »Das war, bevor wir das Ausmaß ihres wahren Charakters kannten! Diese Leute aus London – die Familie des Dukes hat sich immer als etwas Besseres gewähnt als alle anderen. Aber warum soll es ihnen gestattet sein, zu handeln, ohne dass man ein Auge auf ihr Tun hat? Und ich habe noch gedacht, dass insbesondere Jane ihre zügellose Wildheit endlich abgelegt hat. Aber was einem in der Natur liegt, liegt tief! Warum sonst würde sie mit einem solchen Mann verkehren?«
    Gegen Ende ihrer Tirade hatte Lady Wilton angefangen zu schreien, was dazu führte, dass die Lichter im oberen Teil des Hauses angezündet wurden, was sie jedoch nicht zu kümmern schien. Vielmehr war es so, dass es ihr nur recht war, da in dieser Nacht in dieser Straße ohnehin niemand schlafen würde.
    Victoria ließ den gesamten Abend an sich vorüberziehen. Wie sie in ihrer Blindheit versucht hatte, bei Jason ein Zeichen seiner Zuneigung für sie zu

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