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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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nichts passiert. Du hast nichts getan.
    Ich spülte die Pfirsiche in dem roten Plastiksieb ab und schwenkte es dabei kräftig, so wie ich es viele Male bei Susannah gesehen hatte. Während das Wasser noch über die Früchte lief, kam Jeremiah von hinten und schnappte sich einen. »Die sind jetzt sauber genug.«
    Er schwang sich auf den Küchentresen und biss in den Pfirsich.
    Â»Lecker, stimmt’s?«, fragte ich. Ich nahm einen in die Hand, sog seinen Duft tief ein und versuchte, all die verrückten Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben.
    Jeremiah nickte. Er hatte schon aufgegessen und ließ den Kern ins Spülbecken fallen. »Wirklich gut. Hast du auch Erdbeeren gekauft? Ich könnte jetzt eine ganze Schale Erdbeeren allein verdrücken.«
    Â»Nein, bloß die Pfirsiche.«
    Ich legte sie in die silberne Obstschale und arrangierte sie so hübsch wie möglich. Meine Hände zitterten immer noch.

39
    Die Wohnung war mit blauem Teppichboden ausgelegt, und selbst durch meine Flip-Flops hindurch spürte ich die Feuchtigkeit. Die Küche hatte mehr oder weniger die Größe einer Flugzeugtoilette und das Schlafzimmer keine Fenster. Hohe Decken hatte die Wohnung – das war aber auch schon alles, was mir an ihr gefiel.
    Jeremiah und ich hatten den ganzen Tag damit verbracht, Wohnungen in der Nähe der Uni zu besichtigen. Von den dreien war diese bisher die schlimmste.
    Â»Der Boden gefällt mir«, sagte Jeremiah anerkennend. »Ich find’s schön, wenn man beim Aufstehen morgens gleich so einen weichen Teppich unter den Füßen hat.«
    Ich warf einen Blick zur offenen Wohnungstür, wo der Vermieter auf uns wartete. Er war etwa im gleichen Alter wie mein Vater. Er hatte einen langen weißen Pferdeschwanz, einen Schnurrbart und am Unterarm eine barbusige Meerjungfrau eintätowiert. Er bemerkte meinen Blick auf sein Tattoo und grinste. Ich lächelte matt zurück.
    Ich ging noch einmal ins Schlafzimmer und machte Jeremiah Zeichen, er solle mitkommen. »Es stinkt nach Zigarettenqualm hier«, flüsterte ich. »Das kommt bestimmt aus dem Teppich.«
    Â»Dann sprüh ihn mit Febreeze ein, Baby.«
    Â»Das kannst du machen. Ganz alleine. Ich zieh hier nicht ein.«
    Â»Wieso denn nicht? Das Haus steht praktisch auf dem Campus, so nah ist das. Außerdem gibt’s diese Freifläche – da können wir grillen. Stell dir vor, was für Partys wir feiern können. Komm schon, Belly.«
    Â»Nichts da. Lass uns noch mal die erste Wohnung angucken. Die hatte wenigstens eine zentrale Klimaanlage.« Über uns wummerten Bässe aus Verstärkern – ich spürte sie mehr, als dass ich etwas hörte.
    Jeremiah vergrub die Hände in seinen Hosentaschen. »In dem Haus wohnen doch bloß alte Leute und Familien. Das hier, das ist was für Leute in unserem Alter. Für Studenten wie uns.«
    Ich schaute noch einmal zum Vermieter hinüber. Er starrte auf sein Handy und tat so, als würde er uns nicht belauschen.
    Ich senkte die Stimme und sagte: »Das hier ist im Grunde auch nichts anderes als ein Verbindungshaus. Wenn ich darauf Lust hätte, dann könnte ich genauso gut bei dir einziehen.«
    Er verdrehte die Augen, dann sagte er laut: »Ich glaube, wir nehmen die Wohnung nicht.« Dabei sah er den Vermieter achselzuckend an, so als wollte er sagen : Was will man da machen? So als wären die beiden Komplizen, Jungs unter sich.
    Â»Danke, dass Sie uns die Wohnung gezeigt haben«, sagte ich.
    Â»Null problemo«, sagte der Typ und zündete sich eine Zigarette an.
    Als wir die Wohnung verließen, blitzte ich Jeremiah wütend an. Er fragte bloß stumm: Was? Er schien ganz verwirrt. Ich schüttelte nur den Kopf.
    Â»Es ist schon spät«, sagte Jeremiah, als wir im Auto saßen. »Wir sollten eine Entscheidung treffen. Ich hab echt keine Lust mehr weiterzusuchen.«
    Â»Okay, gut«, antwortete ich und drehte die Klimaanlage an. »Dann entscheide ich mich für die erste Wohnung.«
    Â»Gut«, sagte er.
    Â»Gut«, sagte ich.
    Wir fuhren also zurück zum ersten Wohnblock, um die Formulare auszufüllen. Die Frau im Büro der Hausverwaltung hieß Carolyn. Sie war groß und rothaarig und trug ein Wickelkleid aus bunt gemustertem Stoff. Ihr Parfum erinnerte mich an das von Susannah. Ich sah das als ein gutes Zeichen.
    Â»Ihre Eltern treten in diesem Fall nicht als

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