Der Sommer, der nur uns gehoerte
Mom.«
Laurel rührte ihren Kaffee um, dann sah sie mich an und fragte: »Du meinst also, die beiden sollten heiraten?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Dann frage ich dich: Was hältst du davon?«
»Ich meine, sie lieben einander und werden es durchziehen, ganz egal, was andere denken. Und ⦠ich meine, Belly braucht ihre Mom jetzt, wirklich.«
Trocken antwortete Laurel: »Isabel scheint wunderbar ohne mich zurechtzukommen. Sie hat mich nicht einmal angerufen, um mir zu sagen, wo sie ist. Das habe ich erst von Adam erfahren â der übrigens jetzt wohl diese Hochzeit finanziert. Typisch Adam. AuÃerdem ist Steven Trauzeuge, und Bellys Dad gibt nach, wie er es immer tut. Anscheinend bin ich die Einzige, die sich verweigert.«
»Belly wird überhaupt nicht damit fertig. Sie isst kaum was. Und ⦠gestern Abend habe ich gehört, wie sie weinte. Sie sagte, Taylors Mom organisiert eine Brautparty für sie, aber für sie fühlt es sich nicht richtig an ohne dich.«
Laurels Miene wurde weicher, wenn auch nur ein bisschen. »Lucinda organisiert eine Party für sie?« Sie rührte wieder in ihrem Kaffee, dann fuhr sie fort. »Jere hat diese Sache nicht richtig durchdacht. Er nimmt das alles nicht ernst genug.«
»Da hast du recht, er ist kein ernsthafter Typ. Aber glaub mir, was Belly betrifft, da ist es ihm wirklich ernst.« Ich holte tief Luft, dann sagte ich: »Laurel, du wirst es bereuen, wenn du nicht hingehst.«
Sie sah mir in die Augen. »Reden wir hier ganz ehrlich miteinander?«
»Tun wir das nicht immer?«
Laurel nickte, trank einen Schluck Kaffee. »Doch, das stimmt. Also dann: Warum setzt du dich für die beiden ein?«
Ich hatte gewusst, dass diese Frage kommen würde. Laurel war schlieÃlich Laurel. Sie redete nie um den heiÃen Brei herum. »Ich will, dass sie glücklich ist.«
»Ah«, sagte sie. »Nur sie?«
»Jeremiah auch.«
»Und das ist alles?« Sie sah mich fest an.
Ich schaute nur zurück.
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Ich wollte bezahlen, schlieÃlich war ich derjenige, der zu diesem Frühstück eingeladen hatte, doch Laurel lieà es nicht zu. »Kommt nicht in Frage«, sagte sie.
Auf der Fahrt zurück nach Cousins ging ich unsere Unterhaltung immer wieder im Kopf durch. Der wissende Blick in Laurs Gesicht, als sie mich fragte, warum ich mich für die zwei einsetzte. Was tat ich hier eigentlich? Ich ging mit Belly Vasen aussuchen, versuchte, Frieden zu stiften mit den Eltern. Auf einmal war ich ihr Hochzeitsplaner, dabei war ich doch nicht einmal mit der Heirat einverstanden. Irgendwie musste ich aus der Geschichte wieder herauskommen. Ich musste meine Hände in Unschuld waschen.
38
»Wo warst du denn?«, fragte ich Conrad, als er zur Tür hereinkam. Er war den ganzen Vormittag über weg gewesen.
Er antwortete nicht gleich. Im Grunde sah er mich auch kaum an. Nach kurzem Zögern sagte er nur knapp: »Hatte was zu erledigen.«
Ich warf ihm einen erstaunten Blick zu, aber mit weiteren Infos rückte er nicht heraus. Also fragte ich nur: »Magst du mir Gesellschaft leisten? Ich muss nach Dyerstown, Blumen für die Hochzeit aussuchen.«
»Ich dachte, Jere kommt heute. Kannst du nicht mit ihm hinfahren?« Er klang genervt.
Ich war überrascht und auch ein bisschen gekränkt. Ich fand, wir seien in diesen letzten Wochen wirklich gut miteinander ausgekommen. »Er kann erst abends hier sein.« Und scherzhaft fügte ich hinzu: »Und davon mal abgesehen â du bist doch der Experte für Blumenarrangements, nicht Jere. WeiÃt du nicht mehr?«
Conrad stand mit dem Rücken zu mir an der Spüle. Er drehte den Hahn auf und hielt ein Glas darunter. »Ich will nur nicht, dass er sauer wird.«
Fast schien es mir, als hätte ich eine Spur von Verletztheit herausgehört. Verletztheit â und etwas anderes. Angst.
»Was ist los? Ist irgendwas passiert heute Morgen?« Mit einem Mal wurde ich unruhig. Als Conrad mir nicht antwortete, ging ich zu ihm und wollte ihm die Hand auf die Schulter legen, doch im selben Moment wandte er sich um, und meine Hand sank herab.
»Nichts ist passiert«, sagte er. »Dann sollten wir mal los. Ich fahre.«
Er redete wenig im Blumenladen. Taylor und ich hatten uns für Callas entschieden, aber als ich die Musterbücher durchblätterte, entschied ich mich stattdessen für
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