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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Pfingstrosen. Als ich sie Conrad zeigte, sagte er: »Das waren die Lieblingsblumen meiner Mom.«
    Â»Das weiß ich noch«, sagte ich. Ich bestellte fünf Sträuße, für jeden Tisch einen, so wie Denise Coletti es mir aufgetragen hatte.
    Â»Was ist mit dem Brautstrauß und den Blumen für die Brautjungfern?«, fragte mich die Floristin.
    Â»Könnte man dafür auch Pfingstrosen nehmen?«
    Â»Natürlich. Ich binde Ihnen was Hübsches.« Dann wandte sie sich an Conrad. »Werden Sie und Ihre Trauzeugen Blumen im Knopfloch tragen?«
    Er wurde rot. »Ich bin nicht der Bräutigam.«
    Â»Er ist der Bruder des Bräutigams«, sagte ich und reichte der Floristin Mr. Fishers Kreditkarte.
    Wir sind dann sehr bald gegangen.
    Â 
    Auf dem Weg nach Hause kamen wir an einem Obststand an der Straße vorüber. Ich hätte gern angehalten, wollte aber nichts sagen. Doch anscheinend merkte Conrad es mir an, denn er fragte: »Soll ich umdrehen?«
    Â»Nicht nötig, wir sind ja schon vorbei.«
    Er wendete mitten auf der Einbahnstraße.
    Der Obststand war nichts weiter als eine Ansammlung von Holzkisten voller Pfirsiche und einem Schild mit der Bitte, das Geld in die Kasse zu stecken. Ich hatte keine Münzen und warf einen Dollarschein ein.
    Â»Magst du keinen?«, fragte ich Conrad, während ich meinen Pfirsich am T-Shirt abrieb.
    Â»Nein, ich bin allergisch.«
    Â»Seit wann das denn?«, fragte ich. »Ich weiß genau, dass ich schon gesehen habe, wie du Pfirsiche gegessen hast. Oder wenigstens Pfirsichkuchen.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Immer schon. Ich hab auch schon welche gegessen, aber ich kriege davon immer so ein Brennen im Mund.«
    Bevor ich in meinen Pfirsich biss, schloss ich die Augen und sog den Duft tief ein. »Pech für dich.«
    Es war der beste Pfirsich, den ich je gegessen hatte. Er war gerade perfekt reif, sodass die Finger ganz leicht ins Fruchtfleisch einsanken. Gierig machte ich mich darüber her, und dabei lief mir der Saft übers Kinn und über beide Hände. Er schmeckte süß und herb zugleich. Es war ein Genuss für die Sinne: Er sah schön aus, duftete gut, schmeckte gut.
    Â»Einfach vollkommen«, bemerkte ich. »Fast möchte ich nie wieder einen essen. So gut könnte keiner mehr sein.«
    Â»Das werden wir gleich sehen«, sagte Conrad. Er trat an den Stand und kaufte noch einen Pfirsich. Mit vier Bissen hatte ich ihn verschlungen.
    Â»Und – war der genauso gut?«, fragte Conrad.
    Â»Mhmm, ja.«
    Con streckte einen Arm aus und wischte mir mit seinem Hemdsärmel übers Kinn. Es war vielleicht die zärtlichste Berührung, die ich je erlebt hatte.
    Auf einmal fühlte ich mich ganz benommen, und die Knie wurden mir weich, und alles nur, weil er mich so ansah, diese wenigen Sekunden lang. Dann senkte er den Blick, so als wäre die Sonne hinter mir zu grell.
    Ich machte einen Schritt zur Seite und sagte: »Ich kaufe noch ein paar, für Jere.«
    Â»Gute Idee«, sagte er und drehte sich um. »Ich warte im Auto.«
    Mit zitternden Händen füllte ich eine Plastiktüte randvoll mit Pfirsichen. Das war doch Wahnsinn – ein einziger Blick, eine einzige Berührung, und ich fing an zu zittern! Dabei heiratete ich seinen Bruder!
    Ich schwieg, als ich wieder im Auto saß. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte nichts sagen können. Mir fehlten die Worte. In der Stille des klimatisierten Wagens schien das Schweigen zwischen uns dröhnend laut. Also ließ ich das Fenster auf meiner Seite herunter und richtete meinen Blick auf alles, was auf meiner Seite draußen vorüberflog.
    Jeremiahs Auto stand in der Einfahrt. Conrad verschwand, sobald wir das Haus betreten hatten. Jere lag auf der Couch und schlief, die Sonnenbrille hatte er auf den Kopf geschoben. Ich küsste ihn wach.
    Blinzelnd öffnete er die Augen. »Hey.«
    Â»Hey. Magst du einen Pfirsich?«, fragte ich und ließ den Plastikbeutel hin und her schwingen. Plötzlich war ich furchtbar nervös.
    Jere umarmte mich und sagte: »Du bist mein Pfirsich.«
    Â»Hast du gewusst, dass Conrad eine Pfirsichallergie hat?«
    Â»Natürlich. Weißt du nicht mehr, wie er einmal Pfirsicheis gegessen hat und diese Schwellung im Mund bekam?«
    Ich machte mich los und ging das Obst waschen. Du hast keinen Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben, redete ich mir ein, es ist

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