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Der Sommer, der nur uns gehoerte

Titel: Der Sommer, der nur uns gehoerte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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Mieter auf?«, fragte Carolyn. »Bei Studenten unterschreiben meistens die Eltern den Mietvertrag.«
    Ich wollte schon etwas sagen, doch Jeremiah war schneller.
    Â»Nein, das machen wir selbst«, sagte er. »Wir sind verlobt.«
    Sie schien überrascht, und ich registrierte einen blitzschnellen Blick auf meinen Bauch. »Oh«, sagte sie. »Ja dann – herzlichen Glückwunsch.«
    Â»Danke schön«, antwortete Jeremiah.
    Ich sagte nichts. Jeder ging davon aus, dass ich schwanger sei, bloß weil wir heiraten wollten. Ich war es so leid.
    Â»Wir überprüfen noch Ihre Kredithistorie, um die Kreditwürdigkeit festzustellen, dann kann ich Ihren Antrag bearbeiten«, sagte Carolyn. »Wenn da alles in Ordnung ist, können Sie einziehen.«
    Jeremiah beugte sich vor. »Wenn einige Kreditkartenrechnungen etwas zu spät bezahlt wurden, hat das, ähm, negative Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit?«
    Ich machte große Augen. »Wovon redest du denn da?«, flüsterte ich. »Dein Dad bezahlt doch deine Kartenrechnungen.«
    Â»Ja, schon, aber ich hab mir im ersten Collegejahr selbst eine besorgt. Um mir frühzeitig eine Kredithistorie aufzubauen«, sagte er und lächelte Carolyn dabei gewinnend an.
    Â»Das ist sicher kein Problem«, sagte sie, aber ihr Lächeln war etwas dünn geworden. »Isabel, wie sieht es mit Ihrer Bonität aus?«
    Â»Gut, denke ich mal. Ich kann die Kreditkarte meines Vaters benutzen, tu’s aber so gut wie nie.«
    Â»Hm. Wie sieht’s mit Kundenkarten von Kaufhäusern aus?«, fragte sie weiter.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Â»Wir haben definitiv das Geld für zwei Monatsmieten als Vorauszahlung«, warf Jeremiah ein. »Und für die Kaution auch. Somit ist alles okay.«
    Â»Na prima«, sagte Carolyn und stand auf. »Ich kümmere mich noch heute um die Anfrage. Sie hören dann in den nächsten Tagen von mir.«
    Â»Dann drücke ich uns mal die Daumen«, sagte ich und bemühte mich, heiter zu klingen.
    Â 
    Jeremiah und ich verließen das Gebäude und gingen zum Parkplatz hinüber. Als wir beim Auto ankamen, sagte ich: »Hoffentlich bekommen wir die Wohnung.«
    Â»Wenn nicht, dann können wir ganz sicher eine von den beiden anderen kriegen. Gary würde bestimmt nicht erst die Kreditwürdigkeit prüfen.«
    Â»Wer ist Gary?«
    Jeremiah ging ums Auto herum zur Fahrerseite und schloss auf. »Der Typ von der letzten Wohnung.«
    Ich verdrehte die Augen. »Da bin ich mir allerdings sehr sicher, dass auch Gary Erkundigungen einzieht.«
    Â»Glaub ich nicht«, meinte Jere. »Gary war richtig cool.«
    Â»Dein Gary hat vermutlich ein Crystal-Meth-Labor im Keller«, sagte ich, und dieses Mal verdrehte Jeremiah die Augen.
    Â»Wenn wir da einziehen, wachen wir vermutlich irgendwann in einer Wanne voll Eis auf und sind unsere Nieren los«, fuhr ich fort.
    Â»Belly, der vermietet an viele Studenten! Einer aus meiner Fußballmannschaft hat das ganze letzte Jahr über hier gewohnt und ist gesund. Der hat noch beide Nieren und alles.«
    Wir schauten uns über das Auto hinweg an. »Wieso reden wir überhaupt noch darüber? Du hast doch deinen Willen bekommen. Schon vergessen?«, sagte Jere.
    Er beendete den Satz nicht so, wie er es bestimmt gern getan hätte: Du hast deinen Willen bekommen – wie immer.
    Â»Das wissen wir noch nicht, ob es so kommt.«
    Ich beendete den Satz nicht so, wie ich es gern getan hätte: Das wissen wir noch nicht, ob es so kommt – wegen deiner schlechten Zahlungsmoral.
    Ich riss die Beifahrertür auf und stieg ein.
    Â 
    Der Anruf kam im Laufe der Woche. Wir bekamen die Wohnung nicht. Ob es nun an Jeres Zahlungsmoral lag oder daran, dass ich bisher überhaupt keine sogenannte Kredithistorie hatte, war letztlich auch egal. Was zählte war: Wir bekamen die Wohnung nicht.

40
    Der Tag von Taylors Brautparty war da. So nannte ich es insgeheim – Taylors Party –, denn sie und ihre Mom hatten alles organisiert. Die Einladungen, die die beiden verschickt hatten, waren schöner als meine eigentlichen Hochzeitsanzeigen.
    Vor ihrem Haus standen schon jede Menge Autos. Ich erkannte Marcy Yoos silbernen Audi und den blauen Honda von Taylors Tante Mindy. Weiße Luftballons schwebten an Schnüren über dem Briefkasten, und ich musste an all die vielen Geburtstagsfeiern bei Taylor denken.

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