Der Sommer, der nur uns gehoerte
sondern mich ganz auf meinen Teller zu konzentrieren oder auf Jeremiah, der neben mir saÃ. Es fiel Conrad wohl auch nicht weiter auf, denn er vermied es seinerseits, zu mir herüberzusehen. Er redete mit Jeres Freunden, mit Steven, mit meiner Mutter. Mit jedem auÃer mir. Das war es doch, was du wolltest, erinnerte ich mich selbst. Du hast ihm schlieÃlich gesagt, er soll dich in Ruhe lassen. Du hast es so gewollt.
Man kann nicht beides haben.
»Alles in Ordnung mit dir?«, flüsterte Jeremiah mir zu.
Ich hob den Kopf und lächelte ihn an. »Ja klar! Ich bin bloà so satt.«
Jeremiah nahm sich eine meiner Fritten und sagte: »Aber lass noch ein bisschen Platz für den Nachtisch.«
Ich nickte. Er beugte sich vor und küsste mich, und ich küsste ihn auch. Gleich danach warf er einen Blick ans Ende des Tisches, blitzschnell. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet.
51
Conrad
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An dem Abend hatte ich das Gefühl, verrückt zu werden. Mit allen zusammen am Tisch zu sitzen, anzustoÃen, wenn mein Dad einen Trinkspruch ausbrachte, möglichst nicht hinzugucken, wenn Jere sie vor uns allen küsste.
Nach dem Essen machten Jere und Belly und ihre Freunde einen Spaziergang zur Strandpromenade, um Eis zu essen. Mein Dad und Bellys Dad gingen in ihr Hotel. Nur Laur und ich kehrten ins Haus zurück. Ich wollte gleich hoch in mein Zimmer, doch Laurel hielt mich zurück. »WeiÃt du was, Connie â lass uns noch ein Bier trinken. Das haben wir uns ja wohl verdient, oder?«
Wir setzten uns an den Küchentisch. Laurel stieà mit mir an und fragte: »Worauf trinken wir?«
»Worauf schon? Auf das glückliche Brautpaar.«
Ohne mich anzusehen, fragte Laurel: »Wie geht es dir?«
»Gut«, antwortete ich. »Prima.«
»Nun komm schon. SchlieÃlich redest du mit deiner Laura. Sag mir: Wie fühlst du dich?«
»Ehrlich?« Ich trank einen groÃen Schluck. »Es bringt mich fast um.«
Laurel sah mich an, und ihr Blick war so liebevoll. »Das tut mir leid, mein Junge. Ich weiÃ, dass du sie sehr liebst. Es muss furchtbar schwer für dich sein.«
Die Kehle schnürte sich mir zusammen. Ich räusperte mich, um sie freizubekommen, aber ohne Erfolg. Ich fühlte, wie die Tränen in mir aufstiegen, wie sie hinter den Augen brannten. Gleich würde ich vor Laurel anfangen zu weinen. Das lag an der Art, wie sie das eben gesagt hatte, es war so, als wäre meine Mom auf einmal wieder da und wüsste, was los ist, ohne dass ich ein Wort sagen müsste.
Laurel nahm meine Hand. Ich wollte sie wegziehen, doch sie hielt sie nur noch stärker fest. »Wir überstehen das morgen, versprochen. Du und ich, Connie, wir beide.« Noch einmal drückte sie meine Hand, dann sagte sie: »Gott, ich vermisse deine Mom so.«
»Ich auch.«
»Wir könnten sie jetzt wirklich dringend brauchen, stimmtâs?«
Ich lieà den Kopf sinken und begann zu weinen.
52
In der Nacht wollte ich bei Jeremiah schlafen, aber als ich hinter ihm die Treppe hinaufgehen wollte, drohte mir Taylor mit dem Finger. »Tz, tz, tz, das bringt Unglück!«
Also ging ich in mein Zimmer und er in seins.
Doch schlafen konnte ich nicht, es war viel zu heiÃ. Ich warf meine Decke ans FuÃende, drehte mein Kissen um, aber es half alles nichts, es wurde und wurde nicht kühler. Ständig schaute ich auf die Uhr. Ein Uhr, zwei Uhr.
Als ich es gar nicht mehr aushielt, stand ich auf und zog Badesachen an. Licht brauchte ich keins, den Weg nach unten fand ich auch so. Das Mondlicht wies mir den Weg. AuÃer mir schliefen alle.
Ich tastete mich hinaus zum Pool, tauchte unter und hielt die Luft an, solange es ging. Sofort spürte ich, wie mein Körper sich langsam entspannte. Als ich wieder auftauchte, um Luft zu holen, lieà ich mich auf dem Rücken treiben und schaute hoch. Der Himmel war voller Sterne. Ich liebte diese Stille, wenn sich nichts regte. Das Einzige, was ich hörte, waren die Wellen des Meeres, die an den Strand schwappten.
Morgen würde ich Isabel Fisher werden. Immer hatte ich mir das gewünscht, und nun würde der Traum wahr werden, den ich schon als kleines Mädchen geträumt hatte, und noch tausendmal schöner als in meiner Phantasie. Aber ich hatte alles ruiniert. Oder vielmehr: Ich war dabei, es zu ruinieren. Ich musste ihm die Wahrheit sagen. Ich konnte Jeremiah nicht
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