Der Sommer der Toten
auf meine Titten starrte, wenn ich in seiner Nähe war.“
Jetzt flog auch Klaus ein leises Lächeln durchs Gesicht.
„Du hast es vielleicht nicht mitbekommen“, fuhr Anna ernst fort. „Aber auch die Polizisten sagen, dass du in Notwehr gehandelt hast und dass es letztendlich ein Unfall war. Es wird zu einem Gerichtsverfahren kommen – das lässt sich nicht vermeiden, wenn ein Mensch bei solch einer Aktion über die Wupper geht, aber das wird geradezu zwingend mit einem Freispruch enden.“
Klaus nickte.
„Ich weiß“, sagte er schließlich. „Aber es macht trotzdem keinen Spaß, einen Menschen auf dem Gewissen zu haben.“
„Wenn dir das Spaß machen würde, dann würdest du bestimmt nicht hier sitzen“, entgegnete Bianca. „Denn keiner von uns würde dann etwas mit solch einem gestörten Pisser zu tun haben wollen.“
Klaus sah sie an.
Lange.
Dann grinste er.
„Ich liebe dich“, sagte er.
12.
„Scheiße!“, sagte Eichhorn atemlos, als er den Steifenwagen inspizierte.
Der Fahrer war mittlerweile aus dem Wagen draußen und lag weinend auf dem schmalen Grasstreifen zwischen Feldweg und angrenzendem Acker. Eichhorn erkannte rasch, dass er nicht ansprechbar war.
Er versuchte es dennoch.
„Hören Sie“, sagte er sanft, während er sich vor ihm nieder bückte. „Sie brauchen nur zu nicken oder mit dem Kopf zu schütteln. Können Sie das?“
Der Polizist nickte.
„Gut. Ich muss nur eines wissen: Waren das die lebenden Toten, die den Kollegen so zugerichtet haben?“
Wieder nickte der Polizist. Nach einigen Sekunden riss er die Augen auf und umklammerte Eichhorns rechten Arm. Eichhorn gab sich Mühe, seinen Ekel zu unterdrücken, denn die Hand des Polizisten troff regelrecht vor Blut und Erbrochenem.
„Sie ... sie kommen“, stammelte der Polizist unter Tränen. „Sie ... sie gehen in das Dorf. Das wird ein ... Blutbad!“
Dann verlor er das Bewusstsein. Auch seine Hand fiel herunter. Eichhorn betrachtete angewidert seinen Arm. Gleichzeitig tat ihm der Polizist abgrundtief leid. Er kannte ihn seit Jahren als freundlichen und ruhigen Kollegen.
„Ich brauche zwei Freiwillige, die ihn ins Krankenhaus bringen“, rief er in die Runde.
Diese beiden Freiwilligen fanden sich sofort. Mit Papiertüchern reinigten sie ihn zunächst notdürftig, dann fuhren sie ihn in das Krankenhaus.
Eichhorn ging in den Einsatzwagen, der gottlob auch über fließendes Wasser verfügte, und wusch sich. Dann setzte er sich zu seiner Kollegin, die mit ihm die Sache koordinierte.
„Ich glaube, jetzt wird es übel“, berichtete er ihr. „Die lebenden Toten kehren in den Ort zurück und greifen jetzt Menschen an.“
„Wie denn?“, fragte die Kollegin. „Ich meine, die haben keine Waffen und außerdem sind die doch recht ungelenk.“
„Das scheint sich zu geben“, erklärte Eichhorn. „Und was die Waffen betrifft: Die brauchen sie nicht. Ich habe den Bericht von zwei Kollegen, die beobachtet haben, wie diese Gestalten einen Passanten innerhalb von wenigen Sekunden in Fetzen gerissen haben und draußen steht ein völlig zerstörter Streifenwagen mit einem Kollegen drin, dem von einem dieser Wesen mit bloßen Händen der Kopf abgerissen wurde. Der andere Kollege, der mit dabei war, dürfte bis auf Weiteres nicht mehr diensttauglich sein.“
„Meine Güte!“, rief die Polizistin entsetzt aus, wurde aber sofort wieder sachlich. „Dann gibt es nur eines: Wir müssen mit allen Streifenwagen in den Ort zurück und per Lautsprecherdurchsage alle Leute warnen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Wir müssen vor der konkreten Gefahr warnen. Kein Lebender darf mit einem Toten zusammentreffen. Kann man die lebenden Toten unschädlich machen?“
„Nach den bisherigen Berichten nicht“, entgegnete Eichhorn müde, während er sich in den Sessel fallen ließ. „Einer unserer Jungs hat einen dieser Zombies – oder wie immer die genannt werden sollen – einmal in die Brust geschossen, dann den halben Kopf weggepustet. Ohne Erfolg. Der Kerl ist weiter gelaufen. Andere wurden von Autos überfahren und teilweise zermalmt. Der jeweils nicht zermalmte Teil hat sich erhoben und ist weiter gegangen. Also keine Chance.“
„Und der zermalmte Teil?“
„Wie bitte?“ Eichhorn sah seine Kollegin entsetzt an.
„Hat sich der zermalmte Teil noch bewegt?“
„Ganz offenkundig nicht. Da war ja immerhin nichts mehr heil, das sich bewegen konnte.“
„Darf ich pietätlos sein?“, fragte die Polizistin
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