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Der Sommer der Toten

Titel: Der Sommer der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Derbort
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Morgen graute, rückten bereits die ersten Krankenwagen ein und die ersten Spezialisten begannen, die Leichen zu bergen.
    Aufziehende Wolken kündigten an, was am späten Abend endlich folgen sollte: Ein heftiges Gewitter setzte diesem mörderischen Sommer ein Ende. 

Epilog
    Es gab viel, was in den nächsten Monaten noch passieren würde.
    Biancas Rolle in der Geschichte war vor allem Klaus, Anna und Jens klar. Auch die vor Ort stationierten Polizisten waren in der Lage, ihre Beweggründe nachzuvollziehen und mit den Ereignissen in Einklang zu bringen. Das führte dazu, dass bei Biancas Beerdigung auch eine Abordnung der Polizei anwesend war und einen riesigen Kranz auf ihr Grab legte.
    Die Polizei benötigte noch mehrere Tage, um all die Toten zu bergen. Es sollten noch Wochen vergehen, ehe der Leichengeruch endgültig verschwunden war.
    Geschicktes Taktieren trug dazu bei, dass die Presse keinen Wind von der Sache bekam. Somit gab es keine Sensationsmeldungen und niemand kam in die unerfreuliche Situation, erklären zu müssen, was da geschehen war.
    Genaugenommen kamen die Akten rund um die Ereignisse von Berghausen unter Verschluss. Die Angelegenheit bekam einen Geheimhaltungsstempel aufgedrückt und Polizei und Innenministerium kümmerten sich mit großer Akribie um alle Leute, die mit dieser Sache betraut waren. Dazu gehörte nicht nur, dass eine große Zahl der Polizisten, die in Berghausen im Einsatz gewesen waren, psychiatrisch betreut werden mussten, sondern auch, dass Klaus, Anna und Jens von Spezialisten betreut und gecoacht wurden.
    Klaus blieb zunächst in Berghausen. Mitarbeiter des Labors holten den Laborwagen ab und waren taktvoll genug, Klaus nicht auf die Ereignisse anzusprechen.
    Er blieb vorläufig in Annas Pension. Anna selbst hatte die Pension für den Rest des Sommers geschlossen. Zum einen, weil auch einiges an Zeit draufgehen würde, um die Schäden, die durch die Untoten angerichtet worden waren, wieder zu beseitigen, und zum anderen, weil Anna wirklich keine Lust hatte, jetzt noch Gäste zu bewirten.
    Klaus brauchte relativ lange, ehe er sich wieder erholte, aber am Ende der Trauerarbeit ergab es sich, dass Klaus und Anna ein Paar wurden.
    Gewiss lebten sie ihre Gefühle füreinander zu Beginn noch recht zaghaft aus – Bianca war eben immer noch zu präsent, und obwohl das, was beide füreinander empfanden, eindeutig Biancas Wunsch entsprochen hätte, plagte sie doch ein wenig das schlechte Gewissen.
    Einige Wochen später gab es noch ein Eklat. Die Polizei fand heraus, dass der verstorbene Bürgermeister Staudinger es war, der die Rocker getötet und enthauptet hatte. Er hatte mit einem davon ohnehin noch eine Rechnung offen, weil dieser versucht hatte, seine Tochter zu vergewaltigen, und zum anderen dachte er wohl, dass er so Bianca für lange Zeit von Berghausen fernhalten würde. Da er nun tot war, konnte er leider keine Stellung mehr dazu nehmen. Der Rest seiner Familie zog es indessen vor, die Sachen zu packen und Berghausen eilends zu verlassen. Für immer.
    In der ersten Oktober-Woche gab es in Berghausen ein Straßenfest. Anna hatte sich in ihrer Eigenschaft als Bürgermeisterin über die Bedenken des Gemeinderates hinweggesetzt und der Hauptstraße, die bisher wirklich nur „Hauptstraße“ hieß, den Namen „Bianca-Wallmann-Straße“ verpasst.
    Einwohner von Berghausen, die das neue Straßenschild sahen, betrachteten die Namensänderung sehr argwöhnisch, aber nachdem ihnen Anna erklärt hatte, was dahinter steckte, akzeptierten die meisten Leute diese Änderung mit großem Respekt.
    Das hatte Anna zu einer sehr emotionalen Rede während des Straßenfestes bewogen, was bei ihr und bei vielen Zuhörern reichlich Tränen hervorbrachte. Danach wurde der Straßenname allgemein akzeptiert und Anna wurde bei der Bürgermeisterneuwahl am Ende dieses furchtbaren Jahres mit überwältigender Mehrheit in ihrem Amt bestätigt.
    Es wurde entschieden, dass die Kirche am Hexenhügel nicht wieder neu aufgebaut werden sollte. Auch der Friedhof wurde stillgelegt. Die Toten wurden auf einem neu angelegten Friedhof umgebettet. Gräber und Beinhaus verschwanden rückstandslos.
    Viele der Ereignisse blieben weiterhin im Dunkeln und würden wahrscheinlich nie mehr aufgeklärt werden können.
    Es würde auch niemandem mehr etwas nützen, da die meisten, die es betraf ohnehin tot waren, und wenn sie in den letzten Monaten eines gelernt hatten, dann war es die Lektion, dass man die Toten ruhen

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