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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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wollte Rolo eigentlich nicht aufbrechen. Streng genommen war es so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was er wollte. Es war um die Mittagszeit, und die Straßen von Rabenstadt waren so belebt, wie es die Straßen eines Wohngebietes in einer Kleinstadt nur sein konnten. Spielende Kinder, Rentner auf Fahrrädern, Mütter mit Kinderwagen und Einkäufen.
    „ Einfach umgefallen“, lachte Driftwood, als er auf dem Beifahrersitz Platz nahm.
    Rolo schaute sich um. Niemand schien sie zur Kenntnis genommen zu haben. Anscheinend erfüllte die Kleidung ihren Zweck. Er setzte sich eine Sonnenbrille auf, die ihm viel zu groß war, weil sie seinem Vater gehörte, und zog ebenfalls eine Mütze auf. Als sie ruckelnd losfuhren, kam der Krankenwagen mit quietschenden Reifen hinter ihnen zum Stehen. Socke beobachtete durch die Heckscheibe, wie Männer in weißer Kleidung eilig im Garten verschwanden. Er nickte zufrieden. Schon lief die halbe Nachbarschaft zusammen.
    „ Wenn jeder Mensch so auf uns reagiert, wird’s doch ganz einfach“, meinte Driftwood.
    Rolo, der sich mit seiner Mütze und der Brille ein bisschen vorkam wie ein amerikanischer Trucker, musste grinsen, und der Schreck verzog sich. „Jungs, macht euch mal ganz klein“, bat er.
    Sie bogen auf die Hauptstraße. Driftwood fummelte am Radio. Kotze saß zu seinen Füßen in dem Papierhaufen, der mal die Karte gewesen war.
    „ Schau doch mal, wie viel Geld im Schwein ist“, bat Rolo. Socke rüttelte und schüttelte das Schwein, und die Münzen im Inneren klirrten und klapperten. Dann entdeckte er den Verschluss am Bauch und kippte den Inhalt auf die Rückbank. „Nicht viel drin. Ein paar Münzen und viel Papier.“
    „ Papier ist gut“, sagte Rolo. „Papier ist sehr gut.“
     
    Rolo lenkte den Wagen auf die Tankstelle. Der Tankwart lehnte mit einem gekippten Stuhl an der vergrauten Wand des Kassenhäuschens. Er trug eine Latzhose, ähnlich wie Socke. Außer ihm war weit und breit kein Mensch zu sehen. Rolo stoppte den Wagen vor den Zapfsäulen.
    „ Und denkt dran, was ich euch gesagt habe. Driftwood, du tust so, als würdest du ganz konzentriert die Karte lesen. Halte sie aber bitte richtig herum. Und Socke, du schläfst. Beweg dich bloß nicht, sonst rutscht noch die Sonnenbrille runter.“
    „ Beruhig dich. Und Kotze bleibt im Handschuhfach. Wir wissen Bescheid“, beschwichtige Driftwood.
    Rolo fand, dass Socke unglaublich cool aussah mit der viel zu großen Brille mit den verspiegelten Gläsern. Er war froh, dass er sie noch im Handschuhfach gefunden hatte. Aber sie hatten jetzt andere Sorgen. Rolo kurbelte das Fenster runter. Auch er trug eine Sonnenbrille und hoffte, dass sie ein wenig von seinem zu jungen Aussehen versteckten würde. Der Tankwart kam an seine Seite. Er kaute auf einem Grashalm. Sein Gesicht war ölverschmiert und schwitzig. Rolo bemühte sich, seiner Stimme ein tiefes Timbre zu verleihen.
    „ Tag“.
    „ Vollmachen?“, fragte der Tankwart. Er beugte sich vornüber, und schaute in den Wagen.
    „ Nein, nur für 30 Mark, bitte.“
    „ Das ist doch voll, du Profi“, murmelte der Tankwart im Weggehen. Er spuckte durch eine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen und steckte den Zapfhahn in den Tank.
    „ Was ist das denn für ein Hundehaufen“, zeterte Driftwood hinter der Karte. „Ich habe schon für weniger getötet.“
    „ Schon gut“, beschwichtigte Rolo. „Wir sind gleich wieder hier weg.“ Irgendwie glaubte er, dass Driftwoods Kommentar nicht nur ein Spruch war.
    „ Rolo, schaust du mal ins Handschuhfach?“, bat Socke, den Kopf an die Scheibe gelehnt. „Ich glaube, ich habe da was gesehen.“
    „ Nicht jetzt. Ich will nicht, dass er Kotze sieht.“
    „ Da muss er nur nach rechts gucken.“
    Rolo schreckte auf. Er sah gerade noch, wie Kotze im Kassenhäuschen verschwand. Driftwood riss das Handschuhfach auf. Ein großes Loch klaffte an der Rückseite.
    „ Gut. Jetzt nur keine Panik.“ Rolo umfasste das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel ganz weiß wurden. „Ich geh’ gleich rein und kaufe uns ein Eis. Nichts Ungewöhnliches.“ Er löste den Gurt und wollte gerade die Tür öffnen, als der Tankwart wieder auftauchte.
    „ Macht dreißig Mark plus Trinkgeld.“ Er streckte die offene Hand ins Innere des Wagens. Sie roch nach Benzin.
    „ Ich wollte noch kurz rein, Eis und Getränke kaufen.“ „Schön. Fahren Sie aber erst Ihren Wagen beiseite.“
    „ Wie bitte?“
    „ Ihr Wagen. Der steht hier im Weg. Sie

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