Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)
blockieren die Zapfsäule.“
Rolo schaute nach hinten, zur Seite und nach vorn. Weit und breit war kein Auto zu sehen. Er zuckte mit den Schultern. „Wie Sie wollen.“
„ Wenn es keine Umstände macht.“ Der Tankwart verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust.
Rolo fuhr ein Stück vor und stieg aus.
„ Für mich Schoko“, rief Driftwood.
Rolo seufzte. Der Tankwart folgte ihm. Die Tür streifte ein Windspiel an der Decke, als sie das Kassenhäuschen betraten.
Es war nicht besonders geräumig. Die ganze Einrichtung wirkte in die Jahre gekommen. Ein paar Kühlschränke mit Getränken, einige Regale mit Süßigkeiten und eine Eistruhe. Die Farbe blätterte von den Wänden, und der Boden war klebrig. Der Tankwart ging um die Theke und hockte sich hinter seine Kasse. Rolo sah keine Spur von Kotze. Er tat so, als könnte er sich nicht für ein Getränk entscheiden, um Zeit zu schinden. Schließlich nahm er zwei Flaschen Cola und wandte sich den Süßigkeiten zu. Ein lauter Knall ließ ihn herumfahren.
„ Scheiß Fliegen“, murrte der Tankwart und legte die Fliegenklatsche beiseite. „Wohin soll denn die Reise gehen?“
„ Was? Ach so. Wir sind auf dem Weg nach Erzingen.“ „Erzingen! Hässlich wie die Nacht, wenn Sie mich fragen. Ist noch ein Stück von hier. Sind Sie nicht vor heute Abend. Wenn kein Stau ist.“
Rolo nickte, und hoffte, dass das Gespräch damit beendet war. Er entschied sich für drei verschiedene Schokoriegel, da er sicher war, dass die Alben so etwas noch nie gegessen hatten. Immer noch keine Spur von Kotze.
„ Darf ich Sie noch was fragen?“
„ Warum nicht“, brummte Rolo und nahm vier Eis aus der Truhe. Hier war Kotze auch nicht. Er spürte, dass der Tankwart ihn beobachtete.
„ Sie sehen mir recht jung aus. Ein richtiges Milchgesicht.“ Rolo trat an die Kasse. „Na entschuldigen Sie mal.“ Der Schweiß trat ihm auf die Stirn. Wo war bloß Kotze? Draußen klappten zwei Autotüren. Rolo legte seine Waren auf die Theke. Da schnellte die Hand des Tankwarts vor und ergriff seinen Arm.
„ Ich lass mich nicht verarschen, du Wanze! Hast du die Karre geklaut? Bist von zuhause ausgebüxt? Sag schon, oder ich ruf die Bullen.“
Rolo versuchte, sich dem Griff zu entwinden.
„ Lassen Sie mich los. Was geht Sie das an?“
Mit der freien Hand griff der Tankwart unter die Theke und zog eine Pistole hervor.
„ Ticken Sie noch ganz sauber?“, empörte sich Rolo.
Ein irres Lächeln verzerrte das Gesicht des Tankwarts. Er beugte sich vornüber. Rolo roch seinen schlechten Atem.
„ Ich lass dich jetzt los. Wenn du wegrennst, schieß ich dich über den Haufen.“
Das Windspiel klingelte. Der Tankwart schob Rolo beiseite. „Wer ist da?“ Er fuchtelte nervös mit der Pistole herum.
Socke trat hinter dem Regal hervor. Er trug Mütze und Sonnenbrille. Ein Träger seiner Latzhose rutschte ihm über die schmale Schulter. Unweit der Theke blieb er stehen.
„ Was soll die Scheiße“, blaffte der Tankwart und legte auf Socke an. „Angriff der Zwergengangster oder was? Verpiss dich, du Freak!“
Rolo starrte in den Lauf der Pistole. Und dann nahm Socke Mütze und Brille ab.
„ Was zum Henker …“, stammelte der Tankwart. Und als hätte die Überraschung seinen Rest Verstand geraubt, drückte er ab. Es gab einen lauten Knall. Neben Sockes Kopf zerbarst ein Glas mit Kaugummis. Sie rollten über den schmutzigen Boden. Bevor der Tankwart ein weiteres Mal zielen konnte, griff Rolo nach der Pistole. Doch der Tankwart riss den Arm zurück, und Rolo stürzte auf die Theke, die sich zwischen ihnen befand. Ein weiterer Schuss löste sich, und ein Loch klaffte in der Decke. Socke griff sich das Erstbeste, was er in die Pfoten bekam. Er bombardierte den Tankwart mit einer gezielten Salve aus Schokoriegeln und Minisalami. Rolo rutschte die Theke hinab und riss die Auslage mit sich zu Boden. Da sah er eine Flasche Bier wie von Geisterhand durch den Raum schweben. Socke hatte Deckung hinter einem der Regale gesucht und warf mit Trinkpäckchen. Sie zerplatzten auf dem Zigarettenregal hinter dem Tankwart, der brüllend den Geschossen auswich und versuchte, Socke ins Visier zu nehmen. Ein Schuss zerstörte die Glastür des Kühlschranks. Klirrend zersprang sie in tausend Scherben. Der Tankwart bemerkte nicht die Bierflasche, die wie schwerelos in der Luft hing. Bis sie mit einem lauten Knall auf seinen Kopf krachte. Er sackte vornüber und rührte sich nicht mehr. Die Pistole rutschte ihm
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