Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)
hören.“
Dann war die Leitung tot.
„ Was hat er gesagt“, wollte Driftwood wissen.
„ Oh, er lässt dich auch schön grüßen“, log Socke.
„ Schön, dieser Trottel. Jetzt müssen wir noch einen Weg finden, wie ich aus der Stadt mit dir sprechen kann.“ „Driftwood, ist dir eigentlich klar, was das heißt? Wir sind nicht allein. Da draußen ist noch wer!“
Socke ließ den Ast los. Schwungvoll schnellte er in den Stamm zurück. Driftwood legte Socke beide Pfoten auf die Schultern. „Du hast völlig recht. Das ist fantastisch. Hoffe nur, dass es nicht nur dieser kleine Popelfresser Trödel ist. „Aber“, fuhr er fort, bevor Socke etwas erwidern konnte, „ich freue mich und es ist ein Anfang. Ein guter Anfang. Jetzt konzentrieren wir uns auf unsere Aufgabe und dann wird gefeiert.“ Er schüttelte Socke aufmunternd. Socke lächelte. Kotze weinte unbemerkt eine große Träne. Er wusste gar nicht, warum.
Kapitel 11
Tweed erwachte aus finsteren Träumen. Er öffnete die Augen, aber es blieb dunkel. Es roch nach Moder und Feuchtigkeit. „Wo bin ich?“ Er sprang auf, stieß mit dem Kopf an eine niedrige Decke. Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Er war in einem Käfig, zu klein, um sich zu wenden, zu niedrig, um aufzustehen. Ein dämmriger Raum mit rauem Steinboden. Ketten hingen von den Wänden. Ein großer Kessel, von dem Dampf aufstieg. Eine Tür knarrte und fiel scheppernd ins Schloss. Schritte. Zwei schlanke Waden schoben sich in Tweeds Blickfeld. Die Beine einer Frau. Ihre Füße steckten in glänzenden Schuhen mit hohen Absätzen.
„ Wer bist du“, fragte Tweed.
„ Ich bin die, die entscheidet, ob du lebst oder stirbst.“ Tweed schwieg. Hier galt es, mit Bedacht vorzugehen.
„ Ich hatte nichts Böses im Sinn. Geriet zufällig in die Nähe der Burg. Ist das ein Verbrechen?“
Sie schritt vor dem Käfig auf und ab, bevor sie antwortete. „Entspräche das der Wahrheit, würde ich sagen, ja, es ist ein Verbrechen, denn es ist privater Besitz. Obwohl wir dann über wenig zu sprechen hätten. Ich würde dich auf der Stelle töten. Aber es ist alles anders, da ich weiß, dass du lügst, Tweed!“
Tweed erschrak. „Gut, meinen Namen kennt Ihr. Wie ist der Eure?“
„ Ihr führt eine vornehme Zunge, Gestaltwandler. Für den Moment fände ich es angebracht, wenn du mich Schicksal nennst.“
Für Tweed bestand kein Anlass mehr, den Unwissenden zu spielen. „Und womit hat er Euch gelockt? Wie lange dient Ihr dem Bösen schon?“
„ Ich diene niemandem!“
„ Ein weitverbreiteter Irrglaube unter Euresgleichen“, spottete Tweed.
Sie überging die Bemerkung. „Er erinnert sich an dich. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht für dich sein wird. Was wolltest du bei der Burg, Schnüffler?“
„ Wenn Ihr wisst, wer ich bin, solltet Ihr und der Herr der Finsternis da von allein drauf kommen.“
Tweeds Provokationen verfehlten ihr Ziel. Sie blieb ruhig. „Wer hat dich geschickt?“
„ Niemand.“
„ Wieso kannst du die Gestalt eines Fuchses annehmen?“
Tweed lachte überheblich. „Manche von uns hat die Magusch halt lieber als andere.“
„ Das klingt mir etwas hochmütig.“
„ Ihr fragt, ich antworte, so wolltet Ihr es doch“, erwiderte Tweed.
„ Ja, so will ich es. Gut, das ist ein Anfang. Sind noch mehr von deiner Art da draußen?“
„ Nein. Was soll die Frage? Euren Krähenspitzeln wären mehr Gestaltwandler wohl nicht entgangen.“
„ Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Aber ich bin versucht, dir zu glauben. Du kamst allein. Aber was führte dich zur Burg?“
„ Ich bin nur ein einsamer Wanderer.“
„ Nein, das bist du nicht. Du nutzt die Magusch. Du sprichst von Dingen, von denen kein Mensch wissen sollte. Für mich genug des Beweises, dass du ein Teil des Spiels bist.“
„ Des Spiels?“, wiederholte Tweed. Er ärgerte sich insgeheim über seine unüberlegten Worte.
„ Ja, des Spiels“, fauchte sie.
Das erste Anzeichen von Ungeduld, notierte Tweed in Gedanken.
„ Außerdem“, fuhr sie fort, „und das wiegt schwer genug, um es zu wiederholen: Er kennt dich! Und du bist nur ein Wanderer?“
Tweed schwieg.
„ Du hast Zähigkeit bewiesen. Und Mut. Sei nicht dumm, Gestaltwandler. Ich werde erfahren, was ich wissen möchte, so oder so. Es liegt an dir.“ Sie ging vor dem Käfig in die Hocke. Tweed sah Beine in dunklen Strümpfen, einen schwarzen Rock. „Wir wissen beide, dass etwas passiert. Du spürst es, ich
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