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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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nicht hin, war doch stets ein Ast greifbar.
    „ So, Freund Kotze, jetzt kommt es drauf an, was wir draus machen.“
    „ Brrr“, erwiderte Kotze entschlossen.
    „ Ich glaube, mein einäugiger Gefährte, du verstehst viel mehr, als man meint.“
    Der Abstieg war nicht besonders steil, und sie kamen gut voran. Da diese Hänge am Rand des Waldes selten betreten wurden – die Neunseener benutzten die Wege – gab es keinen Trampelpfad, dem Driftwood folgen konnte. Aber den Weg zu benutzen, schien ihm zu riskant. Er wollte nicht mehr Begegnungen riskieren als unbedingt nötig. Mehrmals blieb er stehen, um sich zu orientieren, wenn der gerade Weg von dornigen Sträuchern oder verrottenden Bäumen versperrt war. So ging es in schlangenförmigen Linien hinab bis an den westlichsten Rand des Tals, das Neunseen umgab. Driftwood wusste noch, dass es in der Vergangenheit das Furtenland genannt wurde.
    „ Ab hier wird es unmöglich, in Deckung zu bleiben. Ich schlage vor, wir versuchen es gar nicht erst. Von Baum zu Baum zu rennen wie ein Strauchdieb, wäre auffälliger als ein Wanderer, der auf die Stadt zuhält, in der er was zu suchen hat.“
    „ Brrr“, meinte auch Kotze.
    „ Stimmt, das Cape wird uns ein wenig Deckung geben in der Dunkelheit. Also los.“
    Sie liefen über die Wiese. Der Geruch von frisch geschnittenem Gras hing in der Luft.
    „ Nun sieh dir das an, Kotze. Keine Blume wächst hier noch. Und die Grashalme sind geschoren wie Schafe. Was soll das? Allerdings muss ich sagen, es kribbelt sehr angenehm an den Füßen.“
    Zielstrebig hielten sie auf die Stadt zu, bis der erste Flusslauf ihren Weg kreuzte. Grillen zirpten am Ufer. Driftwood öffnete vorsichtig den oberen Knopf des Capes und schielte hinaus. Nebel stieg aus den Wiesen auf. Das hinderte auch die Augen eines Nachtalbs am Sehen. So sehr sich Driftwood auch bemühte, er konnte keine Brücke entdecken. Der Mond war bereits hinter den Bergen verschwunden und der Anbruch des nächsten Tages nicht mehr fern.
    „ Verdammt!“, murrte er. „Wir haben keine Zeit für so einen Mist.“ Er raffte das Cape so hoch es ging und hielt vorsichtig einen Zeh ins Wasser. Wenigstens war es nicht kalt. „Ach, Kotze, wie gerne würde ich jetzt mit dir tauschen.“ Er tat einen entschlossenen Schritt in den Fluss und verschwand bis dicht unters Kinn im Wasser.
    „ Brrr?“
    „ Klappe!“ Driftwood watete los. Es war wohl Glück im Unglück, dass der Fluss keine tieferen Überraschungen bereithielt. So erreichte wenigstens Kotze das andere Ufer trocken. Das nasse Cape wog schwer, und Driftwood kletterte auf allen Vieren die Uferböschung hinauf. Nicht weit entfernt entdeckte er den Weg.
    „ Jetzt ist es wohl auch egal.“ Er dachte an die Magusch, mit der nasse Kleidungsstücke oder Pelze in Sekunden trocken wurden. Man musste nur das Wasser bitten zu gehen. Leider konnte Driftwood sich im Moment an überhaupt keine passenden Verse erinnern, und er blieb nass. Das waren Augenblicke, in denen er Socke noch mehr vermisste. Der Nebel lag still, kein Lufthauch ging. Die Sterne waren tausend funkelnde Augen im Nachthimmel, die den fröstelnden Nachtalb im Blick behielten. Sie erreichten den Weg. Er war mit großen grauen Steinen befestigt. Driftwood schaute nach rechts. Da verlor sich der Weg im Nebel. Er schaute nach links. Schemenhaft sah er das Osttor von Neunseen.
    „ Brrr?“, fragte Kotze.
    „ Genau“, antwortete Driftwood. „Ist nicht mehr weit.“ Tropfend stapften sie durch die diesige Landschaft. Es kam Driftwood komisch vor, ungeschützt und ohne Deckung auf die Stadt zuzugehen. Wenigstens der Nebel gab ihm ein wenig das Gefühl von Geborgenheit. Er hoffte, dass seine Verkleidung überzeugen würde. Jetzt kamen sie in den Bereich, wo Wachen sie sicher sehen mussten, trotz des dunklen Umhangs. Das Wasser verdunstete in seinem Pelz, und er fror. Ruhig sprach er zu Kotze, aber eigentlich nur, um sich selbst zu beruhigen.
    „ Das Osttor war früher kein Haupttor zur Stadt. Es wurde nur von Bauern, Handwerkern, Holzfällern oder allem möglichen fahrenden Volk benutzt, das Neunseen in Richtung Wälder verließ. Aber bewacht war es trotzdem. Hoffentlich ist es auch in der Nacht besetzt. Sonst müssen wir noch die halbe Stadt umrunden. Bin dahin wäre fast Tag.“
    Mühlen säumten den Weg. Laut rauschte das Wasser in den großen Mühlrädern. Driftwood hatte nichts übrig für diesen modernen Schnick-Schnack. Er wusste allerdings, dass Socke von solchen

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