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Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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gehalten? Herrje, wie lange waren wir eigentlich weg?“
    „ Brrr.“
    „ Ich weiß, dass du das nicht weißt. Die Frage war rhetorisch. Aber es scheint, dass die Menschen von Neunseen erfolgreich alles vernichtet haben, was ihnen als Bedrohung erschien. Denken sie zumindest!“
    Vor seinem geistigen Auge erschienen unklare Bilder der Vergangenheit. Seit seiner Erweckung im letzten Winter hatte er es erfolgreich vermieden, sich an das Ende zu erinnern. „Diese verdammten Neolinga!“ Das Gefühl der Ungerechtigkeit machte ihn wütend. Aber auch traurig. Er spuckte angewidert ins Gras, als könnte er diese unreinen Gedanken so aus seinem Kopf entfernen, und rannte noch schneller.
    „ Brrr?“, fragte Kotze.
    „ Nicht jetzt, mein Freund, nicht jetzt.“
    Die Zeit vergeht im Fluge, wenn man mit ihr um die Wette läuft. Nach einer gefühlten halben Ewigkeit erreichten sie die Straße zum Haupttor. Driftwood musste erst wieder zu Atem kommen. Nahe der Stadt war die Straße gesäumt von prächtigen Bäumen. Dazwischen stand das Auto der Blutguts. Für Driftwood sah es aus wie eine große gelbe Kiste, die ihn nicht weiter interessierte. Er hatte eine Mission zu erfüllen und sammelte seine Gedanken für die bevorstehende Aufgabe. Er zupfte das Cape so zurecht, dass nichts von seinem schwarzen Fell zu sehen war, und trat zwischen den Bäumen hervor auf die Straße. Kotze schwieg.
    Das Tor war geöffnet. Driftwood war sich sicher, dass die Wachen ihn beobachteten. Es war eine seiner guten Eigenschaften, dass er in gewissen Situationen der Gefahr so übermutig ins Gesicht lachte, dass es schon fast eine Frechheit war. Noch immer nagte die Wut an ihm und gab ihm Kraft. Das nasse Cape schleifte über den Boden. Das Fallgatter schwang knirschend im Stadttor. Die fernen Geräusche der ersten Vögel drangen gedämpft durch den Nebel. Tipp, tapp, tipp, tapp. Driftwoods nasse Pfoten hinterließen Spuren. Er hoffte, dass niemand so genau hinsah, oder dass das schleifende Cape sie verwischte. Er trat durch das Tor. Keine Wache, keine Bewegung. Doch dann rief jemand. „Kjeir, bist du das?“
    Die Stimme kam aus den dunklen Fenstern oben in den Häusern. Driftwood erinnerte sich, dass der fluchende Wanderer mehrmals diesen Namen erwähnte. So erschien es ihm ratsam, diese Frage zu bejahen, was er dann auch tat.
    „ Ja, ich bin es“, rief er, sehr froh, dass er sich vor Jahren die Sprache der Menschen angeeignet hatte. Es klang ein wenig gestelzt, Driftwood war aus der Übung, was solche Manöver anging.
    „ Oh Mann“, erwiderte die Stimme. Es schien ein Mädchen zu sein. „Da hast du dir aber ordentlich Ärger eingehandelt mit dem alten Hwarf. Hab den noch nie so wütend gesehen. Wie konntest du nur so ausflippen? Da wird selbst dein Vater dich nicht raushauen können.“
    Driftwood wusste beim besten Willen nicht, was er erwidern sollte. So hob er nur einen Arm mit dem schlabbernden Ärmel und winkte hinauf in die Dunkelheit.
    „ Ja, ist schon in Ordnung, wenn du nicht drüber reden willst. Beruhig dich erstmal und schlaf drüber. Aber das Fest hast du fast verpasst. Geh doch noch hin. Vielleicht kannst du einen mit Hwarf trinken und dich entschuldigen.“
    Driftwood zuckte ratlos mit den Schultern, was seine Gesprächspartnerin offensichtlich als Ablehnung interpretierte.
    „ Ja, schon klar, ist dir egal. Aber ich sag es dir, diesmal kriegst du Ärger! Ach, mach doch, was du willst!“
    Driftwood wartete ab. Nachdem es ein paar Augenblicke ruhig blieb, dachte er sich, dass es seltsam aussehen musste, wenn er hier herumstand, und ging weiter. Das alles erschien ihm fast zu einfach. Er hatte erst wenige Schritte getan, als wieder gerufen wurde.
    „ Halt!“ Es war eine andere Stimme. Sie klang tiefer und kam aus einer anderen Richtung. Driftwood tat, wie ihm befohlen. Leichtes Unbehagen machte sich breit.
    „ Du hast noch nicht das Losungswort gesagt“, rief die Wache.
    Das erwischte Driftwood eiskalt. Er überlegte, ob ihm irgendein logischer Begriff in den Sinn kam. Dann überkam ihn der Wunsch, durch das offene Tor davon zu laufen. Im nächsten Moment dachte er daran, die Wächter mit Hilfe von Magusch zu vernichten, was ihm aber ein wenig zu drastisch erschien.
    „ Kjeir, du Trottel, es gibt überhaupt keins“, rief die Wache. Die Wächter brachen in Gelächter aus. Driftwood zählte sechs verschiedene Lacher. Er ging weiter, aber der Schreck saß ihm noch ordentlich in den Gliedern. Er mochte es nicht besonders,

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