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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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klar. Ja?“
    Rolo wechselte
das Thema. „Schau doch bitte mal ins Handschuhfach. Da ist die Karte.“
    Driftwood
blickte verständnislos.
    „Oh. Genau
da vor dir. Ja, dort.“ Rolo vergaß zwischendurch, dass all das für die Alben so
fremd war, wie für ihn die Magusch.
    Driftwood brauchte
einen Moment, bis er das Handschuhfach aufbekam. Er zog die Karte hervor.
    „Weißt du,
wie man damit umgeht?“, erkundigte sich Rolo. „Hey, jetzt mach dich nicht
unbeliebt.“ Driftwood faltete die Karte auseinander. Erst einmal, dann zweimal.
Schnell war sie so groß, dass er sie nur mit ausgebreiteten Armen straff ziehen
konnte. Genau vor Rolos Nase.
    „Vorsicht!“
    Der Sicht
beraubt, machten sie einen Schlenker zur Seite. Jemand hupte. Driftwood zog die
Karte erschrocken zurück. „Der Index ist ganz hinten“, schnaubte Rolo und
konzentrierte sich wieder aufs Fahren.
    Einen Moment
später war Driftwood unter einem Berg aus Papier begraben. Nur sein Schwanz
schaute noch hinaus. „Kommst du klar?“
    „Geht schon,
danke.“
    „Wie wäre
es, wenn wir erst bei mir zuhause vorbeischauen. Da finden wir bestimmt auch
irgendwo Geld.“
    Driftwood
kroch durch den Papierknödel. Raschelnd kam sein Kopf zum Vorschein.
    „Geld?
Gibt’s das immer noch?“
    „Klar, was
dachtest du denn? Wir brauchen auf jeden Fall was zu Essen und Geld zum
Tanken.“
    „Tanken?“
Driftwood tauchte wieder ab.
    „Na, von
ganz alleine fährt ein Auto auch nicht.“
    „Ach so. Na,
so eine tolle Erfindung scheint mir das ja dann doch nicht zu sein. Kennst du
den Weg zu dir nach Hause.“ „Das krieg’ ich hin.“
    „Und wofür falte
ich dann die Karte?“
    „Stopf sie
einfach in den Fußraum. Vielleicht finden wir bei mir noch was zum Anziehen für
euch. Auf dem Dachboden sind bestimmt noch Klamotten, die mir nicht mehr
passen.“
    „Ist es noch
weit?“
    „Ein paar
Stunden sind’s schon noch. Erzähl mir doch noch ein bisschen was von Früher.
Habt ihr auch mal mit Drachen gekämpft? Driftwood?“
    Doch
Driftwood war eingeschlafen. Er schnarchte, bis unters Kinn mit der Karte
zugedeckt. Rolo schmunzelte. Er verstellte den Rückspiegel. Auch Socke schlief,
Kotze auf dem Schoß.
    „Na super.
Unterwegs mit den magischen Penntüten.“ Er schaltete das Radio ein, drehte die
Musik aber ganz leise. In den Stunden, wo die Nacht noch nicht vorbei, der Tag
noch nicht erwacht ist, sah er mit müden Augen die ersten Häusergiebel seiner
Heimatstadt am Horizont auftauchen. Ihm kam es vor, als wäre er Wochen,
vielleicht sogar Monate fort gewesen. Dabei hatte sich in den wenigen Tagen,
die es wirklich waren, in Rabenstadt bestimmt nichts verändert. Sein Vater kam
ihm in den Sinn, und sein Magen verkrampfte sich. Doch fast im selben Moment
fuhren sie in die Stadt und die Freude, die vertrauten Häuser und Straßen
wieder zu sehen, gewann die Oberhand. Rabenstadt schlief noch. Nichts rührte
sich, niemand war zu sehen. Rolo lenkte den Wagen mit großer Sorgfalt um jede
Kurve. Er war wirklich müde. Sie bogen schon bald in die Windige Straße und
parkten vor der großen Hecke. In dem Moment, als das Geräusch des Motors
verstummte, richtete Driftwood sich mit einem Ruck auf. „Nein, Frau Gans, ich
weiß nicht, wo der Hammer kreist! Wer? Wo?“
    „Wir sind
da“, sagte Rolo träge. Er brauchte dringend Schlaf.
    Socke reckte
sich auf der Rückbank, und auch Kotze kam auf die vier kurzen Beine.
    „Hier wohnst
du?“, staunte Socke. „Ich bin ja so gespannt, wie es innen aussieht. Können wir
reingehen?“
    „Klar. Geht
bitte schnell in den Garten. Da sind wir durch die Hecke geschützt. Unsere
Nachbarin ist sehr neugierig.“ Sie stiegen aus, und Socke verschwand mit Kotze
schnell durch das Gartentor. Driftwood streckte erst noch seine langen Glieder,
bis Rolo ihn zur Eile antrieb. Murrend setzte er sich in Bewegung.
    „Hübsch
hier“, fand Socke.
    Das Haus lag
still und verlassen hinter den geschlossenen Fensterläden. Der Rasen war
übersät mit Fallobst.
    „Brrr“,
bestätigte Kotze.
    Rolo war
gerade nicht zum Reden zumute. Er ging zur Haustür, stellte sich auf die
Zehenspitzen, und tastete mit der Hand über den Türrahmen. Wie erwartet fand er
einen Schlüssel und öffnete.
    „Kommt
rein“, bat er.
    Die Alben
huschten an ihm vorbei in den halbdunklen Korridor. Ihre Schwänze schwangen,
und ihre Köpfe bewegten sich unruhig. Sie schienen sehr darauf bedacht, ihre
neue Umgebung schnell zu erfassen.
    „Seid ihr
wirklich sicher, dass

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