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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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gut, Mister Bill. Ich meine, Bill.« Und als der gehorsame Mensch, der ich war, folgte ich ihm voller Panik hinaus in dieses trostlose Wohnzimmer, in dem die anderen ebenso trostlosen Bewohner um den Tisch herum saßen, bewaffnet mit Pillen, sechs Frauen und Männer jeden Alters, doch keiner in seinem besten, das ist sicher, es war eine jämmerliche Bande, und durch mich wurde sie nicht gerade besser, das will ich gern einräumen, durch meine Anwesenheit wurde der Durchschnitt in keiner Weise angehoben, oh nein, ich zog die ganze Truppe auf bis dato unbekannte Stufen hinunter. Und wenn ich überhaupt irgendwelchen Appetit gehabt hätte, dann wäre er mir vergangen, allein beim Anblick dieser geräderten, erbärmlichen Galerie, dieser leidenden, egoistischen und unmöglichen Leute, die mit der Zeit meine Nächsten werden sollten, meine Angehörigen, meine Soldaten, und die es immer noch sind, meine engsten Freunde, meine fürsorglichen Menschen, ich nenne sie immer noch so, meine Fürsorglichen, das ist mein Heer, das jederzeit ausrücken kann, auch wenn wir uns seitdem nie wieder gesehen haben und uns auch hoffentlich niemals wiedersehen werden. Ich falte die Hände, wenn ich an euch denke, folks. Ich falte die Hände, denn mehr kann ich nicht tun, als die Hände für euch falten und das Gebet sprechen, um das wir nicht herumkommen: ein Tag zur Zeit, folks, ein Tag zur Zeit, und der morgige Tag, folks, ist auch wieder ein Tag zur Zeit. Kurz gedachtes Glück ist unser langwieriger Tod. Wir waren eine Truppe. Wir waren auf Tournee in unseren eigenen Kulissen, in unserem eigenen Zirkus. Ich nannte uns The never ending fake it till you make it-Tour. Habe ich es nicht immer schon gesagt, dass ich alles anders benenne? Wir, das waren Lovely Rita, die einen Mund hatte, der ausschließlich zum Kauen da war, Gimmy Jimmy, Windshield Linda, Rehab Lucy, Housewife Gin & No Tonic und Tinker Taylor. »Das ist Funder aus Norwegen«, sagte Mister Bill. Hallo Funder. Dann blieb es wieder still. Alle schauten mich an. Alle warteten auf etwas. Ich schaute zu Boden. Es war dieser verdammte Fuß, der mich quälte, der rechte, er stand fast quer, ich versuchte ihn an Ort und Stelle zu zwingen, aber er ließ sich nicht bewegen, dieser verdammte Fuß, er sollte lieber ein für allemal abgehackt werden. Wenn ich jetzt aufgestanden und losgegangen wäre, ich wäre nur im Kreis gelaufen und wieder zum gleichen Stuhl zurückgekommen. Mister Bill legte mir einen vorsichtigen Finger auf die Schulter. »Du bist dran.« Ich versuchte aufzusehen. »Ich bin Funder aus Norwegen«, sagte ich. Ich bin ein Idiot. Genau wie ihr, fügte ich hinzu, in mir, glaube ich. Bald bekam ich also den Namen Scrabble. Jeder Zirkus, der etwas auf sich hält, braucht einen Wortkünstler. Neben dem Teller lag eine grüne Speisekarte, Lunch at The Retreat. Die Gerichte waren real: Fresh Fruit Cup, Fresh Baby Carrots, Vegetable Platter, Spinach Salad, Grilled Reuben Sandwich, Chunky Shrimp Salad Sandwich, Naked Idaho Potato, Fresh Cauliflower, Albacore Tuna Salad, Fresh Seasonal Fruit, Cheese Cake, Cranberry Juice und Milch. Ich gab auf. Ich wollte keine Wahl haben. Ich war nicht in der Lage zu wählen. Ich war nicht derjenige, der zitterte. Es war die Welt, die nicht ruhig bleiben konnte. Wir waren ein erbärmliches Paar, die Welt und ich. Mister Bill empfahl Spinach Salad. Du brauchst Eisen, sagte er, und der Rest dieser Idioten nickte. Wir hatten alle einen Mund, der nur dazu da war, um zu kauen.
    Nach dem Essen wurde ich wieder von Dr. Feel abgeholt. Wir gingen in sein Büro. Ich setzte mich auf ein weißes Ledersofa. Ich musste einen Vertrag unterschreiben. Physischer Kontakt zwischen den Bewohnern war verboten, es war auch nicht erlaubt, die Räume der anderen aufzusuchen, dann musste auf jeden Fall Sister Sorrow oder Mister Bill dabei sein. Es war zu unserem eigenen Besten. Ich verstand ihn so gut. Außerdem hatte ich sowieso nicht die geringste Lust auf eins dieser Dinge, wirklich, nicht im Traum würde es mir einfallen, zu ihnen zu gehen, niemand hatte mich jemals so abgestoßen wie diese ungepflegten Katastrophen, und deshalb unterschrieb ich nur zu gern, dass ich mich von ihnen fernhalten würde, und ich nehme an, dass sie genau das Gleiche getan hatten, unterschrieben, dass sie sich von mir fernhielten. Außerdem herrschte Schweigepflicht. »Sie haben eine Schreibmaschine mitgebracht«, sagte Dr. Feel. »Nur aus Gewohnheit.« Er lachte kurz auf und zeigte sich

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