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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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dorthin, ich war nur eine hohle Geste, eine Positur, eine mechanische, widerspenstige Nachahmung von jemandem, der ich früher einmal gewesen war, eines schreibenden Menschen. Und wenn ich so dasaß, konnte ich schwören, dass ich Ella Fitzgerald unter mir eine Ballade singen hörte, und ich konnte auch schwören, dass es Blue Skies war, was sie sang, Mutters Lied, ob diese es nun auf der Terrasse im Schatten des grünen Baldachins des Sommers sang oder im Innersten der familiären Fabrik, in der Küche, diesen Song, der alles hinter sich ließ, der das Leben weiterschob, es hochhob und schob, schob und hochhob und sich nie aufhängte. Ich wünschte, sie würde immer noch singen, diese Lieder, die so wunderbar davonschwebten, die keinerlei Zweifel oder Spekulation in sich bargen, nur Fortschritt, Rhythmus und eine schöne Oberfläche. Ich hörte die schweren Schritte der Patienten da unten, die sich in Vogelsprünge verwandelten, schwer, leicht, leicht, schwer, die Schuhe aus Blei wurden zu Fallschirmen in einem umgekehrten, langsamen Fall, nach oben, hinauf. Bill leuchtete mich an. »Der Schlaf ist die wichtigste Waffe des Kriegers«, sagte er. »Aber du schläfst nicht, Bill.« »Ich bin kein Krieger mehr. Du bist einer. Und bald ist Frieden. Vergiss das nicht, mein Freund.«
    Schließlich fand ich doch noch etwas auf Busy Bees Formular, das ich ankreuzen und dem ich mich widmen konnte. Ich machte bei Scrabble mein Kreuz. Nennt mich Scrabble! Das ließ ich umgehend Busy Bee wissen, die äußerst zufrieden mit mir war. Ob ich es bereits hier und jetzt spielen wollte? Und ob ich wollte! Ich verlangte jedoch die Einführung einer neuen Regel: Ich musste die Worte in meiner Muttersprache legen dürfen, auf Norwegisch, alles andere würde den Gegnern, die doch alle Amerikaner waren, einen sonnenklaren Vorteil verschaffen, zu vergleichen mit dem Stabhochsprung ohne Stab, oder dem Hindernislauf mit Pony oder Pferd. Das wurde mir erlaubt. Sowohl die Leitung als auch die anderen Bewohner gaben mir recht. Nennt mich noch einmal Scrabble! Am gleichen Abend spielte ich gegen Tinker Taylor und gewann haushoch. Ich legte ein paar wunderbare Worte. Am nächsten Abend spielte ich gegen Rehab Lucy, die eigentlich Hab Lucy heißen sollte, denn sie hatte nichts, zu dem sie rehabilitiert werden könnte. Sie war nicht mehr nüchtern gewesen, seit sie zwei Jahre alt gewesen war und in der Schublade in der Apotheke ihrer Mutter gelegen hatte. Wieder gewann ich, vorsichtig ausgedrückt, überlegen, auch wenn ich ihr, Hand aufs Herz, einige Chancen gab, mich einzuholen. Das war ich ihr schuldig, hatte sie doch meine Uhr zum Laufen gebracht. Zum Schluss spielte ich gegen Dr. Feel, oder war es Dr. Good, eigentlich völlig unwichtig, was aber nicht unwichtig war: Ich zog einen herzzerreißenden Punktsieg an Land, mein Gegner, wer immer es auch war, hatte kaum WC legen können, als ich schon meine Wörter kreuz und quer ausbreitete und ihn nach Strich und Faden schlug. Niemand wollte danach noch mit mir spielen. Zwei Tage später wurde ich zu Dr. Feelgood gerufen. Ich setzte mich wieder auf das weiße Ledersofa und wusste nicht, was ich zu erwarten hatte. Natürlich hätte ich es eigentlich wissen müssen. Herr Wichtigtuer Tinker Taylor, der Kanonenverein höchstpersönlich, hatte sich einen Ausflug zum Hafen erbettelt unter dem edlen Vorwand, Krebsfrikadellen für uns alle zu kaufen, doch stattdessen hatte er bei Barnes & Noble ein norwegisch-englisches Wörterbuch erstanden und sah sich nicht in der Lage, in dieser Ausgabe auch nur ein einziges der Wörter zu finden, die ich gelegt hatte, der Idiot hatte sie sich sogar aufgeschrieben, meine Scrabblewörter. Ich wurde gebeten, das zu erklären. Es war kein Scherz. »Ich bin in erster Linie ein Dichter«, sagte ich. »Was bedeutet ukalarium ?« »Das bedeutet langsame Trauer. Oder die Zeit, in der man trauert, nachdem einer der nächsten Angehörigen gegangen ist.« »Das steht nicht im Wörterbuch.« »Viele Wörter stehen nicht im Wörterbuch. Es kann auch den Gemütszustand beschreiben, in den man gerät, wenn man so weit wie möglich in einen norwegischen Wald hineingeht, etwas, das man häufig in Norwegen tut.« »Und was bedeutet javikur ?« »Javikur ist verwandt mit ukalarium, also ein Gemütszustand, der näher der Wut als der Melancholie angesiedelt ist.« »Aber auch das steht nicht im Wörterbuch.« »Ich kann nicht erklären, welche Wörter dort aufgenommen wurden.« Dr. Feelgood

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