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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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vergessen hatte, und es lag nicht an ihr. Von außen betrachtet, war Luke kaum mehr als ein flüchtiger Besucher in meinem Leben. Sein Name konnte sich bei den Menschen, die ich liebte, nicht einprägen. Sie kannten ja nicht mal sein Gesicht genau.
    »Er heißt Luke.«
    »Ja. Luke. Ich wusste, dass es etwas Amerikanisches war.«
    Sie hob mein Kinn an, sodass ich ihr in die Augen blicken musste. Ihr ganzes Leben lag in diesen gewittergrauen Augen verborgen. Sie hatten unendlich viel gesehen.
    »Er … er lässt sich nicht ein …«
    »Auf dich?«
    Ich nickte.
    Großmutter nickte ebenfalls. Nachdenklich.
    »Dann ist er entweder ein Trottel oder irgendwas stimmt nicht mit ihm.«
    In diesem Moment trat meine Mutter zu uns. Ich war froh darüber, denn ich hatte keine Lust, mich weiter von Großmutter ausfragen zu lassen. Ich stand auf und zwang mich zu einem Lächeln. Wir feierten ein Fest. All unsere Freunde waren gekommen. Das würde ich mir von Luke nicht verderben lassen.
    Doch der feine Schmerz in meinem Innern ließ sich nicht ignorieren. Der Schmerz, den die Liebe zu Luke mit sich gebracht hatte.

2
    Luke saß im Dunkeln an seinem Schreibtisch. Er hatte den Computer heruntergefahren, aber die Luft schien noch aufgeladen von Elektrizität. Seine Wasserflasche war leer, doch er hatte nicht die Energie, sich eine neue aus dem Kühlschrank zu holen. Er war hundemüde. Seine Augen brannten und in seinem Kopf machte sich eine beginnende Migräne breit.
    Er litt unter Migräneattacken, seit …
    Seit damals.
    Seit er sich verboten hatte, über das nachzudenken, was passiert war. Seit er es mit aller Macht verdrängte und nicht für eine Sekunde an sich heranließ.
    Das Entsetzliche .
    Er legte Zeige- und Mittelfinger an die Schläfen und massierte sie mit leichtem Druck in sanften, kreisenden Bewegungen. Das verschaffte ihm meistens ein wenig Linderung.
    Manchmal war die Migräne so heftig, dass er sein Zimmer verdunkeln und mit einem Kühlbeutel auf der Stirn Zuflucht im Bett suchen musste. Mit ein bisschen Glück schlief er ein. Hatte er Pech, wurden die Schmerzen so schlimm, dass sie ihn mit Wellen von Übelkeit überschwemmten und er sich die Seele aus dem Leib kotzte, bis bloß noch Galle kam.
    Luke schaute aus seinem Fenster im zweiten Stock auf die Rückseite der übrigen Häuser, die, zusammen mit der Häuserreihe, in der er wohnte, ein ausgedehntes Viereck bildeten. Trotz weit geöffneter Balkontür stand die Hitze im Raum. Eine Mücke sirrte an Lukes rechtem Ohr entlang und er schlug ohne Überzeugung nach ihr.
    Seit Langem war er sich selbst fremd und kam nicht mit sich zurecht. Sah sich von außen zu und begriff nicht, was ihn antrieb, was ihn ausmachte.
    Endlich gelang es ihm, den Stuhl zurückzuschieben, aufzustehen und mit der leeren Flasche in die winzige Küche zu gehen. Er war barfuß und trug bequeme Bermudashorts und ein T-Shirt, das unter den Armen und im Rücken komplett durchgeschwitzt war.
    »Hölle«, stöhnte er, als jeder Schritt in seinem wunden Kopf nachhallte.
    Er warf die Kunststoffflasche in den Korb mit Leergut. Der Kühlschrank summte laut und ungesund. Wahrscheinlich würde er bald den Geist aufgeben. Der Vermieter, ein abgetakelter ehemaliger Profiboxer, sträubte sich mit Händen und Füßen gegen Neuanschaffungen. Er war knickrig und streitlustig und wurde, wenn er zu tief ins Glas geguckt hatte, auch schon mal handgreiflich. Seine Mieter vermieden es deshalb tunlichst, sich mit ihm anzulegen.
    Während Luke das eiskalte, wunderbar frische Wasser aus der Flasche trank, schaute er sich um. Es gab weitaus schönere Wohnungen als diese hier, die er seit Beginn des Studiums mit seinem Freund und Studienkollegen Albert teilte. Das wusste er von seinem Job als freier Mitarbeiter im Maklerbüro Kerres und Söhne nur zu genau. Da er an der Quelle saß, hätte er auch leicht eine andere beschaffen können. Aber wenn er eines hasste, dann war es Veränderung. Er räumte nicht mal ein Möbelstück um, solange es sich vermeiden ließ.
    Es wäre für ihn sogar ein Klacks gewesen, die Probleme mit dem verrückten Vermieter oder Vermietern überhaupt vom Tisch zu wischen, indem er einfach eine Wohnung gekauft hätte. Schließlich hatte er genug Geld zurückgelegt. Allerdings war die Zeit für ihn noch nicht gekommen, sich auf längere Sicht zu binden, weder an Menschen noch an Besitz.
    Manchmal befürchtete er, dass diese Zeit nie kommen würde.
    Er war froh, dass Jette ihn bisher nicht gefragt

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