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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Nacht lag Kristof lange wach, entspannt ausgestreckt, die Hände unterm Kopf, und betrachtete das Lichtspiel an der Zimmerdecke. Das Hotel, in dem er sich eingemietet hatte, befand sich in der Kleinen Budengasse, mitten in der Kölner Altstadt. Man hatte versucht, es mit minimalem Aufwand zu renovieren, war jedoch mittendrin stecken geblieben. Schwarze Ledersessel an der Rezeption machten noch kein modernes Hotel, wenn man sonst überall über Plüsch und Plastik in düsteren Farben stolperte.
    Doch die Lage war günstig. Die Kleine Budengasse bildete ein Geviert mit den Straßen Unter Taschenmacher, Am Hof und Unter Goldschmied, unterbrochen nur von dem kleinen Laurenzgittergässchen, das auf einen Parkplatz führte. Der Dom, der Hauptbahnhof und der Rhein waren in unmittelbarer Nähe, ebenso wie die Philharmonie und all die Museen, zu denen ein täglicher Strom von Touristen pilgerte.
    Es gab keinen günstigeren Ort, um unbeobachtet und unbehelligt seine Marionetten zu lenken.
    Ein paar kurze Anrufe hatten ausgereicht. Morgen schon würden die Bullen sich mit der Frage beschäftigen müssen, wer die Presse mit den Informationen versorgt hatte.
    Es war an der Zeit, ein paar neue Figuren ins Spiel zu nehmen. Damit es nicht langweilig wurde. Kristof grinste in die nächtliche Stille seines Zimmers. Hoffentlich enttäuschten die Mädchen seine Erwartungen nicht.
    »Ich setze auf euch«, murmelte er. »Also strengt euch ein bisschen an.«
    Aus dem Nebenzimmer drang ein rhythmisches Quietschen. Die Matratzen hier schienen so alt zu sein wie das Hotel selbst. Kristof hielt unwillkürlich die Luft an und horchte. Jetzt hörte er die Stimme eines Mannes. Die Stimme einer Frau.
    Unterdrückte Liebeslaute.
    Seine Hand glitt unter die Bettdecke.
    Solange die Jagd dauerte, war der Jäger der einsamste Mensch auf der Welt.

14
    Mein Peugeot schnurrte elegant und geschmeidig über die Autobahn. Ich liebte ihn schon fast so sehr wie meinen alten Renault, von dem ich mich schweren Herzens hatte trennen müssen, weil seine Zeit abgelaufen gewesen war.
    Merle saß stumm neben mir, den Blick starr geradeaus gerichtet. Das Telefongespräch mit ihrer Chefin war ziemlich unerfreulich gewesen. Sie hatte sich immer wieder dafür entschuldigt, dass sie überraschend ein paar Tage Urlaub brauchte, und ich hatte ihr angemerkt, wie schwer es ihr gefallen war, den Grund dafür nicht auszuplaudern. Ständig hatte Frau Donkas sie unterbrochen, dermaßen laut und heftig, dass Merle gequält das Gesicht verzogen hatte.
    Danach hatte Merle mit Claudio telefoniert. Der hatte sie für die Vorbereitungen einer Familienfeier eingeplant, die er in seinem Pizzaservice ausrichten wollte, und war stinksauer, dass er sich nun nach einem Ersatz für sie umsehen musste. Er hatte einen Schwall sizilianischer Flüche, Verwünschungen und Beschimpfungen ausgestoßen und Merle geschworen, das werde sie bitter bereuen.
    Schließlich hatte sie auch noch ein Treffen ihrer Tierschutzgruppe absagen müssen, das eigentlich bei uns zu Hause stattfinden sollte. Die Aktion Gabriel Zumberg ging in die Feinplanung. Sie sollte in der letzten Augustwoche stattfinden, in der die gesamte Modebranche auf das zwanzigjährige Berufsjubiläum des Modedesigners blicken würde.
    Gabriel Zumberg würde sich in Mailand, London oder Paris tummeln, in München, Berlin oder New York, aber ganz sicher nicht in seiner Emdener Villa. Der ideale Zeitpunkt für die Tierschützer, mit ihrer Aktion einen echten Kracher zu landen.
    »Danke, dass du das alles für mich auf dich nimmst«, sagte ich.
    »Schon okay.«
    Ich dachte an mein Telefongespräch mit Frau Stein zurück. Auch sie war alles andere als begeistert gewesen, als ich ihr mitgeteilt hatte, dass ich für unbestimmte Zeit ausfallen würde, um persönliche Dinge zu regeln. Aber ich hatte ihr keine Zeit gelassen, ihrem Ärger Luft zu machen, und das Gespräch ziemlich schnell beendet.
    Um einen Anruf bei meiner Mutter hatte ich mich gedrückt. Ich hatte ihr einfach eine feige SMS geschickt.
    Bin ein paar Tage mit Merle weggefahren. Melde mich später.
    Bis jetzt hatte sie nicht geantwortet. Wahrscheinlich war sie beleidigt.
    In den letzten Tagen hatte sie mehrmals versucht, mich zu erreichen, aber ich hatte nicht darauf reagiert. Es war meine Art, ihr zu zeigen, dass sie für mich nicht mehr zuständig war. Ich war erwachsen und kam gut ohne ihre Einmischungen klar.
    »Der Prozess der Ablösung ist für deine Mutter schmerzlicher als für

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