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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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geworden. Die Möwen stießen hungrige Schreie aus. Ein Mann stand breitbeinig und mit vor der Brust verschränkten Armen da und schaute aufs Wasser. Dann drehte er sich um und blickte Luke direkt ins Gesicht.
    Ron .
    Kristofs engster Mitarbeiter.
    Luke sprang auf. Er stieß dabei die Kaffeekanne um, aber er kümmerte sich nicht darum. Er ließ das Handy liegen und seine Jacke über der Stuhllehne hängen und hechtete die paar Treppenstufen hinunter ins Freie.
    Er hatte nur einen Wunsch: Ron an die Kehle zu springen.
    Doch als er sich draußen umblickte, war Ron nicht mehr da, und eine keifende Kellnerin rief abwechselnd um Hilfe und nach der Polizei. Während Luke sie besänftigte, arbeitete sein Kopf auf Hochtouren.
    Hatte das Spiel eine neue Phase erreicht? Fühlten Kristof und seine Jungs sich so sicher, dass sie ihm offen ihr Gesicht zeigten?
    Und wenn es gar nicht Ron gewesen war, den er gesehen hatte? Wenn sein Verstand ihm einen Streich gespielt hatte?
    Luke bezahlte sein Frühstück, dann machte er sich im Laufschritt auf den Weg zu seinem Wagen und hoffte inständig, dass er immer noch da stand, wo er ihn abgestellt hatte.

16
    Die Mädchen waren leichte Beute. Kristof hatte sich fast ein wenig gelangweilt, als er ihnen nachgefahren war. Sie hatten für nichts und niemanden Interesse gehabt, waren stur in Richtung Hildesheim getuckert, unterbrochen lediglich von zwei kurzen Pausen.
    Die Jugendherberge war eine gute Wahl. Dort war so viel los, dass Kristof in seinem Wagen nicht auffiel. Er hatte Übung im Beschatten, wurde nicht so schnell müde und konnte mit offenen Augen entspannen. So etwas hielt er locker drei Tage durch.
    Er hatte sich gegen ein Zimmer entschieden, weil die Situation sich zuspitzte. Die Bullen zweier Bundesländer kooperierten jetzt. Sie würden nach Alex fahnden lassen, möglicherweise Fotos der beiden Toten veröffentlichen und die Bevölkerung um Hinweise bitten. Eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit konnte für Kristof durchaus gefährlich werden. Da wäre es unklug, zu vielen Menschen zu begegnen.
    Der Doc blieb Alex auf den Fersen. Ron würde heute nach Hildesheim kommen, um Kristof hier zu unterstützen und ihn gegebenenfalls abzulösen, wenn er sich entscheiden sollte, sich selbst um Alex zu kümmern.
    Kristof lachte leise, während er sein Frühstück auspackte, das er sich in aller Herrgottsfrühe in einer Bäckerei besorgt hatte. Jette war seine Trumpfkarte. Wenn Alex erst am Boden lag, würde er ihm mit dem Tod des Mädchens den Rest geben.
    Es war nur eine Frage der Zeit.
    Die Gefahr, dass die Bullen Alex einkassieren und Kristof um seinen Spaß bringen würden, war nicht sehr groß. Alex würde sich niemals schnappen lassen. Leo hatte ihm alles beigebracht, was er in dieser Lage brauchte.
    Gefährlich konnte ihm nur ein ebenbürtiger Gegner werden. Und der einzige ebenbürtige Gegner für Alex war Kristof.
    Er machte das Radio an. Vielleicht kam schon etwas in den Lokalnachrichten. Im Rückspiegel betrachtete er seine Augen. Das Blau seiner Iris hatte die Farbe von Eis. Genau so fühlte er sich, kalt und beherrscht.
    *
    Die Universität von Hildesheim sah unspektakulär und wenig einladend aus. Den Eingang blockierten vier Studentinnen, die sich aufgeregt miteinander unterhielten. Sie wurden erst auf Merle und mich aufmerksam, als wir uns zu ihnen gesellten.
    Das Gespräch erstarb.
    »Können wir euch irgendwie helfen?«, fragte eines der Mädchen.
    Ihre Haare waren so kurz, dass sie sich an ihren Kopf schmiegten wie Seehundfell.
    Merle kam gleich zur Sache.
    »Kanntet ihr die Studentin, die ermordet worden ist?«
    »Warum wollt ihr das wissen?«, fragte ein anderes Mädchen und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust.
    Ich überlegte, wie offen wir sein durften, ohne sie zu erschrecken. Auch Merle zögerte. Dann blickte sie mich abwartend an. Das hier war meine Sache und sie wollte mir nicht vorgreifen.
    »Es gab schon einen Mord, der mit diesem zusammenzuhängen scheint«, sagte ich. »In Köln. Vielleicht habt ihr davon gelesen. Der Tote hat sich mit meinem Freund eine Wohnung geteilt.«
    »Krass«, sagte die mit den verschränkten Armen. »Man denkt immer, so was passiert nur woanders, und dann ist man plötzlich mittendrin.«
    »Und wwwarum seid ihr hier und stellt Fffragen?« fragte eine Dritte, die ausgesprochen schüchtern wirkte.
    »Mein Freund ist verschwunden«, antwortete ich ehrlich.
    Darauf folgte betroffenes Schweigen. Die Schüchterne zeichnete

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