Der Sommermörder
Übersichtlichkeit mit einem Sternchen versehen werde. Anbei eines zu Demonstrationszwecken (*). Den als markiert angekündigten Abschnitt werde ich nun mit zwei (2) Sternchen versehen, um unnötige Verwirrung zu vermeiden.
Nachdem ich den Brief auf den von James Gunter gelegt hatte, ging ich ins Bad und wusch mir die Hände, was aber nicht viel half. Ich brauchte eine Dusche. Leider war meine Wohnung in dieser Hinsicht ebenfalls beschissen ausgestattet. Eigentlich mochte ich nämlich Duschen mit Türen aus mattiertem Glas, in denen man aufrecht stehen konnte. Ich war mal mit einem Typen zusammen gewesen, dessen einzig positive Eigenschaft im Nachhinein betrachtet darin bestanden hatte, dass er im Besitz einer Powerdusche mit sechs verschiedenen Düsen war, von der normalen über dem Kopf mal ganz abgesehen. In meiner Wohnung dagegen bedeutete Duschen, dass man sich in die Badewanne kauern und mit uralten, ausgeleierten Wasserhähnen herumärgern musste oder im Eifer des Gefechts den Duschschlauch so sehr verdrehte, dass kein Wasser mehr kam. Trotzdem legte ich mich mehrere Minuten mit einem Waschlappen über dem Gesicht in die Wanne und ließ Wasser einlaufen. Es war, als würde ich unter einer warmen, nassen Decke liegen.
Hinterher schlüpfte ich in meine Arbeitsklamotten, machte mir eine Tasse Kaffee und zündete mir eine Zigarette an. Es ging mir schon ein bisschen besser. Viel besser wäre es mir gegangen, wenn sich der Stapel mit den Briefen inzwischen in Luft aufgelöst hätte, aber er lag noch immer auf dem Tisch. All diese Leute wussten, wo ich wohnte. Na ja, nicht alle. Bei einer weiteren schnellen Durchsicht der Briefe stellte sich heraus, dass sie zum Teil von den Zeitungen, an welche die Absender sie ursprünglich geschickt hatten, an mich weitergeleitet worden waren. Wenigstens beschränkten die Leute sich aufs Schreiben, dachte ich, anstatt mich anzurufen oder gar bei mir vorbeizuschauen.
In dem Moment klingelte das Telefon. Ich zuckte erschrocken zusammen. Zu meiner großen Erleichterung war es kein Fan, sondern Guy, der Immobilienmakler, der angeblich versuchte, meine Wohnung zu verkaufen.
»Ein paar Leute möchten sich die Wohnung ansehen.«
»Schön«, sagte ich. »Sie haben ja den Schlüssel. Was ist mit dem Paar, das am Montag hier war?« Ich hatte mir in ihrem Fall keine wirklichen Hoffnungen gemacht. Der Typ hatte ziemlich grimmig gewirkt, während die Frau sich nett mit mir unterhielt, wenn auch nicht über die Wohnung.
»Sie waren von der Lage nicht so angetan«, antwortete Guy in forsch-fröhlichem Ton. »Außerdem fanden sie die Wohnung ein bisschen zu klein. Und sie meinten, sie müssten zu viel Arbeit reinstecken. Insgesamt waren sie nicht so begeistert.«
»Die Leute heute sollten nicht allzu spät kommen. Ich habe ein paar Freunde auf einen Drink eingeladen.«
»Was gibt es denn zu feiern? Ihren Geburtstag?«
Ich holte tief Luft. »Wollen Sie das wirklich wissen, Guy?«
»Na ja …«
»Ich feiere ein Fest, weil diese Wohnung nun schon geschlagene sechs Monate zum Verkauf steht.«
»Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
»O doch!«
»Es kommt mir gar nicht vor wie sechs Monate.«
Es dauerte eine Weile, bis ich ihn davon überzeugt hatte, dass dem tatsächlich so war. Nachdem wir unser Gespräch beendet hatten, blickte ich mich ziemlich verzweifelt um.
Wildfremde Menschen würden vorbeikommen und sich diesen Raum ansehen. Als ich nach London gezogen war, hatte mir meine Tante ein Buch geschenkt, Praktische Tipps für Heim und Haushalt. Es enthielt unter anderem Ratschläge, wie man seine Wohnung in nur fünfzehn Minuten aufräumte. Aber was, wenn man bloß eine Minute zur Verfügung hatte? Ich machte mein Bett, rückte den Teppich vor der Tür gerade, spülte meine Kaffeetasse aus und stellte sie ordentlich mit der Öffnung nach unten auf das Abtropfbrett. Dann zog ich aus einem Schrank eine Pappschachtel heraus, kippte die ganzen Briefe hinein und schob sie unters Bett. Das alles dauerte eineinhalb Minuten, was bedeutete, dass ich mal wieder zu spät in die Schule kommen würde. Zu spät und schweißgebadet.
Dabei fing der Tag doch gerade erst an, heiß zu werden.
»So, meine Liebe, was können wir tun, damit du deine Behausung schneller an den Mann bringst?«
Louise stand mit einer Bierflasche am Fenster und gestikulierte mit ihrer Zigarette auf die Holloway Road hinaus.
»Das ist ganz einfach«, antwortete ich. »Als Erstes muss die Straße weg, dann das Pub und das
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