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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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dahinter gestiegen, aber ich glaube, sie erwarten auch gar nicht, dass ich es kapiere. Duncan ist der Mittelpunkt jeder Party. Morris hingegen ist ziemlich schüchtern, wenn man ihn mal allein erwischt.«
    »Das sind die beiden Brüder, richtig?«
    »Nein, Morris ist der Bruder von Graham. Duncan hat rotes Haar. Er sieht völlig anders aus.«
    »Alles klar. Spontan würde ich sagen, dass die Computertypen viel versprechender klingen. Morris, der schüchterne Bruder, und Duncan, der redselige Rotschopf.«
    Als ich den Jungs von der geplanten Party erzählt hatte, hatten sie sich sofort lautstark erkundigt, welche Frauen kommen würden, aber jetzt in meiner Wohnung warteten sie ruhig und höflich, bis ich ihnen Louise vorgestellt hatte. Das mochte ich irgendwie an ihnen.
    Fred kam zu mir herüber und gab mir einen langen Kuss.
    Ich hatte den starken Verdacht, dass es sich dabei in erster Linie um eine Demonstration für alle Anwesenden handelte. Wollte er mir damit wirklich seine Zuneigung zeigen oder bloß sein Territorium abstecken? Nachdem er mich geküsst hatte, zog er etwas heraus, das aussah wie ein bunter Vorhang.
    »Ich habe mir gedacht, das kannst du vielleicht brauchen, um es über den feuchten Fleck zu hängen.«
    »Danke, Fred.« Skeptisch beäugte ich das knallige Ding.
    Die Farbkomposition war ein bisschen gewagt. »Ich fürchte, Leute, die eine Wohnung besichtigen, dürfen Vorhänge und Ähnliches wegschieben.«
    »Na, dann lass uns die Sache doch mal begutachten.
    Komm schon, häng es auf.«
    »Also gut.«
    »Zoë behauptet, ihr seid Computergenies«, sagte Louise gerade zu Duncan.
    Morris, der daneben stand, wurde ein bisschen rot, was ich richtig süß fand.
    »Sie hat nur deswegen eine so hohe Meinung von uns«, antwortete Duncan, »weil sie sich selbst nicht besonders damit auskennt. Wir haben ihr lediglich beigebracht, ihren eigenen Computer zu benutzen.« Er nahm einen Schluck aus seinem Glas.
    »Das war zugegebenermaßen eine beeindruckende Leistung von uns. Es war, als würde man einem Eichhörnchen beibringen, wie man Nüsse sucht.«
    »Eichhörnchen sind doch hervorragend im Nüssesuchen«, wandte Morris ein.
    »Stimmt«, antwortete Duncan.
    »Aber sie können es von selbst, man braucht es ihnen nicht erst beizubringen«, meinte Morris beharrlich.
    »Stimmt. Zoë beherrscht ihren Computer jetzt so gut wie ein Eichhörnchen das Nüssesuchen.«
    »Aber dann hättest du sagen müssen, dass es war, als würde man einem Eichhörnchen das Jonglieren beibringen.«
    Duncan starrte ihn verblüfft an.
    »Es ist doch gar nicht möglich, einem Eichhörnchen das Jonglieren beizubringen!«
    Ich schenkte Louise nach.
    »Das kann stundenlang so weitergehen«, erklärte ich.
    »Es muss etwas damit zu tun haben, dass sie schon zusammen im Sandkasten gespielt haben.«
    Ich ging in die Küche, um ein paar Chips zu holen, und Louise folgte mir. Wir konnten die Jungs im Wohnzimmer sehen.
    »Das ist ja ein richtig Hübscher«, sagte sie mit einer Kopfbewegung in Freds Richtung. »Was raucht er da? Er wirkt so relaxed. Irgendwie exotisch.«
    »Er hat manchmal was von einem Hippie. Relaxed trifft es aber auch recht gut.«
    »Ist das mit euch beiden was Ernstes?«
    Ich nahm einen Schluck aus ihrem Glas. »Das kann ich dir noch nicht sagen«, antwortete ich.
    Ein paar andere Gäste trafen ein: John, ein netter Lehrer aus unserer Schule, der mich leider ein paar Tage zu spät gefragt hatte, ob ich mit ihm ausgehen wolle, und ein paar Frauen, die ich durch Louise kennen gelernt hatte. Das Ganze entwickelte sich zu einer richtigen kleinen Feier.
    Nach ein paar Drinks begann ich, für diesen neuen Kreis von Leuten ein warmes, herzliches Gefühl zu empfinden.
    Das Einzige, was sie verband, war ich. Ein Jahr zuvor hatte ich mich noch einsam und verloren gefühlt und keinen einzigen von ihnen gekannt. Plötzlich war ein klirrendes Geräusch zu hören. Fred klopfte mit einer Gabel gegen eine Flasche.
    »Ruhe, ich bitte um Ruhe!«, rief er, obwohl sowieso schon alle still waren. »Ich bin es nicht gewohnt, lange Reden zu schwingen et cetera, et cetera. Deshalb möchte ich nur für einen Moment das Wort ergreifen und zum Ausdruck bringen, wie sehr ich diese Wohnung mag. Ich möchte, dass wir alle das Glas erheben – in der Hoffnung, dass es uns allen vergönnt sein wird, in sechs Monaten wieder hier zusammenzukommen und einen weiteren schönen Abend miteinander zu verbringen.« Rundherum wurden Gläser und Flaschen gehoben. Ein

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