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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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werden.
    Nach einer Stunde waren sie alle total verschwitzt und fertig, aber bester Laune. Ich kam mir ein bisschen dämlich vor, weil ich wie ein Fan an der Seitenlinie stand und zusah, wie sie sich gegenseitig auf die Schulter klopften. Außer mir waren noch vier Frauen da, die sich offensichtlich kannten. Bestimmt trafen sie sich jeden Mittwoch, um zuzusehen, wie sich ihre Männer blaue Flecken holten. Clio, Annie und Laura. Den Namen der vierten Frau hatte ich nicht richtig verstanden. Sie wollten wissen, wie ich Fred kennen gelernt hätte und ob ich nicht auch fände, dass er ein unglaublicher Charmeur sei. Ihre zurückhaltende Freundlichkeit weckte in mir den Verdacht, dass er fast jede Woche eine andere mitbrachte und sie deswegen gar nicht erst beabsichtigten, sich mit mir anzufreunden. Ich nehme an, ich hätte Fred anfeuern sollen, sooft er schreiend und mit glänzenden Augen an mir vorbeistürmte, aber irgendwie konnte ich mich nicht so recht dazu durchringen.
    Nach dem Spiel kam er zu mir herüber, legte den Arm um meine Schulter und küsste mich.
    »Du bist ganz schön verschwitzt.«

    Ich fand das nicht weiter schlimm, aber es war andererseits auch nicht so, dass mich ein schweißüberströmter Mann insgeheim – auf eine animalische Weise – angetörnt hätte.
    »Mmmm.« Er schmiegte sich an mich. »Und du bist so frisch und hübsch.«
    Nach der Arbeit hatte ich bei Louise ein Bad genommen, und sie hatte mir eine graue Baumwollhose und ein ärmelloses Stricktop geliehen. Ich hatte Angst davor gehabt, in meine Wohnung zurückzukehren. »Kommst du noch mit auf ein Bier?«
    »Klar.« Das Letzte, was mein Körper jetzt wollte, war ein Bier, aber ich brauchte dringend Gesellschaft. Solange ich unter anderen Menschen weilte, an einem öffentlichen Ort, fühlte ich mich sicher. Schon der Gedanke, eine weitere Nacht allein in meiner dunklen Wohnung verbringen zu müssen, machte mir Angst.
    »Ich gehe bloß rasch duschen.«

    Aus einem Bier wurden mehrere. Wir saßen in einem dunklen Pub, dessen Wirt sie offensichtlich alle gut kannte.
    »Seitdem bekommt sie lauter verrückte Briefe«, erzählte Fred gerade, als wäre das alles furchtbar lustig. Seine Hand wanderte an meine Seite, glitt die Rippen entlang nach unten. Nervös setzte ich mich anders hin, zündete mir eine neue Zigarette an und kippte den letzten Rest Bier hinunter. »Unter anderem einen, in dem ihr ein Kerl damit droht, sie umzubringen. Stimmt’s, Zoë?«
    »Ja« murmelte ich. Ich wollte nicht darüber reden.
    »Was hat die Polizei gesagt?«, erkundigte sich Fred.
    »Nicht viel.« Ich bemühte mich um einen lässigen Ton.

    »Keine Sorge, Fred. Ich bin sicher, du kommst auf der Liste der Verdächtigen erst ziemlich weit unten.«
    »Ich scheide von vornherein aus«, meinte er fröhlich.
    »Wieso?«
    »Na ja, … ähm, so halt.«
    »Stimmt, du hast mich ja noch nie schlafen sehen.« Ich bereute meine Worte, sobald ich sie ausgesprochen hatte, aber Fred sah mich nur verdutzt an. Zu meiner großen Erleichterung begann mir Morris von den Quizabenden zu erzählen, die hin und wieder in dem Pub veranstaltet würden und an denen sie jedes Mal teilnähmen.
    »Es ist richtig grausam«, meinte er. »Sie machen es uns einfach zu leicht, wir haben dabei immer das Gefühl, uns auf ihre Kosten zu bereichern. Wir können von Glück sagen, dass sie uns nicht einfach rausschmeißen.«
    »The Hustler«, warf Graham ein.
    »Was?«, fragte ich.
    »Langweilt dich mein Bruder mit seinem Geschwätz?«
    »Sei nicht so gemein«, erwiderte ich.
    »Nein, nein«, beruhigte mich Morris. »Das ist bloß ein Zitat. Diesen Satz hat Herman Mankiewicz über Joseph Mankiewicz gesagt.« Er grinste zu seinem Bruder hinüber.
    »Aber am Ende war Joseph der erfolgreichere von beiden.«
    »Tut mir Leid«, sagte ich. »Ich habe keine Ahnung, wovon ihr sprecht.«
    Leider fingen sie daraufhin an, es mir zu erklären. Für mich waren die Gespräche, die die beiden Brüder untereinander und mit ihren alten Freunden führten, eine seltsame Mischung aus abgedroschenen Witzen, obskuren Anspielungen und Stichworten, die nur sie allein verstanden, sodass ich es in der Regel vorzog, mich rauszuhalten und schweigend abzuwarten, bis ich wieder folgen konnte. Nach einer Weile kam das hektische Wortgefecht, bei dem immer einer den anderen zu übertrumpfen versuchte, wieder zum Erliegen, und ich konnte mein Gespräch mit Morris fortsetzen.
    »Bist du eigentlich zusammen mit einer von …«, sagte ich

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