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Der Sommermörder

Titel: Der Sommermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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eine aus halb fertigen Räumen bestehende Baustelle, der Garten ein Ödland. In den Beeten, die Francis für die blühenden, süß duftenden Sträucher vorbereitet hatte, wuchsen Brennnesseln. Das Gras war von der Hitze gelb.
    Ich machte eine Flasche Champagner auf und trank ein Glas, von dem mir prompt übel wurde. Eigentlich hätte ich etwas essen sollen, aber das erschien mir völlig unmöglich. Es sei denn, Grace Schilling wäre gekommen und hätte mir noch mal so ein weiches, köstliches Kräuteromelett zubereitet. Ich wünschte mir, Josh würde anrufen und sagen, dass er nach Hause unterwegs war.
    Ich saß allein in der Küche, gedemütigt, aber frei.

    14. KAPITEL
    in Tag hektischer Betriebsamkeit beruhigte mich.
    Das war genau das, was ich
    E
    jetzt brauchte. Es hielt
    mich davon ab, zu viel über alles nachzudenken, und dämpfte das Dröhnen in meinem Kopf, das ich einfach nicht loswurde, egal, welche Tabletten ich nahm. Am nächsten Morgen saß ich mit Lynne in der Küche. Es war sonnig, aber noch nicht so schrecklich heiß, und ich empfand fast so etwas wie Ruhe. Lynne trug wieder ihre Uniform. Seit alles vorüber war, hatte sich die Atmosphäre im Haus entspannt, und zwischen Lynne und mir herrschte Abschiedsstimmung. Wir hatten schon fast eine ganze Kanne Kaffee geleert und knabberten beide an unserem Toast herum, als Lynne mich fragte, ob sie eine Zigarette rauchen dürfe. Ich bat sie, mir auch eine zu geben, und holte uns als Aschenbecher eine Untertasse.
    Der erste Zug fühlte sich irgendwie sündig an, als wäre ich wieder vierzehn, aber dann empfand ich es als sehr beruhigend. Vielleicht würde ich in meinem neuen Leben wieder zu rauchen beginnen.
    »Früher habe ich geraucht, um abzunehmen«, erklärte ich.
    »Zumindest war das eine angenehme Nebenwirkung. Als ich dann mit Josh schwanger war, hörte ich auf. Mein Hintern und meine Oberschenkel sind nie wieder so geworden wie damals.«
    Lynne schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich wünschte, ich hätte Ihre Figur«, meinte sie.
    Ich starrte sie skeptisch an. »Sie würde Ihnen nicht gefallen«, erwiderte ich. »Sie haben mich noch nicht nackt gesehen.«

    Wir zogen beide an unseren Zigaretten. Nach all den Jahren kam ich mir wie eine Anfängerin vor. Ich würde noch viel üben müssen.
    »Dann waren Sie gestern also fleißig?«, erkundigte sich Lynne. »Wann brechen Sie auf?«
    »Ich fliege heute Abend nach Boston.«
    »Wissen es die Jungs schon?«
    Ihre Frage brachte mich fast zum Lachen. »Die Vorstellung, Josh am Telefon mitzuteilen, dass sein Vater
    … ich hielt das für keine sehr gute Idee. Nein, ich bin sicher, Dr.
    Schilling würde auch dazu raten, es ihm persönlich zu sagen.«
    »Ja, das ist wahrscheinlich besser.«
    »Den Großteil des Nachmittags habe ich am Telefon verbracht, um mit meinem Architekten und den verschiedenen Baufirmen zu sprechen, und mit Francis, meinem phantastischen Gärtner. Anfang nächster Woche kommen wir zurück, und dann kann die Arbeit am Haus beginnen.«
    Lynne zündete sich eine weitere Zigarette an. Als sie meinen Blick bemerkte, gab sie mir auch noch eine. »Wird das nicht ein seltsames Gefühl sein?«, fragte sie. »Mit all dem wieder anzufangen?«
    »Diesmal ist es anders«, erwiderte ich. »Deswegen hat das am Telefon auch so lang gedauert. Sie werden alles nur ein wenig aufpeppen, ein bisschen weiße Farbe an die Wände klatschen, im Garten ein paar Büsche pflanzen.
    Dann verkaufe ich das Haus.«
    Lynnes Augen weiteten sich überrascht. »Sind Sie sicher?«
    »Noch lieber wäre es mir, das Ganze samt Inhalt anzuzünden und einfach davonzulaufen, aber da das nicht geht, werde ich es wohl verkaufen müssen.«
    »Sie sind doch gerade erst eingezogen.«
    »Ich kann seinen Anblick einfach nicht mehr ertragen.
    Ich bin hier so unglücklich gewesen. Das Haus kann zwar nichts dafür, aber trotzdem …«
    »Haben Sie mit Dr. Schilling darüber gesprochen?«
    »Warum sollte ich mit ihr darüber reden?«, fragte ich in leicht angriffslustigem Ton. »Die Aufgabe von Grace Schilling war es, ihr fachliches Wissen einzusetzen, um den Mann zu fassen, der mich belästigt hat. Wie Sie wissen, ist dieser Mann inzwischen gefasst!« Ich hielt inne. »Tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht schon wieder anschreien.«
    »Ist schon gut.«
    »Ich nehme an, das war für Sie alles andere als ein angenehmer Job.«
    »Wieso?«
    »Na ja, es war bestimmt kein Spaß, auf eine so übellaunige, unglückliche Person wie mich

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