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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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am Leben festzuhalten.«
    »Kommt er durch?«
    »Die Ärzte sind ganz zuversichtlich.«
    »Was war das für eine Akte?«
    »Es ging um eine gewisse Ylva Marieanne Malmberg. Sie wurde vor vierundzwanzig Jahren und elf Monaten ermordet. Der Fall ist nie aufgeklärt worden.«
    »Aha«, sagte Susanne und lächelte breit. »Ich verstehe. Es fing mit Kärnlund an, aber jetzt geht es um dich. Nicht mal mehr ein Monat, bis der Fall verjährt. Wieder eine passende Herausforderung für unser Polizei-Ass aus Västerås!«
    »Das ist nicht mal unser Fall«, wehrte Elina ab. »Sie hat zwar hier gewohnt, aber die Leiche wurde in Norrbotten gefunden, irgendwo in der Gegend von Arjeplog. Die Polizei aus Arvidsjaur war damals mit der Ermittlung befasst.«
    »Aber die haben sich schon des längeren nicht mehr damit beschäftigt? Erzähl doch einfach deiner geliebten Anwältin die ganze Geschichte!«
    »Das letzte Verhör liegt fast zwanzig Jahre zurück. Seitdem scheint nichts mehr unternommen worden zu sein.«
    »Schlamperei?«
    »Nein, im Gegenteil. Nach meinem Eindruck waren sie ziemlich gründlich. Ich habe nach Versäumnissen gesucht, das gewöhnt man sich in diesem Beruf vermutlich an, aber ich konnte auf den ersten Blick nichts entdecken. Bisher habe ich die Unterlagen allerdings nur durchgeblättert. Sie enthalten tausende von Dokumenten und Unmengen von Verhören, die ich noch nicht gelesen habe.«
    »Und worum ging es bei dem Fall?«
    »Sie war fünfundzwanzig. Genauer gesagt fünfundzwanzig und einen Tag. Einen Täter müsste man also spätestens an ihrem fünfzigsten Geburtstag fassen.«
    Elina schaute sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhörte. Schließlich waren die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen. Vor zwei Jahren war sie im Vasapark unwissentlich einem Mörder begegnet. Natürlich konnte sie nicht im geringsten ahnen, was er getan hatte oder wer er war. So konnte theoretisch jeder im richtigen Alter Ylva Malmbergs Mörder sein. Sie beugte sich vor und sprach etwas leiser.
    »Sie hat in Västerås gewohnt, aber Sommer und Herbst 1979 hat sie in dem Häuschen ihrer Großmutter väterlicherseits in Jäkkvik verbracht. Das ist so ein Nest oben im Norden. Anfang Mai des folgenden Jahres wurde sie erdrosselt im Fjäll aufgefunden.«
    Elina überlegte, ob sie erwähnen sollte, dass sie von einem Wolf angenagt worden war. »Ihre Leiche lag dort über ein halbes Jahr, ohne dass sie jemand vermisst hatte. Ihr Körper wies Bissspuren von einem Wolf auf.«
    Susanne verzog angeekelt das Gesicht. »Und wer war sie?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht. Aber es gibt ein paar Tagebücher und Taschenkalender von ihr. Wenn ich dazu komme, werde ich sie lesen. Hauptsächlich aus eigenem Interesse.«
    »Hat dein Job nicht auch so schon genug Geheimnisse zu bieten?«
    »Doch … aber …«
    »Aber was?«
    »Das hier ist anders.«
    »Inwiefern?«
    Die beiden Freundinnen sahen sich an. Susanne wartete.
    »Dieses Mordopfer war etwas Besonderes«, sagte Elina. »Sie hatte nämlich einige Monate vor ihrem Tod ein Kind zur Welt gebracht. Dieses Kind wurde jedoch nie gefunden.«

7. KAPITEL
    Kari Solbakken starrte an die Decke. Sie lag rücklings im Bett. So hatte sie schon fast eine Woche lang dagelegen. Immer wieder war dieselbe Situation vor ihrem inneren Auge aufgetaucht. Die Zollbeamten baten sie, ihre Tasche auf den Tisch zu stellen.
    »Haben Sie etwas zu verzollen?«, fragte der Mann, der sie aufgehalten hatte.
    »Nein. Ich habe nur eine Stange Zigaretten dabei.«
    »Woher kommen Sie?«
    »Aus Paris.«
    Der andere Beamte begutachtete ihre Tasche. »Diese Tasche kommt aus Hanoi.«
    »Ja, stimmt, ich auch, aber ich bin in Paris zwischengelandet.«
    Einer der beiden Männer öffnete die Tasche und durchsuchte sie. Anschließend bat er sie mitzukommen. Sie musste sich setzen. Nach einer Weile erschien eine Zollbeamtin mit einem Hund an der Leine. Der Hund zerrte an der Leine und gab Laut in Richtung Karis Bauchregion.
    »Wir müssen Sie einer Leibesvisitation unterziehen«, sagte die Beamtin, »würden Sie so freundlich sein und Ihre Kleidung ablegen?«
    »Mir geht es nicht gut. Ich bin krank. Ich habe mich gerade eben übergeben müssen.«
    »Das geht ganz schnell.«
    Kari knöpfte ihre Hose auf und zog sie aus. Die Bluse zog sie über den Kopf.
    »Den Slip auch«, sagte die Zöllnerin und zog sich ein Paar Plastikhandschuhe über. Als sie mit der Untersuchung von Karis Körperöffnungen fertig war, wies sie Kari an, sich

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