Der Sonntagsmonat
die Lippe eines Bunkers sich wie ein Elefantenrüssel vorstreckte und einen mit dem Eisen 7 perfekt, wenn auch ein wenig zu leicht geschlagenen Ball in den Rachen zog; ich brauchte zwei Schläge, ihn rauszubringen, und in meinem zaghaften Zorn dann drei Putts), des reichlichen Alkoholgenusses und des zunehmend erleuchteten Pokerns, da der Demiurg die Karten von unten dünn reibt und sie durchsichtig macht für meine Intuition? Laßt uns gemeinsam wiederholen: Kann es sein?
Heute morgen gedenke ich über die Wunder Christi zu predigen. Nur in der Glut des Schreckens wagen wir an dieses zarteste Fleisch des Neuen Testaments zu rühren. Dieses Fleisch, hell wie das eines Aussätzigen, das die moderne Predigt jedoch, da sie nach dem Sensationellen schielt, zu liebkosen verschmäht. Ich gedenke hier nicht von den Wundern zu sprechen, die sich um unseren Heiland begaben, wie etwa der Stern von Bethlehem, die Stimme und die Taube, die bei Seiner Taufe aus dem Himmel herabkamen, die rasselnde Blechplatte und die rheostatisch gesteuerte Sonne im Hintergrund der Kreuzigung, oder das Wunder der Wunder, durch das der Stein von Seinem Grabe gewälzt wurde, so daß Maria, wie ihr euch vom letzten Sonntag her erinnern werdet, das Grab leer vorfindet – eine Leere, winziger als ein Senfkorn, aus der die Äonen umspannenden Zweige unserer großen Kirche gewachsen sind.
Denn diese Wunder sind das Werk Gottvaters, des Vaters aller Wunder, der das Licht von der Finsternis schied und ebenso mühelos das Rote Meer teilte, auf daß Moses und die Kinder Israel Ägypten verlassen konnten. Aus den Taten dieses Wesens, Gipfel und Grund allen Seins, das für die Alten den Wagen Apolls von Osten her am Himmel aufsteigen und für uns die Quasare Gammastrahlen aussenden machte, können wir keine Lehre ziehen außer der einen, großartigen, daß Er nicht unseresgleichen ist.
Wenden wir also von den Sonnenwundern des Vaters unser verbranntes Gesicht den Mondwundern des Sohnes zu, Wundern, die sich durch ein ganzes historisches, wenige Generationen später erratisch bezeugtes Erdenleben ziehen.
Ich muß mich bei meinen Betrachtungen auf mein Gedächtnis stützen. Welch ein Paradox, herzlich geliebte Freunde, daß in einem Lande, wo in jedem Motelzimmer vergeblich eine Bibel für reisemüde Handelsvertreter, zänkische Ferienreisende und unbesonnene Ehebrecher mitsamt ihren beflissenen Dirnen bereitliegt, daß in einem solchen Lande einzig und allein diesem Häuflein verirrter und verwirrter Priester der Trost und die Anregung dieses unglaublichen, höchst glaubwürdigen Buches verweigert wird!
Lasset uns als Text für unsere Predigt die Worte nehmen, die Jesus sagt, als Seine um das Gelingen der Hochzeit zu Kana besorgte Mutter Ihren Sohn, dessen einzigartige Fähigkeiten bis dahin wohlgehütetes Geheimnis der Familie gewesen sein müssen, erwartungsvoll bittet, sein erstes öffentliches Wunder zu vollbringen. Er sah sie erstaunt an und sprach: «Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.»
Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Was gut zu Seinen im Markus-Evangelium überlieferten Worten paßt, als Er, nachdem Er «in seinem Geiste geseufzt» hatte, die ihn bedrängenden Pharisäer fragt: «Was suchet doch dies Geschlecht Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben.»
Oh, ihr Kleingläubigen – dies ist Sein Schrei, denn wahrhaftig sind wir unersättlich in unserem Verlangen nach Wundern, und Er flieht uns, wie Er die Menge floh, die Er wunderbarerweise mit fünf Broten und zwei kleinen Fischen gespeist hatte; doch wir, die Menge, verfolgen Ihn, obwohl Er auf dem Wasser wandelt, um uns, wie es bei Johannes heißt, zu entweichen, und am jenseitigen Ufer wendet Er sich erbittert um und klagt: «Ihr sehet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden.»
Und welch ein zutreffendes Urteil ist dies, nebenbei bemerkt, über unsere vielgerühmte amerikanische Religiosität! Vom ersten Erntedankfest an ist sie die Frömmigkeit des vollen Bauches; wir beten mit unseren Mägen, während unsere Hände Unheil anrichten und unsere Köpfe dem Universum die Schuld geben.
In Deutschland, diesem gequälten und systematischen Land, blühte einst eine Schule der Bibelwissenschaft, die alle die biblischen Wunder als natürliche Vorgänge zu erklären suchte. Die Teilung des Roten Meeres war eine zur rechten Zeit
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