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Der Sonntagsmonat

Der Sonntagsmonat

Titel: Der Sonntagsmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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anstellte und mit einer Antwort herausrückte, die der Wahrheit nahe genug kam, um seinen flapsigen Ton bedauerlich zu machen.
    Ich verzieh es ihm. Ich sagte, was auch tatsächlich meine Meinung war: «Sie fühlt sich zu sehr zu Hause hinter dem Altargitter. Wenn es nach ihr ginge, würde sie jeden Sonntag zu einem Bachfest machen. Ich habe mit ihr gesprochen, aber die Fugen rattern immer weiter. Ich bin es ja nicht allein. Andere haben es auch gesagt. Es ist einfach ein Fall von –» und selbst in den Wehen der Perfidie mußte ich lächeln – «von schlechten Vibrationen.»
    Ein vage geblinzeltes Lächeln war die Antwort. Hinter seinen Augen arbeitete es wieder, und eine glückliche Antwort schoß aus ihnen hervor. «Wenn du meinst», sagte Ned. «Die Entscheidung liegt bei dir.»
    «Mir wäre es natürlich lieber, wenn es unsere Entscheidung wäre. Lassen wir alle persönlichen Überlegungen beiseite. Alicia wird es überstehen, sie gibt Unterricht, sie findet bestimmt eine neue Stellung in einer anderen Gemeinde, und ihr geschiedener Mann schickt ihr einiges. Wir müssen hier an unsere Verantwortung gegenüber der Gemeinde denken, gegenüber den Leuten, die kommen, um Gottes Wort zu hören.»
    Er sagte, nur leicht ausweichend: «Ich habe tatsächlich schon Gottesdienste erlebt, bei denen gänzlich auf Musik verzichtet wurde. Man rezitiert, statt zu singen, Gedichte. Da treten dann diese großen dynamischen Augenblicke der Stille ein. So etwas kann den Menschen wirklich im Innersten packen.»
    «Mit dem Quäkertum ist es vorbei. Aber ich frage dich noch einmal, würdest du etwas dagegen haben, daß wir Alicia eine entsprechende Mitteilung zukommen lassen? Ich würde es ihr natürlich selbst beibringen.»
    «Nicht eigentlich», sagte Ned in gedehntem Ton. «Ich glaube, das gute Kind hat sich etwas verbraucht.» Die Spekulationen hinter seinen Augen hatten aufgehört. Mit raffinierter Schüchternheit schlug er vor: «Falls du über einen neuen Organisten nachdenken willst – ich weiß jemanden, den du dir anhören solltest.»
    «Eine Frau?»
    «Um Himmels willen, nein!» Jetzt ergriff mein Ned lachend die Initiative. An den Stellen, wo sein Bart nur spärlich wuchs, röteten sich seine gefleckten Wangen vom Wein der Freude. «Ein Mann! Eine sehr seriöse Persönlichkeit. Unverheiratet. Sehr empfindsam.»
    «So empfindsam? Und wie steht er zur Kirche?»
    «Er liebt sie! In Fragen des rechten Glaubens», sagte Ned und es war ein Vergnügen, ihn so animiert zu sehen, «gehört Donald eindeutig zu den Gerechten unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus!»
    «Ned und ich haben beschlossen, Alicia gehen zu lassen», sagte ich beiläufig, gleichsam zur geistigen Erbauung, zu Jane, als ich mich nach dem Mittagsimbiß, den sie mir bereitet hatte, arglos erhob.
    Wir aßen, wenn wir beide allein waren, in der Küche. Jane, die am Spülstein stand, drehte sich um, das Gesicht angespannt und weiß – vom Betrachten des Porzellanbeckens, nahm ich an –, und kam, den zum Abtrocknen ergriffenen Teller wie einen blitzenden Schild vor sich, mit den Schritten einer ganzen Armee von Frauen auf mich zu. «Du schmeißt sie raus, weil sie mit dir geschlafen hat?»
    «Absolut nicht. Sondern weil sie zu laut in ihr Horn tutet. Daß sie mit mir geschlafen hat, ist, soweit es mich betrifft, eher ein Pluspunkt für sie. Aber sie tut es nicht mehr. In dieser Beziehung ist sie eher wie du.»
    «Scheiße», sagte meine gute Frau – ein Ausdruck, den sie von den Kindern oder aus feministischen Talk Shows übernommen hatte. «Ich finde, ich verhalte mich ziemlich heldenhaft, einfach unter demselben Dach mit dir zu bleiben und all dem eine respektable Fassade zu geben.»
    «All dem? Was soll das heißen?»
    «Dir und allem, was du treibst!» Jane und ich hatten nie einen Zornausbruch gehabt. Seit den Tagen des geräuschlosen Pettings über ihres Vaters Arbeitszimmer hatten wir Unannehmlichkeiten schweigend erlitten. Ich bemerkte, wie sie gegen unsere ehelichen Spielregeln verstieß, und frohlockte ängstlich. «Das geht einfach zu weit», fuhr sie fort, «das wirst du doch dieser Frau nicht antun, Tom. Sie lebt in dem schäbigen Haus dort und rackert sich ab, um ihre Kinder und sich selbst über Wasser zu halten – da kannst du ihr das doch nicht antun.»
    «Warum kann ich das nicht?» Ich wollte es einfach nur von ihr hören. Jane war, wie ich bereits sagte, ein guter Mensch, und gut sein heißt wissen.
    Aber sie legte es als streitsüchtige

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