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Der Sonntagsmonat

Der Sonntagsmonat

Titel: Der Sonntagsmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Parkplatzes eines Einkaufszentrums) und fuhr das kleine Stück – einen kurzen Golfschlag weit (halt die Handgelenke steif!) – zu der Tür mit unserer Nummer. Schnell, schnell, und vergiß nicht die Papiertüte mit unserem Lunch, vin, und den Plastikgabeln und Plastiklöffeln, Picknick im Schatten, wieder aufgesuchte bukolische Bräuche.
    Das Zimmer war diesem hier eher den Umständen als dem Wesen nach unähnlich. Tatsächlich mag der Gewinnzuwachs aus dem Zoll, den wir damals zahlten, und von den zahlreichen Schecks christlicher Nächstenliebe, die meine Ferien hier ermöglichen, schließlich auf einem einzigen Bankkonto zusammentröpfeln, gerade so wie ein Nieselregen in Pittsburgh und eine plötzliche Überschwemmung in Casper, Wyoming, ihre Tropfen im Delta von New Orleans mischen. Es war ein Zimmer mit einem hellen Bad, und es gab darin ein großes Bett, ein oder zwei leere Kommoden, dichte Vorhänge, die man zuziehen konnte, einen Papierkorb zum Auffangen unserer Mandarinenschalen und einen Spiegel zum Auffangen unserer Leiber. Wir hatten alles; wir waren wie Astronauten; wir waren mehr als die Welt.
    In einer der räumlichen Wahnvorstellungen, denen ich seit einiger Zeit oft erlag, schien Frankie unser Zimmer mit ihrer Zartheit auszufüllen, wie eine Spinne eine Ecke mit Fäden durchzieht ; sie bewegte sich hierhin und dorthin, verstaute Papiertüten und Handtaschen, entledigte sich Flügel schlagend ihres Tuchmantels und enthüllte ein schwarzes Kleid, so schlicht und so stilvoll und so geschickt gewählt für die wenigen Momente, die es in einem Motel getragen wurde, daß ich am liebsten geweint hätte, als ich es herunterriß und in seiner Weichheit von ihr abstreifte – nur daß es zum Weinen zu früh war, mußte meine Impotenz sich doch erst noch erweisen. Ihre schwarzen Schuhe mit den hohen Absätzen, ihre bestrumpften Füße mit den flachen Fersen auf dem Teppich (so kindlich bei aller Wohlgeformtheit, und so kindlich auch der Druck ihrer Hände, mit denen sie sich auf meinen Kopf stützte, als ich ihr die schicken Schuhe auszog, daß Jahre aufgehoben wurden, die Jahre zwischen mir und der Zeit, als die Mädchen auf der Oberschule mich an meinen damals noch vorhandenen Haaren zogen, als es noch Ferien gab und Lakritzenketten und an die Fenster geklebte Schneemänner aus Papier, und als niemand uns sagte, daß Jesus nicht wirklich am Tag nach einem Schneesturm geboren worden war), ihre dann nackten Füße, entblößt durch meine Hände, die nach ihrer Taille hinaufgelangt hatten, um die Strumpfhose herunterzuziehen, die, so transparent an ihr, zu einer schwarzen Pfütze wurde, der ihre Füße schimmernd entstiegen, jeder Knochen ein Kleinod, die Zehen ein makelloses zartes Rosa: lieblich war sie, lieblich in jedem Stadium ihrer Entkleidung, so daß ich in jedem Moment hätte innehalten können und immer ein Geschöpf des Paradieses vor mir gehabt hätte, so bedachtsam hatte sie sich für die Entkleidung durch mich gekleidet, lieblich in ihrem Kleid, lieblich ohne ihr Kleid, lieblich mit der zierlich geschmiedeten Halskette und den Armreifen und der Armbanduhr, die sie unaufgefordert abnahm, lieblich sogar in ihrer fast knabenhaften Gestalt ohne ihren Büstenhalter, aber noch im Höschen, eine Mignonette oben ohne, wie für den Strand von Saint-Tropez gekleidet, und, als ich das Höschen (mit Rüschen und einem eingewebten Blumenmuster von der Zartheit eines Wasserzeichens) mit flinker Hand abgestreift hatte, lieblich mit nichts als ihrem Vlies und ihren Fingernägeln.
    Sie stand belustigt da, betrachtete sich, über die Schulter hinweg, im Spiegel und wartete auf mich und meinen nächsten Schritt. Während ich auf ungestümere Weise mich selbst auszog, erkannte ich, daß ihr zögernder und vorsichtiger Ausdruck, als ginge sie mit etwas Zerbrechlichem um, nichts mit ihr selbst und ihrer Nacktheit zu tun hatte, die für sie nur durch meine ehrfurchtsvolle Scheu dem Gewöhnlichen enthoben wurde, sondern mit mir, ob ich wohl in dieser perfekten, käuflich erworbenen Abgeschlossenheit imstande sein würde, den Glorienschein um sie zu durchbrechen und sie auf irdische Weise zu vögeln. Und als ich diesen Zweifel ahnte, schwoll meine Schwäche und erlangte ihre vertraute, unüberwindliche Dimension.
    Wir lagen beieinander, spielten miteinander und entzündeten uns aneinander; ich liebkoste sie und ließ mich liebkosen und brachte sie schließlich, da mein Stummel hartnäckig vor der Rolle des Helden

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