Der Sonntagsmonat
begangen hat. Hilfe, Hilfe, es ist nicht zu spät, die Babies kennen kaum ihren Vater, die Hochzeitsgeschenke sind noch ohne Narben, der Fehler kann ungeschehen gemacht werden, ein anderer Gefährte kann gewählt und das als Drache erscheinende Universum kann geschlagen werden. { * } Morde, Entführungen und andere Hirngespinste huschen aus der hektischen Umgebung dieser Spezies in die Zeitungsspalten. Der Ehebruch der hoffnungslos Verheirateten, der Paare in den Dreißigern mit nur langsam größer werdenden Kindern und nur langsam kleiner werdenden Hypotheken, ist eine schwerfälligere, häuslichere Kreatur, ein Lasttier, in der Tat, denn dieser Ehebruch dient dem Zweck, das Unabänderliche erträglich zu machen. Der Flirt beim Wohltätigkeitsball, die in ein Firmentelefon gestotterte Einladung zum Lunch, das Treffen mittags im Motel, ohne einen Augenblick die Uhrzeit zu vergessen, die geschmuggelten Briefe, das schmerzliche und sensible Auseinandergehen – das sind Eheriten, Ferien für die Verfolgten, doch werden sie ergreifenderweise oft nicht als solche verstanden von den Beteiligten, die sich gegenseitig mit Vorwürfen geißeln, während sie gleichzeitig einander als Sandsäcke gegen die Überschwemmung ihrer Heime in Position zerren. Der Ehebruch derer, die in ihren Vierzigern sind, erlangt wieder eine gewisse Unbeschwertheit, eine windspielartige Ausgelassenheit und ein pfauenhaftes Glänzen. Kinder gehen aus dem Haus, Eltern sterben, Geld verliert an Wert. Nichts ist so schwierig, wie es einst schien. Launen werden Anlaß zur Trennung (der letzte Dessertteller zerbrochen, das letzte unerträgliche Zigarrenbrandloch im Sessel) oder die Ehen werden durch Kapitulation verlängert. Das Rennen zwischen Freiheit und Erschöpfung ist entschieden. Und dann gibt es im religiösen Sinne keinen Ehebruch mehr, so wie es zwischen Schulkindern oder Sklaven oder den über jedes Abrechnen erhabenen Reichen keinen Ehebruch gibt.
Dies zu tippen, bekümmert mich. Ich sündige voller Mut. Verallgemeinerungen sind des Teufels, Einzelheiten des Herrn. Frankie Harlows buschiges Schamhaar war kupferrot und gekräuselt und unendlich angenehm zu kraulen. Ich tickte mit meinen Augenwimpern dagegen in dem Versuch, den Horizont minimaler Empfindung auszumachen. Ich kam mir in dem Kupfergeglitzer wie zwischen Sternen vor. Sie wisperte von fern her und versuchte mich in die Länge zu lullen. Nachdem ich in ihrem Keller versagt hatte, gedachte ich sie hier, auf dem Boden über dem Gemeindesaal zu nehmen, wo das Licht, das durch eine undichte alte Dachluke fiel, den Gegenständen Leben verlieh: den hölzernen Formen von Miniaturkrippenfiguren und lebensgroßen Futterkrippen, Kronen weiser Könige und Hirtenstäben, viktorianischem Altargerät und großen wuchtigen Bibeln, auf die nicht mehr von den kraftvollen, Schmutz aufdeckenden Pfarrern der Regierungszeit des ersten Roosevelt eingehämmert wurde, Sperrholzpalmen und Kirchen aus vergoldeter Pappe. Wir stahlen Samtkissen von einer gotischen Sitzbank für Diakone und ein Laken von einem Buntglasfenster, das bei einer Renovierung der Kirche entfernt worden war, und machten uns ein Nest. Lieblich anzusehen zwischen den Ausschneidefiguren, plastisch und voll Leben, machte sie mich schwach vor Staunen. Sie war zu fein. Ich schloß meine Lider auf den kristallischen Locken ihrer Scham und brachte mich verstohlen zu jener schlagflußartigen Steifheit, welche die Welt besamt, aber als ich mein Bündel Haut und Knochen und Gedärm sortierte, damit unsere Seelen sich mit Blicken ineinanderschlingen und unsere Genitalien ihr plumpes Werk verrichten konnten, geschah es, daß der Anblick ihres im Licht der Dachluke liegenden Gesichts (die blasse, leicht gewölbte Oberlippe ganz Erwartung, eine Perle aus Feuchtigkeit dort, wo der Spalt zwischen ihren Vorderzähnen auf das Zahnfleisch traf) mein Herz mit leuchtender Menschlichkeit erfüllte und alle Manneskraft mich verließ. Wir trauerten um mich, sie wünschte mir Gelingen, sie liebte mich für mein Versagen um so wilder, und dieser ihr Wunsch verstärkte noch die Barriere, auf die ich bei dieser seltsamen Verführung stieß.
Und da wir von Verführung sprechen – ich fühle, freundlicher Leser, wie deine Aufmerksamkeit abschweift; Mrs. Harlows ungeschändete Locken reiben deine schläfrigen Augen in der falschen Richtung. Aber diese Barriere, die mich hinderte, sie zu befriedigen, war in der Endphase meiner Distraktion das einzig Lebendige
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