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Der Sonntagsmonat

Der Sonntagsmonat

Titel: Der Sonntagsmonat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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Schuß nahm den gleichen Lauf. Ein ganz neuer Meister! ich schrieb mir selbst eine o an für das Loch und schleppte mich zurück zum Clubhaus. Mein Gesicht fühlte sich versengt an; ich war dem Teufel begegnet. Ich hatte mich gegen eine furchtbare Wahrheit gesträubt: Es sind die sicheren Schüsse, die uns erledigen.
    Oder, um die Moral in eine nützlichere Form zu kleiden: Auch ein Schlag mit halber Kraft erfordert eine Schulterdrehung.
    Und volle Aufmerksamkeit: Lau speie ich dich aus.
    Golf ist eine Knochenmühle, ein sofort strafender Zuchtmeister und Lehrer; Lehren, wohlproportioniert wie die Darstellungen binomischer Gleichungen, schimmern durch, die sonst auf immer zwischen dem das Wirrwarr gelebten Lebens umhüllenden Muskel verborgen blieben.
     
    Hier eine menschlichere Geschichte, die zudem glücklicher für deinen Helden ausging. Es war letzte Woche. Wir waren wie gewöhnlich zu viert zusammen – ich, Jamie Ray, Arnos und Woody. Woody und ich spielten unser übliches Dollar-Wettspiel, und wie üblich war er mir um fünfzehn Meter voraus. Ich weiß nicht, wie er mit seinen Schultern jemals in eine Soutane gepaßt hat, und ich wundere mich nicht, daß der Vatikan zu dem Schluß kam, er bedürfe einer Abkühlung. Jedesmal wenn er an die lateinische Messe denkt, wird er im Gesicht krebsrot und seine Scheren beginnen zu rasseln. Als Partner bekam er heute Jamie Ray, was hieß, daß er beim Teamspiel mit Sicherheit kassieren konnte. Jamie Ray schlägt miserabel, aber er puttet wie ein Engel; ich frage mich manchmal, ob ihm von der Arschfickerei her das Loch relativ groß erscheint. Während wir armen Fotzenmänner immer nach der Seite hin abgleiten, ängstlich vornüber gekrümmt wie Fötusse, die plötzlich merken, daß sie niemals ihre Schädel durch eine neun Zentimeter breite Beckenöffnung hindurchzwängen können. Arnos muß einst Frauenschänder gewesen sein, denn er versucht mit solcher Wucht, in die Tiefe des Loches zu treffen, daß ein Fehlschuß (und das sind die meisten) um zwei bis drei Meter vorbeigeht. Ich weiß natürlich, liebe Direktrice, daß Arnos’ Krise asexual war. Wer von uns hat nicht seine Geheimnisse ausgeplaudert, obwohl es verboten ist? Er war der Pastor einer glücklichen kleinen Gemeinde am Rand der Innenstadt mit einer Holzkirche im Kolonialstil, alles Säulen und Bänke, Jahresbudget um zwanzig Mille, zweihundert eingetragene Familien und davon vielleicht fünfzig aktiv. Eine fröhlich sterbende kleine Angelegenheit, keine große Belastung für einen Mann von sechzig, Kopf kahl wie eine Zwiebel, schleichende Arthritis in den Gelenken, die Kinder aus dem Haus, in Teheran und Caracas für die Regierung oder die Ölgesellschaften tätig, ein arthritischer evangelischer Glaube, der durch die vereinzelten Schwarzen in der Gemeinde und eine Menge Bürgerinitiativen «auf allgemeiner kommunaler Ebene» noch etwas gelenkig erhalten wird. Plötzlich brennt die Kirche ab. Ein Defekt im Leitungsnetz? Schwarze Panther oder Moslem-Vandalen aus dem Getto in der Nähe? Ein Blitzstrahl? Wie dem auch sei, in einer großen Versammlung beschlossen sie unter Bekundungen ihrer Gemeinsamkeit und ihres Ist-Gott-für-uns-Vertrauens, die Kirche wiederaufzubauen. Und so geschah es, und es entstand ein schicker kleiner Rundbau, ein sahnefarbenes Preßmüll-Ziegel-Gebilde, das aussah wie eine Hutschachtel mit einer herausragenden und nach oben weisenden Hutnadel. Das Schlimme war nur, daß kein Mensch kam. Die Schwarzen waren der Meinung, das Geld wäre besser für Sozialarbeit ausgegeben worden, die älteren Gläubigen konnten sich mit dem neumodischen Gebäude nicht abfinden, die jüngeren gingen dazu über, sich reihum in den Kellern ihrer Häuser zu verlustieren, und nannten es Andachten, und die reichen Familien, die ihre Spenden aus Prinzip gegeben hatten, kamen ohnehin nie – sie hatten hier schon gelebt, als jenes Stadtrandgebiet noch Weideland am Ende der Straßenbahnschienen war, und glaubten nach wie vor, den religiösen Pflichten von Landjunkern wie ihnen sei vollauf Genüge getan, wenn man an Weihnachten in der Kirche erschien. Arnos’ Frau und ihr koreanisches Pflegekind besuchten die Gottesdienste, und einige der in der Gegend wohnenden Teenager, die die beiden für besessen hielten, brachen mehrmals nachts in der Kirche ein und verrichteten Dinge auf dem Altar, die feuchte Flecken hinterließen, und mit den Volleyball- und Yoga-Gruppen ging es bergauf. Aber das alles nahm er noch

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