Der Sonntagsmonat
de Dios.
Es fällt mir auf, daß ich mich schon mindestens dreimal in diesen mir abgenötigten Bekenntnissen dabei ertappte, wie ich von oben, erhöht, exaltiert, raptus, herabblickte, ähnlich wie auf den Golfball, ehe ich ihn so triumphierend in das Herz des achtzehnten Grüns schoß. Einmal, als ich bei der Rückkehr von einem nächtlichen Liebesdienst Ned und Jane in betrunkener Menschenfreundlichkeit an meinem Kamin herumhängen sah. Das zweite Mal, als ich aus der Erhabenheit meines priesterlichen Amtes einer vor mir knienden Frau, die ich noch nicht lange zuvor als Fellatrice erlebt hatte, das Abendmahl spendete. Das dritte Mal, als ich meiner alles überwölbenden Verkörperung als Autor durch das abgehobene Dach auf das häusliche Glück der Harlows, ihr Haus und seine in der Erinnerung zu puppengroßen, greifbaren Gestalten geschrumpften Bewohner hinabsah. Vielleicht zeigen diese Momente nackter Größenfreude das wahre Gesicht meines Wühlens, meiner komischen gewundenen Bewegungen im Schlamm der Erniedrigung. Was ist ein Masochist anderes als ein Sadist, den Schwäche zwingt, sich mit nachempfundenen Befriedigungen zu begnügen? Und umgekehrt – der Marquis selbst wollte, wie bei genauer Lektüre offenbar wird, lediglich in Frieden Kot mampfen. Insassen von Konzentrationslagern imitierten Kleidung und Gebaren ihrer SS-Wärter. Gefangene des Schmerzes, sie alle; Gefangene ein und derselben Kategorie. Freuds finsterer Gemeinplatz: Gegensätze sind eins. Licht birgt in sich die Möglichkeit des Dunkels. Gott ist der Teufel, schrecklich genug. Ich, ich bin alles, ich bin Gott und throne auf dem einzigen Ich, das für mich existiert, und ich bin Staub, und mir gefällt der Geschmack. Diese Reduktion, die ich hier beschrieben habe, diese Entkleidung meiner selbst, bei der ich Würde, Rechtschaffenheit, Ansehen, Vaterschaft, meinen Status als Ehemann und sogar den heimlichen Stolz des Ehebrechers auf die vollbrachte Tat abstreifte – was ist das alles anderes als eine Form der Erhebung, eine aktive Reaktion in einem starren senkrechten Rohr? Selbst mein Sieg über Woody: ist nicht der Kern der Freude daran ein Nichts, das Nichts, das der Vernichtende beim Anblick des Vernichteten empfindet?
Es ist etwas Mißliches in alldem, aber es fiel von mir ab, als eines Ihrer Apachen-Zimmermädchen mit klappernden Absätzen durch den Flur ging und irgendein faszinierendes Stück populärer elektronischer Musik vor sich hinsummte. Sie selber zweifellos auch ein faszinierendes Stück.
Gefiel dir das gestrige Wörtergolf? Spielen wir noch einmal, versuchen wir, ob wir von «Liebe» zu «Freiheit» kommen – zwei subversive Wörter, die enttäuschten Amerikanern so teuer sind. Lieb, Blei (in den Gliedern), Brei (der heiße, um den man wie die Katze geht), frei. Nur drei geschickte Schläge, ein Birdie! Die beiden Wörter sind sich auf der Unterseite gleich, und freie Liebe ist kein Skandal, sondern eine Tautologie.
Klarheit, Durchsichtigkeit. Mein nicht sehbares Thema. So wie ein Golfschlag mehr über einen Mann offenbart als Jahrzehnte gemeinsamer Gespräche. Woodys Ausfall bei einem herzhaften Grunzen und die entschärfte Eleganz seiner kurzen Schläge, bei denen der hoppelnde Ball vorzeitig am Rand des Loches ausrollt; Arnos’ sommersprossiger kahler Schädel, der unweigerlich seine fünfzehn Zentimeter nach links ruckt, wenn sein flach abgeschlagener Ball auf seiner sanften Kurvenbahn einer schnellen Wiedervereinigung mit dem Erdboden entgegenschießt; die alles wettmachende Überlegenheit des kleinen Jamie Ray, der sich seiner geschluderten Bälle schämt, auf den Grüns, die Art, wie er die rechte Hüfte zurückreißt und seinen rechten Ellbogen hineinstößt und wie der Rücken seiner behandschuhten Linken sich in Richtung des Loches bewegt, wie ein über dem Schlägerkopf schwebender Wächter, und wie sein schmuddeliges schmales Gesicht dem Durchschwingen folgt, als spähte er unter eine Veranda, und dann von einem beginnenden Lächeln zerteilt wird, wenn der Ball auf halber Strecke wissentlich den Weg zum Loch nimmt, das vor Erwartung übersprudelt, einem trinkenden Becher gleich – so sehen wir einander gleichsam nackt; auf dem Golfplatz durchdringen wir einander, schwimmen wie Fische einer in des andern Adern.
Was wir kennen, durchdringen wir: es ist nicht undurchlässig, ist weder Hindernis noch Feind; wir selbst sind es und doch nicht wir. Panovsky weist darauf hin, daß das Zeitalter des
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