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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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den Gegenstand, den Geiger zwischen Daumen und Zeigefinger hielt, und schüttelte den Kopf.
    Der Klient ertappte sich dabei, wie er nickte. Er hatte einmal einen Bandscheibenvorfall erlitten und damals alles versucht, um die Schmerzen zu lindern. Er wusste, was er da sah.
    »Das ist eine Akupunkturnadel. Ihre eigentliche Funktion besteht darin, Impulse, die das Gehirn als Schmerz identifiziert, daran zu hindern, die Nervenbahnen zu durchlaufen. Die Nadel kann aber auch Schmerz erzeugen.« Zwischen seinen Fingerspitzen glitzerte die Nadel wie das winzige Schwert eines Spielzeugsoldaten. »Du siehst, mein Beruf hat eine unübersehbare ironische Seite.«
    Die Bemerkung kam ohne eine Spur von Humor oder Bedrohlichkeit, und gerade das ließ dem Klienten eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Mit der freien Hand griff Geiger Matthew ins Haar. Ein unterdrückter Aufschrei entfuhr dem Verhörten. Es war keine Reaktion auf Schmerz, sondern ein Schreckenslaut angesichts der Erkenntnis, was ihm bevorstand. Geiger führte die Nadel geschickt zwischen Matthews Halswirbel ein. Matthewzuckte nicht einmal zusammen, und sein Blick blieb starr auf Geigers unversöhnliches Gesicht gerichtet.
    »Tatsache bleibt: Der Mensch ist ein bemerkenswert verletzliches Wesen. Diese Nadel wiegt weniger als eine Sperlingsfeder, Matthew. Die Träne eines Kindes, die darauf fällt, könnte sie verbiegen.«
    Geiger wackelte leicht an der Nadel und löste damit eine Abfolge schriller Schreie aus. Dann zog er die Nadel heraus, und das Kreischen verstummte. Tränen liefen Matthew über die Wangen, und sein Atem ging in kurzen, gepressten Stößen.
    »Hinzu kommt die Anwendung von Kraft auf Knochen und Gelenke, die Benutzung intensiver Hitze und Kälte, das erzwungene Schlucken von Flüssigkeit … Tatsache ist, Matthew, dass ich tagelang an dir arbeiten könnte, ohne auch nur einen einzigen Vorgang wiederholen zu müssen.«
    Geiger nahm Matthew den Kopfhörer ab und legte ihn und das Mikrofon auf den Boden. »Was körperlichen Schmerz angeht, so glaube ich, dass deine Empfindlichkeit gegenüber physischen Stimuli es überflüssig macht, sich mit diesem Gebiet zu befassen. Was emotionalen Schmerz betrifft – deiner Akte zufolge bist du alleinstehend und ohne Beziehung; ein Einzelkind, dessen Eltern nicht mehr leben. Deshalb wüsste ich nicht, wo ich dort ansetzen sollte. Du glaubst es vielleicht nicht, Matthew, aber du hast wirklich großes Glück mit deinem Leben.«
    Der Klient beobachtete gebannt das Geschehen. Eigentlich wollte er nur, dass Geiger auf Matthew einprügelte, damit der Kerl ein Geständnis ablegte und die Sache ein Ende fand. Anschließend konnte der Klient seine Anrufe tätigen und nach Hause gehen. Doch schon als er Geiger kennenlernte, hatte er gespürt, dass es so nicht ablaufen würde.
    »Ich werde dich vorerst nicht befragen, Matthew«, sagte Geiger, »denn ich merke, dass du noch nicht bereit bist, die Wahrheit zu sagen, und ich möchte dich nicht zu einer Lüge verleiten.«
    »Fragen Sie, was Sie wollen. Ich … ich kann nicht sagen, was ich nicht weiß.«
    »Das ist richtig«, entgegnete Geiger. »Irrelevant, aber richtig.«
    Dem Klienten kam ein Gedanke, bei dem sich ihm der Magen zusammenschnürte. Sagte Matthew vielleicht die Wahrheit? Wusste er wirklich nichts? War es möglich, dass ein anderer die Pläne gestohlen hatte? Alles hatte auf Matthew hingedeutet, aber …
    »Der Brunnen, Matthew«, sagte Geiger. »Du bist unten im Brunnen, also mach die Augen zu.«
    Geiger ließ die Hände an den Seiten hinunterhängen. Die Finger zuckten fortwährend. Der Klient fragte sich, ob ein Muster dahintersteckte; beinahe schien es, als spiele Geiger Luftklavier.
    »Also gut. Du bist schon eine Weile dort unten, und wenn der Körper sich lange Zeit nicht bewegen kann, beeinträchtigt es den Geist. Dunkelheit, Klaustrophobie … sie verändern die Wahrnehmung, das Zeitgefühl, das Ichbewusstsein. Sie erschaffen eine Umgebung, in der emotionale Grenzen verschwimmen. Auf dem Rücksitz der Angst fährt der Schmerz mit. Hoffnung schwindet, Verzweiflung wird zum ständigen Begleiter. Sobald das geschieht, siehst du immer deutlicher, wer du wirklich bist. Du erkennst die Tiefen und Grenzen deiner Kräfte.«
    Geiger kniete sich vor Matthew. »Und dann wirst du verändert, Matthew – geradezu auf molekularer Ebene umgeformt. Einen stärkeren Weckruf gibt es nicht.«
    Geiger schloss die Augen und massierte sie in gemessenen, präzisen

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